Merken

Ein Punkt und viele Emotionen

Der HC Elbflorenz verabschiedet sich mit einem Remis von seinen Heimfans – und einigen Spielern.

Teilen
Folgen
© Ronald Bonß

Von Maik Schwert

René Boese bekommt feuchte Augen. Er gibt Autogramme und Interviews, lässt sich mit Familie, Freunden und Fans fotografieren. Hinter ihm liegt sein letztes Heimspiel als Handballprofi. „Natürlich fällt das nicht leicht nach 17 Jahren“, sagt der 34-Jährige. „Da fließen schon mal ein paar Tränen. Das zeigt ja auch, dass ich das gern mache.“ Er hört auch nicht von heute auf morgen komplett damit auf. „René Boese hängt den Handballprofi an den Nagel“, steht auf dem Holzbrett, das ihm jemand geschenkt hat. Als Spieler bleibt er dem HC Elbflorenz erhalten. Der Linkshänder verstärkt die zweite Mannschaft in der Mitteldeutschen Oberliga und hält sich bereit für das erste Team in der 2. Bundesliga, falls dort mal Not am Mann ist.

„Ich trainiere nicht mehr in der Intensität wie bisher, drei- bis vier- statt neunmal in der Woche“, sagt er. Höchstens zwei Jahre kann sich der Rechtsaußen diesen Abschied auf Raten noch vorstellen und freut sich in dieser Übergangszeit auf mehr freie Wochenenden, „die ich endlich mit meiner Familie verbringen kann. Ich habe zwei Jungs und schon so viel verpasst, weil ich beispielsweise nicht da gewesen bin, als sie einen Zahn verloren haben.“ Prompt bittet ihn einer seiner Söhne, mit ihm Handball zu spielen. Das macht er sofort. Der Junioren-Europameister von 2004 arbeitet seit seinem Wechsel nach Dresden 2015 bei Saegeling Medizintechnik, dem Betrieb von Uwe Saegeling, im Marketing. Der Klubboss spricht von emotionalen, auch traurigen Augenblicken, als es um den Abschied von den Profis geht.

Marcel Balster hört richtig auf. Er darf am Samstagabend gegen die HSG Nordhorn-Lingen ebenfalls noch einmal ran. Der Torhüter hält die Mannschaft mit seinen Paraden im Spiel und hat seinen Anteil am 23:23 (10:11) vor 1 295 Zuschauern. „Was Marcel gehalten hat, verdient höchsten Respekt“, sagt Christian Pöhler. Der Trainer freut sich, dass sein Schachzug, ihn von Anfang an zu bringen, genauso aufgeht wie die vielen anderen Wechsel. „Der Aufstieg in die zweite Liga war für mich das Geilste überhaupt“, sagt Balster, der in der abgelaufenen Saison den Klassenerhalt mit der Reserve-Mannschaft in der vierten Liga sicherte. „Das Amateurfinale um den DHB-Pokal in Hamburg war dann noch mal ein echtes Highlight.“ Doch die Geburt seiner Tochter vor sechs Monaten übertrifft alles. „Jetzt kümmere ich mich um meine kleine Familie und meine berufliche Karriere.“ Der 25-Jährige zieht nach Oldenburg und arbeitet dort als Physiotherapeut.

Daniel Zele spielt zwar weiter Handball, aber nicht mehr in Dresden. Der Ungar wechselt nach einem Jahr beim HC Elbflorenz zum Ligakonkurrenten Dessau-Roßlauer HV 06. „Schade, dass es nicht mit einem Erfolg geklappt hat“, sagt der 26-Jährige. „Es hat nicht viel gefehlt. Details haben entschieden und wir zu viele Fehler in der Abwehr und im Angriff gemacht, die nicht passieren dürfen.“ Der Rückraumspieler freut sich auf das Wiedersehen in der nächsten Saison.

Mit seinen Noch-Kollegen hält er schon vor dem letzten Heimspiel ein Transparent hoch: „Danke für die geile Saison“. „Die Fans haben einen Riesenanteil an unserem Erfolg“, sagt der Dresdner Linksaußen Julius Dierberg. Beide Mannschaften zeigen noch mal ein qualitativ gutes, sehr kampfbetontes Zweitliga-Handballspiel unter sommerlich-subtropischen Verhältnissen in der Arena. Die beiden Jungs mit den Lappen müssen dem Hallensprecher zufolge mehr wischen als bei einer Curling-Weltmeisterschaft. Anschließend steht das Publikum auf und das Team wieder im Blickpunkt. „Ein großes Kompliment an die Mannschaft“, sagt Saegeling. „Für diese erste Saison in der zweiten Liga, die sie sehr erfolgreich und souverän gestaltet hat, und auch für dieses letzte Heimspiel. Wir haben unser neues Haus bezogen, und es macht Spaß, euch darin beim Handball zuzuschauen.“ Am nächsten Sonnabend gastiert der HC Elbflorenz ab 18.30 Uhr beim TV Emsdetten. Danach geht es erst in die Sommerpause und dann ab in den Urlaub.