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Ein Weinabend mit Freunden

Unterscheiden Sie zwischen Weinabend und Weinprobe. Und kümmern Sie sich nicht nur um die Qualität des Alkohols.   

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Je später der Abend, desto leerer das Glas.
Je später der Abend, desto leerer das Glas. © Foto: pixabay

Der Winter ist die Zeit der Einkehr, in der wir gern einen Abend daheim verbringen – und uns Freunde und Bekannte einladen. Zum Beispiel jene, die sich wie wir für guten Wein begeistern. Warum also nicht mal einen Weinabend oder gar eine Weinprobe organisieren? Grundsätzlich ist das eine tolle Idee. Allerdings kann sich die Vorfreude schnell in Stress verwandeln, wenn Sie zu viel wollen. 

Mein Tipp: Werden Sie sich zuerst klar darüber, wohin die Reise geht. Variante eins ist der Weinabend. Für den gilt der Grundsatz „Weniger ist mehr“. Wichtiger als eine möglichst breite Weinauswahl ist ein guter Querschnitt. Ein halbes Dutzend verschiedene Weine überfordert Ihre Gäste. Trotzdem werden Sie es nicht jedem Teilnehmer recht machen können. Verfolgen Sie stattdessen den Ansatz, Ihren eigenen Geschmack „zu verschenken“ oder diesen Abend einem Gast, einer Reise oder einem bestimmten Erlebnis zu widmen. Machen Sie also zum Beispiel einen „Toskana-Abend“ mit einem Weiß- und einem Rotwein. Damit sind Sie inhaltlich aus dem Schneider. 

Das Einzige, worum Sie sich noch kümmern müssen, ist die Bevorratung. Hier hilft folgendes Rechenexempel: Grob geschätzt verbringen Ihre Gäste drei bis fünf Stunden bei Ihnen. Pro Stunde trinken sie zwischen 0,3 Liter am Anfang und 0,1 Liter am Schluss. Natürlich: Manch einer trinkt nicht 0,3, sondern eher 3,0 Liter. Aber diese Gäste lassen wir mal außen vor. Somit kommen Sie bei Otto Normalgenießer auf eine Flasche pro Abend. 

Auch bei einer Weinprobe daheim sollten Sie nichts verkomplizieren, wenn Sie selbst einen entspannten Abend verbringen wollen. Wenn es nicht Ihre Leidenschaft ist, dann lassen Sie die Weine lieber von jemandem organisieren, der sich damit auskennt. Das kann der Winzer oder der Weinhändler Ihres Vertrauens sein. Dann sind Sie nur noch für zwei maßgebliche Dinge verantwortlich: Bezahlen und Mineralwasser. Belächeln Sie nicht das Wasser. Es ist an einem solchen Abend immens wichtig. Achten Sie darauf, dass jeder Ihrer Gäste mindestens genauso viel Wasser trinkt wie Wein. So wird auch der nächste Tag erträglich. 

Die Sorge vor einem Kater, der daher rührt, dass zu viele Weine durcheinandergetrunken werden, halte ich für unbegründet. Natürlich macht die Menge das Gift – nicht jedoch das Kombinieren verschiedener Alkoholika. Zumindest gibt es hierfür keine wissenschaftlichen Nachweise. 

Noch ein letzter Tipp: Animieren Sie Ihre Probanden zum kontrollierten Mitschreiben. Umso nachhaltiger und intensiver werden sie den Abend wahrnehmen. Allerdings verändern sich nicht wenige Weinproben im Laufe des Abends. Oft werden sie zu geselligen Weinabenden. Gut so: Was gibt es Schöneres, als den Abend und das Leben zu feiern? 


 Silvio Nitzsche ist Sommelier und betreibt in Dresden die WeinKulturBar.