Bautzen
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Ein Abend für Gerhard Gundermann

Die Witwe des Liedermachers sang jetzt in Bautzen einige seiner Titel – und erzählte von seinem zerrissenen Leben.

Von Carmen Schumann
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Zusammen mit dem Gitarristen Andreas Bunckenburg sang Gerhard Gundermanns Witwe Conny seine Lieder in der Aula des Schiller-Gymnasiums.
Zusammen mit dem Gitarristen Andreas Bunckenburg sang Gerhard Gundermanns Witwe Conny seine Lieder in der Aula des Schiller-Gymnasiums. © Carmen Schumann

Bautzen. Mit einem Paukenschlag begann am Freitag eine neue Staffel der „Bautzener Gespräche“: Gezeigt wurde in der Aula des Schiller-Gymnasiums der preisgekrönte Film „Gundermann“ von Andreas Dresen. Die Organisatoren der Bautzener Gespräche, Ex-Oberbürgermeister Christian Schramm und Christian Kämpfe, hatten dazu Conny Gundermann, die Witwe des 1998 im Alter von 43 Jahren gestorbenen Liederpoeten Gerhard Gundermann, eingeladen, die auch einige seiner Lieder sang. Viele der Besucher in der voll besetzten Aula hatten den Film bereits gesehen. Aber der Streifen ist von der Art, dass man ihn mehrmals sehen kann oder sogar muss. Denn auf den ersten Blick dominiert Gundermanns Verstrickung mit der Stasi, was ein Zuschauer im Gespräch auch beanstandete. Aber Conny Gundermann sagte, wenn man den Film mehrmals sieht, verändert sich der Fokus. „Es wird noch viel, viel mehr erzählt“, gab sie zu bedenken. Die Ehefrau des Liederpoeten sagte, man müsse die Stasi als Metapher für Hinfallen und wieder Aufstehen sehen. Auf eine entsprechende Nachfrage von Schramm, wie Conny Gundermann zum Film stehe, sagte sie, dass sie eine Weile gebraucht hatte, um ihn zu mögen. Der Streifen fokussiert sich auf zwei Phasen im Leben des singenden Baggerfahrers. Da sind zum einen die 70er-Jahren, wo Gerhard Gundermann noch annahm, Sozialismus sei das Gegenteil von Egoismus und wo er das Land DDR noch verteidigte, mit Mitteln, von denen er damals dachte, dass sie die Richtigen seien.

Familie und Natur im Fokus

Zum anderen die 90er-Jahre, wo er sich für diese Mittel verantworten musste. Die Phase dazwischen hat der Film gar nicht aufgenommen. Wer sich für Gundermanns gesamte Biografie interessiert, der sollte ergänzend eine Dokumentation anschauen, sagte Conny Gundermann. Sie wies darauf hin, dass es eine brandneue Doku unter dem Titel „Gundermann Revier“ gibt, die demnächst im MDR zu sehen sein wird und 2020 auch in den Kinos anlaufen soll. Die Premiere am kommenden Sonntag in Hoyerswerda ist schon ausverkauft. Um den Zuschauern die Privatperson Gundermann etwas näher zu bringen, befragte Christian Schramm Conny Gundermann danach, ob er Kollegen hatte, die ihm Inspiration lieferten. Sie sagte, wenn er Musik hörte, konnten seine Gedanken zu Bildern werden. Wenn er ein Vorbild hatte, dann am ehesten Bruce Springsteen, der eine kraftvolle Arbeitermusik machte.

Auf Schramms Frage, was ihm wichtig war, sagte Conny Gundermann, das sei auf alle Fälle seine Familie gewesen, aber zunehmend auch die Natur, der Wald hinter dem Haus. „Wenn uns sein Leben etwas lehrt, dann, dass Menschen mit Brüchen zurechtkommen müssen“, sagte Conny Gundermann. „Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, nicht nur Gut und Böse.“

Christian Schramm resümierte „Gundi war ein unterschätzter Liederpoet, die Lausitz ist ein unterschätzter Landstrich und die Wende ein unterschätzter Bruch der Strukturen und Biografien.“ Deshalb müsse es mehr solcher Filme geben. Filme, in denen wir unsere Geschichte selbst erzählen. Denn bisher hätten es andere getan. Leider oft nur in Schwarz und Weiß.

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