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Ein Rittergut vor der Verwandlung

Der Mittelhof in Herwigsdorf wird zum Gemeinschaftshaus umgebaut. Geld steht dafür schon bereit – ein Glücksfall.

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© Rafael Sampedro

Von Marcus Scholz

Herwigsdorf. Rosenbachs Bürgermeister Roland Höhne (CDU) hat immer einen Plan. Besonders dann, wenn es darum geht, seiner Gemeinde etwas Gutes zu tun. Die Zukunft des sogenannten Mittelhofes in Herwigsdorf hält der umtriebige Bürgermeister sogar schon in den Händen – nämlich den Entwurf, wie altehrwürdig das Gebäude schon bald aussehen soll.

Im Inneren ist das Gebäude bereits entkernt worden ...
Im Inneren ist das Gebäude bereits entkernt worden ... © Roland Höhne
... dadurch hat man freien Blick auf die imposanten Balken aus Holz.
... dadurch hat man freien Blick auf die imposanten Balken aus Holz. © Roland Höhne

Bis zur Bodenreform im Jahr 1945 ist der Mittelhof ein Rittergut gewesen. Danach wurde das Gebäude samt umliegendem Areal von der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) als Büro, Traktorgarage und Hängerplatz genutzt, wie Höhne sich erinnern kann. 2002 ist der Mittelhof dann in Gemeindehand übergegangen. „Wir haben fast den ganzen Hof von der Treuhand gekauft“, sagt der Bürgermeister. Seitdem verfolgt er das Ziel, etwas aus dem alten Gebäude zu machen. Heute, also 15 Jahre später steht nun endlich fest, was mit dem Mittelhof passieren soll: Er wird zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Die Pläne dafür hat Höhne erst in der Gemeinderatssitzung im Februar öffentlich vorgestellt. Allerdings ist damals noch längst nicht klar gewesen, wann die Ideen für den Umbau verwirklicht werden können – denn es hat das Geld gefehlt.

Insgesamt soll die Sanierung des Mittelhofes rund 470 000 Euro kosten. Über das, vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt ins Leben gerufene Förderprogramm „Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum“ hat Höhne das Geld beschaffen wollen. Die Chancen, eine solch große Summe, wie sie benötigt wird, aus dem Fördertopf abzustauben, seien allerdings mehr als gering, so der Bürgermeister im Februar. Bei Kommunen ist das Förderprogramm beliebt und, wie das Umweltministerium auf seiner Internetseite mitteilt, schon im vergangenen Jahr sehr nachgefragt gewesen. Für 2017 stehen nun etwa zehn Millionen Euro zur Verfügung. Roland Höhne ist im Kampf um die Fördergelder nach dem „Windhundprinzip“ vorgegangen. So hat es der Bürgermeister selbst beschrieben. Übersetzt heißt das: Je schneller er den Fördermittelantrag einreicht, desto größer die Chancen, etwas vom Fördergeld abzubekommen.

Ende Februar hat Höhne schließlich sämtliche Unterlagen abgeschickt – und Anfang März gejubelt. Rosenbach bekommt den Umbau des Mittelhofs zum Dorfgemeinschaftszentrum zu 75 Prozent gefördert und kann sich damit auf etwa 350 000 Euro freuen. Die übrigen, rund 120 000 Euro für die Sanierung, bringt die Gemeinde aus eigener Kasse auf. Höhnes Plan ist damit aufgegangen. „Das ist ein riesiger Gewinn für den Ort. Das Ortsbild wird weiter aufgewertet“, sagt er.

Zuletzt hat die Gemeinde im Jahr 2008, auch über ein Förderprogramm, für 150 000 Euro das Dach des Mittelhofs neu decken lassen. Demnächst werden Fenster, Fassade und das Innere des ehemaligen Rittergutes erneuert. Dabei sollen Vereinsräume mit einer kleinen Küche, Präsentationsmöglichkeiten für Vereinsaktivitäten, Abstellräume für Gerätschaften, Sanitärräume und Umkleidekabinen für die Fußballer des TSV Herwigsdorf entstehen. „Mit der Sanierung wollen wir das Vereinsleben fördern und die Identifikation der Bürger mit ihrem Heimatort stärken“, erklärt Roland Höhne.

Seit dem Zusammenschluss der beiden Orte Herwigsdorf und Bischdorf im Jahr 1994 ist der Umbau des Mittelhofs das einzige, von langer Hand geplante Bauprojekt, das noch nicht verwirklicht worden ist. „Wir haben immer Wert daraufgelegt, dass beide Orte gleichberechtigt saniert und gefördert werden“, sagt Bürgermeister Höhne. Noch in diesem Jahr wird es nun so weit sein und das frühere Rittergut zu einem multifunktionalen Gebäude umgebaut. Eine Baugenehmigung hat die Gemeinde bereits. Einer von Roland Höhnes Plänen ist damit wieder einmal aufgegangen.