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Ein schwäbischer Bahnhof im Zentralgasthof

Der Modelleisenbahnclub Waiblingen und andere Vereine zeigen ihre Anlagen. Mit faszinierenden Details.

Von Peggy Zill
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Ralph Kappis am Waiblinger Bahnhof: Den haben die Modellbahner originalgetreu nachgebaut.
Ralph Kappis am Waiblinger Bahnhof: Den haben die Modellbahner originalgetreu nachgebaut. © Norbert Millauer

Weinböhla. Dramatische Abschiedsszenen am Bahnhof: Ein Paar küsst sich zum letzen Mal, die Oma winkt mit dem Taschentuch dem Zug hinterher. Der startet am Waiblinger Bahnhof Richtung Backnang. Fährt vorbei an einer Gärtnerei, der gerade ein Traktor in den Zaun gerauscht ist, am Wäldchen, in dem geknutscht wird, und einem Feld, auf dem Kartoffeln geerntet werden.

Der Modelleisenbahnclub Waiblingen hat sich keine eigene Welt geschaffen, sondern die Realität aus Holz, Leim und Gips nachgebaut. Nur deutlich kleiner und aus der Vergangenheit. „Das ist der original Waiblinger Bahnhof aus den 80er-Jahren“, erklärt Ralph Kappis. 

Der Bahnhof musste einem Neubau weichen und der Güterschuppen Platz für Lidl machen. Aber die alten Fachwerkhäuser der Waiblinger Innenstadt, die ein Vereinsmitglied nachgebaut hat, stehen auch heute noch.

Rund 130 Meter Gleise haben die Vereinsmitglieder allein für diese eine Anlage verlegt, die 20 Meter lang ist. Mit einem Lkw haben sie die einzelnen Module und die einer zweiten Anlage von Baden-Württemberg nach Weinböhla gebracht. 

Zum fünften Mal nun schon. Ralph Kappis ist gebürtiger Weinböhlaer, verließ den Ort wenige Monate vor dem Mauerfall – mit dem Zug. Seine alte Heimat besucht er aber noch regelmäßig und so entstand irgendwann die Idee der Modellbahnausstellung im Zentralgasthof. Hier habe er mit 14 Jahren seine erste Ausstellung miterlebt und es sei der Wunsch entstanden, so etwas auch mal selbst gestalten zu dürfen.

Anknüpfend an die Ausstellungen von 2003, 2006, 2010 und 2016 werden wieder Modelleisenbahnen im Foyer, Saal, Nebengebäude und auf der Galerie gezeigt. Neben Bekanntem wird es auch viel Neues in verschiedenen Spurweiten und Epochen zu sehen geben.

Es sind große digitalgesteuerte Anlagen und auch eine Menge liebevoll gestalteter Kleinanlagen, wie zum Beispiel Modellbahnen im Koffer, im Brotkasten, im Flachbildfernseher oder in der Mikrowelle. Die Aussteller kommen nicht nur aus Baden-Württemberg, sondern auch aus Berlin, Bayern und Sachsen. Insgesamt 26 Anlagen gibt es zu sehen.

Im Foyer hat der MC Lößnitzgrund aus Coswig seine Clubanlage mit Dresdner Motiven aufgebaut. Die ist nicht ganz originalgetreu. Das DVB-Hochhaus steht am Postplatz. Dafür können die Besucher nicht nur Züge, sondern auch Straßenbahnen beobachten.

Und wer will, darf auch mal selbst steuern. Allerdings nur die Züge, die auf der Galerie oder der Bühne unterwegs sind. Und damit auch die Kinder die große Anlage genau unter die Lupe nehmen können, stehen Trittbretter bereit.

Die Modellbahner haben noch was mitgebracht: Puppenstuben. „Auf kleinem Raum zeigten wir bei der letzten Ausstellung ein Puppendorf im großen Maßstab. Die große Nachfrage nach den kleinen Puppenstuben war Anstoß für uns, dieses Thema weiter auszubauen“, sagt Ralph Kappis.

In einem separaten Raum auf 80 Quadratmetern können Puppenstuben und Puppen verschiedener Aussteller bestaunt werden. Die Besucher können beim Basteln von Zubehör zuschauen.

Auch das Heimatmuseum, das dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert, freut sich am Wochenende über Besucher. Rund 2 000 kamen zu den vergangenen Modellbahnausstellungen. Ralph Kappis hofft, dass auch dieses Wochenende viele angelockt werden. Vor Verständigungsproblemen mit den Schwaben muss sich niemand fürchten. „Wir können Hochdeutsch – und auch Sächsisch“ steht auf Schildern.

Die Ausstellung ist am Freitag von 13 bis 18 Uhr, Sonnabend von 10 bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Familien zahlen 12 Euro, Erwachsene 6 Euro und Kinder 1,50 Euro Eintritt.