Von Carina Brestrich
Sächsische Schweiz. Eine Frau, ein Scheich oder doch US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump – der Wanderer über dem Nebelmeer hat viele Gesichter. Bisher sind es exakt 64. So viele Vorschläge hat der Tourismusverband Sächsische Schweiz zum wohl berühmtesten Wanderer der Kunstgeschichte schon erhalten. Im Januar hatten die Touristiker einen Wettbewerb gestartet und dazu aufgerufen, dem Wanderer von Maler Caspar David Friedrich ein Gesicht zu geben.
„Wir sind mit der Resonanz schon jetzt sehr zufrieden“, sagt Yvonne Brückner, Marketing-Mitarbeiterin beim Tourismusverband. Aus früheren Aktionen wisse man, dass es mitunter schwer ist, die Menschen zur Teilnahme zu bewegen. Diesmal aber ist dies anders. Aus Sachsen und ganz Deutschland erhält der Tourismusverband Einsendungen, darunter aus Berlin, München, Hamburg, Osnabrück und Heidelberg. Den großen Erfolg führt der Tourismusverband auf die gute Werbung zurück. So etwa war der Aufruf im aktuellen Urlaubsmagazin abgedruckt. Dieses wird bundesweit unter anderem auf Messen, in Museen, Touristinfos und Gaststätten verteilt. Außerdem hat der Tourismusverband Werbepostkarten an Kunstvereine und Volkshochschulen verschickt. „Im Internet haben wir ebenfalls die Werbetrommel gerührt“, sagt Yvonne Brückner.
Die Qual der Wahl hat am Ende eine Jury aus sechs Mitarbeitern. Sie werden die fünf besten Bilder auswählen. „Über die Verteilung der Preise entscheidet dann das Los“, erklärt Yvonne Brückner. Als Hauptgewinne winken zwei Übernachtungen in der Elbresidenz in Bad Schandau. In die Sächsischen Schweiz reisen sollen allerdings nicht nur die Gewinner. Stattdessen dienen Aktionen wie diese immer auch dazu, um Leute auf die Region aufmerksam zu machen, sie vielleicht sogar zu einem Urlaub zu bewegen. Das bekannte Gemälde von Caspar David Friedich soll dabei helfen. Seit jeher ist sein Wandersmann Werbefigur für die Region.
Wild und romantisch
Doch Besucher anlocken soll der Wanderer nicht nur für die Sächsische Schweiz. Auch im Nationalpark Jasmund im Nordosten von Rügen ist er ein beliebtes Motiv. So etwa wirbt das Nationalparkzentrum Königstuhl mit einem T-Shirt, bedruckt mit der Silhouette des Wanderers, für einen Besuch der Kreidefelsen – und das, obwohl der Wanderer im Original eindeutig in einer Sandsteinfelsenkulisse steht. Schlimm findet das im Nationalparkzentrum in Sassnitz aber keiner. „Wild und romantisch“ heißt das Motto, unter dem neben T-Shirts auch Kerzen, Rotwein, Puzzle und Wanderungen im Kostüm angeboten werden – passend zu Caspar David Friedrichs Malerei. Der Maler war gern auf Rügen, ließ sich seiner Hochzeitreise mit seiner Frau 1808 zu seinem berühmten Bild „Kreidefelsen auf Rügen“ inspirieren. Dass sich mit dem Wanderer unter den Motiven auch eine ganz andere Urlaubserinnerung im Shop wiederfindet, hat ganz praktische Gründe. „Der Wanderer lässt sich grafisch gut darstellen“, sagt Susann Flade, die im Nationalparkzentrum Königstuhl für das Marketing verantwortlich ist. „Außerdem wollten wir den Gästen zeigen, dass es noch mehr berühmte Werke von Caspar David Friedrich gibt als nur die Kreidefelsen.“ Mit dem Tourismusverband Sächsische Schweiz pflegt der Nationalpark Jasmund sogar Kontakt. „Natürlich kennen wir auch den Malerweg und das Elbsandsteingebirge“, heißt es aus Sassnitz. Vielleicht kommen von der Insel ja auch noch ein paar Vorschläge zum Aussehen von Friedrichs berühmtem Wanderer. Ein wenig Zeit bleibt noch. Einsendeschluss ist der 15. September. Ob die Gesichter dann öffentlich zu sehen sein werden, wird danach entschieden. „Auf jeden Fall soll es eine Online-Galerie geben“, sagt Yvonne Brückner.
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