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Ein Ständchen zum 90.

Joachim Omonsky war viele Jahre Betriebsdirektor im Nieskyer Stahlbau. Daran wurde gestern an seinem runden Geburtstag erinnert – in Versen und musikalisch.

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© Jens Trenkler

Von Carla Mattern

Es war ein langes Gedicht, das gestern Vormittag in der Gaststätte des Nieskyer Bürgerhauses zu hören war. Der Nieskyer Helmut Kern trug es vor, leidenschaftlich und gut verständlich, genauso wie auch die Reime kurz und prägnant und manchmal auch lustig waren. Dass es ein vielstrophiges Gedicht war, das lag eindeutig am Thema. Denn gewidmet hatte der Nieskyer Helmut Kern das einem anderen Nieskyer, seinem ehemaligen Chef Joachim Omonsky.

Der feierte am Freitag seinen 90. Geburtstag. Seine Frau Christel, Kinder, Kindeskinder, Verwandte, Freunde und ehemalige Kollegen waren dabei. Helmut Kern, ehemaliger Stahlbauer und ehemaliger Vorstand der Nieskyer Wohnungsbaugenossenschaft Wobag, saß mit am Tisch der Feierrunde und trug als ein Freund des Stahlbaus die kleine Ode an Joachim Omonsky vor. Die Freunde des Stahlbaus organisieren nicht nur einmal im Jahr im Oktober ein Treffen für ehemalige Stahlbauer, sie verstehen sich auch als Unterstützer des Stahlbaus. Gemeinschaftssinn, Stolz auf das Unternehmen und seine Produkte und Interesse am gegenwärtigen Geschehen - vieles schwingt mit in dem Kreis der Freunde des Stahlbaus.

Und natürlich lassen sie es sich nicht nehmen, aus gegebenem Anlass auch mal in dichterischer Hochform aufzulaufen. Joachim Omonsky, dessen Spitzname Omy aus Stahlbauzeiten natürlich auch gestern wieder zu hören war, ist ein waschechter Nieskyer. 1928 geboren, ging er so gut wie gar nicht aus seiner Heimatstadt weg, zum Beispiel an die Technikerschule Meißen. Bereits 1959 war er nach einem Fernstudium an der Technischen Hochschule Dresden Diplom-Ingenieur. Ab 1962 leitete er den Stahlbau Niesky, eine verantwortungsvolle wie anspruchsvolle Aufgabe für den 34-Jährigen, der zwei Jahre zuvor geheiratet und ein Jahr zuvor zum ersten Mal Vater geworden war.

Viele Tonnen Stahl verließen Niesky in alle Welt, sozusagen veredelt in Form von Brücken und Konstruktionen. Einige davon sind beispielsweise die Strombrücke Magdeburg, die Elbebrücke Riesa, die Fähranlage in Saßnitz, die Oderbrücke in Frankfurt/Oder, Stahlkonstruktionen für ein Zellulosekombinat in Ust Illimsk (damals UdSSR). Ein guter wirtschaftlicher Erfolg seien auch die Kühlhäuser gewesen. Mitgebaut haben die Nieskyer Stahlbauer unter anderem an der Staatsoper Berlin und am Berliner Palast der Republik. Das sind alles anspruchsvolle Projekte, die nicht nur den Stahlbauern viel Arbeit, sondern auch Anerkennung verschafft und die den Namen der Stadt Niesky in die Welt hinaus getragen haben. In den 22 Jahren, in denen Joachim Omonsky die Geschicke des Stahlbaus leitete, wurde viel in das Werk investiert. Außerdem begleitete er auch den Prozess, als der Stahlbau Niesky in das Volkseigene Metallleichtbaukombinat (MLK) überführt wurde.

Stahlbau und MLK sind zwei Begriffe, die vor allem älteren Nieskyern noch gut bekannt sind. So wie der Begriff Stahlbau-Ensemble. Das war 1979 gegründet und dabei von Joachim Omonsky unterstützt worden, wie Egbert Stephan berichtete. Der Rothenburger war als ehemaliger Kollege da und als Mitglied der Nieskyer Heidespatzen. Die Ständchengruppe des Gesang- und Laienspielensembles mit Stahlbauwurzeln gratulierte auf ihre Weise. Sie nahmen den Jubilar und seine Gäste mit auf eine musikalische Reise – unter anderem mit ihrem Niesky- und dem Oberlausitz-Lied.