Pirna
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Ein schwedisches Original in Rathen

Die Landesbühnen inszenieren „Pettersson und Findus“ im Theaterzelt. Den alten Mann spielt Jürgen Haase, der ganz anders aussieht als sonst.

Von Thomas Morgenroth
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Jürgen Haase und Annika Gerber mischen als „Pettersson und Findus“ das Theaterzelt in Rathen auf.
Jürgen Haase und Annika Gerber mischen als „Pettersson und Findus“ das Theaterzelt in Rathen auf. © René Jungnickel

Winnetou und Old Shatterhand tragen neuerdings Bart. Einen dicken grauen Rauschebart. Tja, was tut ein Schauspieler nicht alles, um eine Figur so glaubhaft wie möglich auf die Bühne zu bringen. Jürgen Haase, in Kurort Rathen mehr als drei Jahrzehnte lang als Held in den Abenteuern von Karl May gefeiert, gibt jetzt im Theaterzelt einen alten Mann. Nein, keinen in die Jahre gekommenen Blutsbruder, sondern ein schrulliges schwedisches Original, den Pettersson in „Pettersson und Findus“.

Es sei lange her, dass er einen Vollbart hatte, sagt Haase, der im Mai 62 geworden ist. „Damals war er noch schwarz, und Tom Pauls hat mich nicht erkannt.“ Mancher wird ihn auch jetzt ungläubig anstarren, aber das Grau, das schon beinahe weiß ist, steht ihm gut. Haase freut sich, dass er diese Rolle spielen kann: „Das macht mir einen Riesenspaß. Es sind die schönsten Kindergeschichten, die ich kenne.“ Mittlerweile, sagt er, sei er schon ein bisschen wie Pettersson: „Ich vergesse auch immer alles.“

Seinen Text allerdings nicht. Dafür hat er ihn zu oft üben müssen, wegen der doppelten Besetzungen der anderen Rollen, also des Findus‘ und der drei Hühner Brillan, Henni und Soffi Moffi, die von Studenten der Theaterakademie Sachsen in Delitzsch gespielt werden. „Ich habe das erste Mal meinen Text komplett bei den Proben gelernt“, sagt Jürgen Haase, der der einzige Profi auf der Bühne ist. Das findet er spannend und lobt den Nachwuchs, der bei den Landesbühnen Sachsen im letzten Semester echte Bühnenluft schnuppern kann.

Steffen Pietsch, Leiter des Jungen Studios, inszeniert das Stück, für das Dagmar Leding zwei der Bücher von Sven Nordquist zusammengefasst hat: „Eine Geburtstagstorte für die Katze“ und „Ein Feuerwerk für den Fuchs.“ Dramaturgin Clara Schnee, es ist ihre erste Spielzeit bei den Landesbühnen, sorgte für eine „knackige“ Fassung, die nur wenig länger als eine Dreiviertelstunde ist. Die aber hat es in sich.

Da gackern die Hühner auf zwei Etagen, rennt ein wilder Stier über die Bühne, um Findus aufzuspießen, es knallt und pufft, um den Fuchs zu vertreiben, ja, und der zerstreute Pettersson setzt sich in den Korb mit den Eiern. So kommt es, dass Jürgen Haase nicht nur mit Bart, sondern auch in Unterhosen zu besichtigen ist.

Premiere ist am Sonnabend, es ist die erste richtige im Rathener Theaterzelt, alle anderen fielen den staatlichen Restriktionen wegen der Corona-Pandemie zum Opfer. Das ist für alle bedauerlich, insbesondere für die Studenten, die eigentlich auch in den gestrichenen Musicals „Peter Pan“, „Kiss Me Kate“ und „Annie Get Your Gun“ besetzt waren. „Das ist schon ziemlich schade“, sagt Josephine Rab, die abwechselnd mit Sandra Naleppa das Huhn Soffi Moffi spielt. Die jungen Frauen studieren im Fach Musical und haben sich deshalb auf die großen Produktionen gefreut.

Nun gibt es wenigstens noch eine kleine, die am 24. Juli in Rathen Premiere hat. Unter dem Titel „Ja, so warn’s, die alten Rittersleut’“ präsentieren die Studenten einen amüsant-romantischen und musikalischen Abend, mit Liedern aus dem Alltag der mittelalterlichen Eisenmänner. Der bärtige Jürgen Haase hätte da gut hingepasst – zum Beispiel als Mönch in einem Kloster.

Theaterzelt Rathen, „Pettersson und Findus“, Premiere am 18. Juli, 16 Uhr; außerdem am 19. und 21. Juli, jeweils 16 Uhr; „Die alten Rittersleut’“, Premiere am 24. Juli, 19 Uhr, wieder am 25. Juli, 19 Uhr; alle Infos und Termine: https://www.landesbuehnen-sachsen.de/

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