Bautzen
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Ein neues Auto für Rollstuhl-Fahrer

Die Familie eines Rollstuhlfahrers aus Bautzen brauchte ein neues Auto. Freunde haben dafür  Geld gesammelt. Nun sind Hensels wieder mobil.

Von Kerstin Fiedler
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Freuen sich sehr über das rollstuhlgerechte Auto, für das über 50 Freunde, Verwandte, Bekannte und Firmen gespendet haben: Christine und Gerd Hensel. Nun kann Sohn André wieder mitfahren.
Freuen sich sehr über das rollstuhlgerechte Auto, für das über 50 Freunde, Verwandte, Bekannte und Firmen gespendet haben: Christine und Gerd Hensel. Nun kann Sohn André wieder mitfahren. © SZ/Uwe Soeder

Niethen/Bautzen. Ein bisschen gewundert hat sich Familie Hensel schon, als sie jetzt nach Niethen, einem kleinen Ortsteil in der Gemeinde Hochkirch, kommen sollte. Dort wohnen Henry Pittke, der einen Fahrdienst betreibt, sowie sein Fahrer Robert Piroska. Piroska hat im Nebenerwerb noch eine kleine Werkstatt am heimischen Grundstück. Und dort wartete dann auch die Überraschung: ein rollstuhlgerechtes Fahrzeug für Familie Hensel, deren Sohn André durch eine seltene Muskelerkrankung an den Rollstuhl gefesselt ist.

Nun ist ein solches Fahrzeug normalerweise keine Besonderheit, aber in diesem Fall dann eben doch. Denn die Hensels, die in Bautzen wohnen, haben kein Geld für ein neues Fahrzeug. Das alte jedoch hatte gerade den Geist aufgegeben, der Tüv lief Anfang des Monats aus. Dazu kommt, dass André Hensel es seit einiger Zeit nicht mehr schafft, selbstständig vom Rollstuhl in das Fahrzeug umzusteigen. Und die Eltern schaffen es nicht mehr, ihn zu tragen. Als Robert Piroska dies alles mitbekam, haben sein Chef und er eine Idee entwickelt. „Wir wollten es schaffen, ein gebrauchtes Fahrzeug zu finden, das wir so umbauen konnten, dass der Rollstuhl reingefahren werden kann“, erklärt Piroska. Und so kam eine besondere Spendenaktion ins Rollen. „Wir haben etwa 250 Briefe verschickt, in denen wir die Situation von André geschildert haben“, sagt Piroska. Und nachdem auch die SZ darüber berichtet hat, kamen sehr viele positive Rückmeldungen. „Das hätten wir kaum für möglich gehalten“, sagt Henry Pittke, der sich an diesem Tag darauf freut, die Gesichter der Familie zu sehen. Denn auch die Schwester von André Hensel ist gerade im Urlaub vor Ort. Da das größere Familienauto gerade kaputt gegangen war, sind die Hensels mit einem kleinen Polo nach Niethen gekommen.

Seit 2001 an den Rollstuhl gefesselt

Der mittlerweile 35-jährige André Hensel hat eine seltene Muskelerkrankung, die ihn seit 2001 an den Rollstuhl fesselt. „Aber er hat immer wieder gekämpft“, ist Vater Gerd Hensel stolz. Während Mutter Christine nur selten einen Job annehmen konnte, weil sie immer für ihren Sohn da war, arbeitete Gerd Hensel als Elektriker. Doch nun ist er in Rente. Die fällt aber nicht so üppig aus, dass sich die Familie ein Auto kaufen kann, das ihren Bedürfnissen entspricht. Und das eben bekam auch Robert Piroska mit, der den jungen Mann seit 2012 auf Arbeit fährt und wieder nach Hause bringt. „Der Robert ist schon wie ein Familienmitglied“, sagt Gerd Hensel.

Der Moment, als die Familie merkt, weshalb sie nach Niethen kommen sollte, ist nicht nur für die Hensels sehr berührend. Verwandte, Bekannte und Freunde, die für ein rolli-taugliches Auto gespendet hatten, sind gekommen und freuen sich mit. Christine Hensel kommen vor Rührung die Tränen. Und sie merkt schnell, dass sie den Rollstuhl mit ihrem Sohn ganz leicht in das neue Auto schieben kann. „Na“, fragt Robert Piroska keck, „ist der gut? Wollt ihr ihn haben?“ Andrés Schwester Diana Hensel strahlt: „Das haben sie sich verdient“, sagt sie leise. Und Gerd Hensel findet es toll, dass es so etwas noch gibt, dass sich Freunde füreinander einsetzen. „Ich bin stolz auf euch“, sagt er gerührt.

Insgesamt haben sich über 50 Spender an dieser Aktion beteiligt. Was fehlte, haben Henry Pittke und Robert Piroska dazugelegt. Und nun kann Familie Hensel auch wieder Ausflüge unternehmen.