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Ein Turm für die Lukaskirche

Das Gotteshaus in der Südvorstadt soll sein altes Aussehen zurückbekommen. Dabei könnte die Berliner Groko helfen.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Dieser Traum muss schon sehr lange geträumt werden. Seit mehr als 15 Jahren sehnen sich viele Südvorstädter nach einem neuen Turm für die Lukaskirche, damit diese Folge des Krieges endlich verschwindet. Bei der Bombardierung brannte der Turm aus, das Metallgerippe hing nur noch kaputt herab. Heute schützt ein deckelähnlicher Verschluss den Stumpf des Turms. Doch die schlanke, hohe Spitze soll endlich wieder zum Panorama Dresdens gehören, das jeden empfängt, der von den Südhängen aus die Bergstraße hinab in das Stadtzentrum kommt. Nun sind die rund 80 Mitglieder im Förderverein Lukaskirche wieder einen Schritt weitergekommen. Der Traum könnte Wirklichkeit werden.

2001 haben sie den Verein gegründet. Damals noch planten sie mit einem Eigenanteil von 100 000 Euro und begannen mit der Spendensammlung. Der Kirchenvorstand gab sein Einverständnis und steht noch heute hinter dem Vorhaben, sagt Rainer Petzold, der bis 2014 Pfarrer in der Gemeinde war. Doch das Hochwasser von 2002 machte den Wunsch nach Fördermitteln zunichte. Die avisierten Programme standen nicht mehr zur Verfügung. Das Geld wurde für den Wiederaufbau nach der Flut gebraucht. „Natürlich gibt es wichtigere Aufgaben als den Turm. Zum Beispiel muss die Kirche insgesamt saniert werden“, sagt der Vereinsvorsitzende Jens Christian Giese. Dennoch wollten er und die anderen sich ihren Traum nicht ausreden lassen. Sie sammelten weiter für ihre Vision von der Südvorstadt samt neuer Kirchturmspitze.

2010 hatten sie die 100 000 Euro zusammen. Ende 2017 waren es 200 000 Euro. Davon konnten zwei Ingenieurbüros beauftragt werden. Die Entwurfsplanung ist abgeschlossen. Nun besteht Sicherheit über die Art und die Kosten des Wiederaufbaus. Und mit dieser Planung können jetzt endlich Fördermittel beantragt werden.

Demnach sind insgesamt 1,4 Millionen Euro für den Bau des Turms und die Montage in der Höhe notwendig. Das Geld soll durch die Eigenmittel des Vereins, Fördermittel von Land und Bund sowie durch Sponsoren zusammenkommen. Dafür hat der Verein jetzt einen Unterstützer in Berlin gewonnen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Lämmel ist neues Mitglied im Verein. Er wohnt in Coschütz und würde gern die Dresden-Silhouette mit dem Turm sehen. „Der Bund hat ein eigenes Denkmalschutzprogramm“, sagt er. Nun gelte es, dort für die überregionale Bedeutung der Kirche zu werben. Die kann nicht nur baulich punkten. Der neue Turm soll originalgetreu wiederaufgebaut werden. Es ist auch die besondere, herausragende Akustik. Die hat dem Gotteshaus schon vor der Wende die Bezeichnung als Radiokirche eingebracht. Noch heute finden im Inneren Konzerte aller Art statt, auch Pop- und Rockgruppen haben hier schon gespielt. Die Lukaskirche wird nun Musikkirche genannt. Künftig soll es nicht nur innen prächtig klingen, sondern das Gotteshaus auch außen prächtig aussehen.

Für den Neubau würden die Bauleute eine Art Konsole auf den Steinkranz bauen. Von dort aus würde das neue Turmstück in die Höhe wachsen. Der Steinkranz befindet sich in einer Höhe von 45 Metern. Bis zur neuen Kirchenspitze sind es dann noch einmal 40 Meter. Das letzte Stück des Turms soll auf dem Boden errichtet und schließlich mit einem Kran hochgehoben werden. Dies hat mehrere Vorteile. „Wir könnten damit schon anfangen und parallel weiter Geld sammeln“, sagt Jens Christian Giese. 15 Meter hoch wäre dieses letzte Stück des Turms inklusive der Spitze. Dies wäre auch Motivation und Ansporn für alle Vereinsmitglieder und neue Sponsoren. Die Menschen würden sehen, dass sich bei dem Vorhaben etwas tut, dass es vorangeht.

Einen ähnlichen Effekt haben die Vereinsmitglieder mit dem großen Ziffernblatt samt Uhrzeigern und Uhrwerk erlebt. Das steht am Fuß der Kirche, ist aber so gebaut, dass es später am Turm montiert werden kann. Auch dazu gibt es eine besondere Geschichte. Demnach sind auf dem Foto der Kirchweihe von 1903 römische Zahlen auf dem Ziffernblatt zu sehen. Spätere Aufnahmen zeigen jedoch arabische Zahlen. „Die römischen Ziffern waren von unten schlecht zu erkennen, deswegen wurden sie übermalt“, sagt Giese. Die neuen Ziffernblätter sollen wieder so aussehen, wie es zur Weihe war – mit größeren römischen Zahlen, die gut lesbar sind. Dem hat auch die Denkmalbehörde zugestimmt.

Einen konkreten Termin für den Baustart gibt es nicht. Sehr lange damit warten wollen die Vereinsmitglieder aber auch nicht. Viele, schon ältere Menschen unterstützen das Vorhaben. Sie sollen die Kirche samt neuer Spitze auch noch erleben. „Das ist für uns moralischer Ansporn“, sagt Vereinsvorsitzender Giese.

www.lukaskirchturm-in-dresden.de