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Ein Reichenbacher rettet Europa

Sicherheits-Profi Michael Kruhl leitet in Dänemark eine Katastrophenschutz-Übung. Er koordiniert dabei Helfer aus zwölf Ländern.

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© privat

Von Ralph Schermann

Reichenbach. Michael Kruhl ist seit einigen Tagen wieder aus Dänemark zurück. Der Reichenbacher hat dort eines seiner bisher umfassendsten und anspruchsvollsten Projekte umgesetzt: Er leitete eine internationale Katastrophenschutzübung der Europäischen Union. „Die habe ich ein ganzes Jahr lang geplant“, berichtet er.

Rund 200 Teilnehmer aus zwölf Staaten trainieren bei der zweitägigen EU-Übung den Einsatz nach einem fiktiven Erdbeben.
Rund 200 Teilnehmer aus zwölf Staaten trainieren bei der zweitägigen EU-Übung den Einsatz nach einem fiktiven Erdbeben. © Carsten Rehder/dpa

Kern der Übung war die Evakuierung von EU-Bürgern aus einem Erdbebengebiet durch ein Einsatzteam, vorbereitet von Helfern vor allem aus Deutschland, aus Österreich und aus der Slowakei. Das Besondere dabei war, dass die Flugbereitschaft der Slowakischen Regierung mit zum Team gehörte, Michael Kruhl also auch mit Regierungsfliegern trainierte. „Letztlich waren Personen aus insgesamt zwölf Ländern beteiligt, und es gab zwei reale Evakuierungsflüge von einem offiziellen Bundeswehrflugplatz aus“, erzählt Michael Kruhl.

Das internationale Interesse war ebenfalls groß. Als Beobachter der Übung waren zahlreiche Vertreter verschiedener Ministerien und internationale Medien zu Gast. Als Begründung der Großübung hieß es, dass die EU in Notfällen ihren Bürgern an jedem Katastrophenort mit eigenen Helfern beistehen und sie ausfliegen wolle. „Die Union setzt dabei eine Lehre um, die aus der Tsunami-Katastrophe von 2004 in Asien gezogen wurde. Und solche Abläufe müssen eingeübt werden“, sagt Kruhl. „Alles sollte wirken wie bei einer echten Katastrophe, es war sehr realitätsnah.“ Spürhunde fanden zunächst die „Opfer“. Mit schwerem Gerät wurden sie aus Trümmern möglichst gerettet und medizinisch versorgt. Manche steckten in hohlen Betonteilen und wurden freigemeißelt, auch Presslufthämmer kamen zum Einsatz. Italienische Hilfskräfte errichteten ein Lazarett-Zelt und simulierten Röntgenuntersuchungen und Notoperationen. Und aus Lautsprechern knatterten Hubschraubermotoren, dazu kamen Bergungsgeräusche. Übungsleiter Kruhl hatte an alles gedacht, als er 200 Helfer und über hundert Verletztendarsteller zu koordinieren wusste.

Der frühere Fachberater des Ortsverbandes Görlitz des Technischen Hilfswerkes ist seit mehr als zehn Jahren im Katastrophenschutz aktiv und hat bereits viele andere Helfer ausgebildet. Er war während fast allen großen Unwettern in Deutschland wie Flut-, Sturm, Schneekatastrophen, aber auch bei Unfällen, Bränden, Sicherungseinsätzen dabei. Immer wieder fordert ihn die Bundesregierung für Auslandseinsätze an und setzt dabei auf Kruhls Fachkenntnisse, Sprachausbildung und ständig überprüfte Tropentauglichkeit. Im Regierungsauftrag bereiste er Haiti und den Libanon, Sudan, Rumänien und Japan, China und Äthiopien. „Meine Ausbildung umfasst auch die Gefahrenabwehrstrukturen der Europäischen Union und der Vereinten Nationen, mein Schwerpunkt liegt bei der Koordinierung und Steuerung von Einsätzen, überwiegend also Stabsarbeit im nationalen und internationalen Raum, aber auch die humanitäre Hilfe spielt in meinem Beruf eine große Rolle“, berichtet Kruhl.

Das bestimmt auch sein ziviles Leben. Da wird er von mehreren Wirtschaftsunternehmen, Landkreisen, Regierungspräsidien, Hochschulen und Behörden in Fragen von Katastrophenschutz und Gefahrenabwehr gebucht. Denn er vermittelt mit der eigenen in Reichenbach ansässigen Firma Kommplex Stabskonzepte (KSK) Feinheiten der Führungsarbeit auf diesem Gebiet. Dass das Interesse an fundiertem Wissen über Notfallplanungen, Ausbildungen, Reisesicherheitskonzepte, Firmenausstattungen bis hin zu internen Forschungen zunimmt, zeigt auch die Entwicklung seiner kleinen Reichenbacher Firma: „Wir sind mittlerweile zu dritt bei KSK, haben uns also vergrößert und zudem auch weiter spezialisiert“, berichtet der Einsatzprofi.

„Die Welt ein Stück sicherer und für uns alle lebenswerter zu machen, das sollte unser aller Ziel sein, und dies können wir nur gemeinsam schaffen“, lautet ein von Michael Kruhl favorisiertes Lebensmotto.