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Ein Wochenende der Gewalt gegen Flüchtlinge

Sprengstoff, Brandsätze, Prügel: Brutale Übergriffe häufen sich. Allein in Sachsen gab es schon wieder drei Anschläge.

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© Egbert Kamprath

Dresden. Die Gewalt gegen Asylsuchende in Deutschland erreicht einen neuen Höhepunkt. In mehreren Städten gingen am Wochenende Schläger auf Flüchtlinge los. Wieder wurden Asylbewerberheime in Brand gesteckt. Sogar vor bewohnten Unterkünften schrecken die Täter nicht mehr zurück. Es gab mehrere Verletzte.

Unbekannte zünden Container an

Am Sonnabend brannten gegen 1.40 Uhr abgestellte Wohncontainer an der Friedrich-Engels-Straße in Dippoldiswalde.
Am Sonnabend brannten gegen 1.40 Uhr abgestellte Wohncontainer an der Friedrich-Engels-Straße in Dippoldiswalde.
Als die Feuerwehr eintraf, standen die gestapelten Container lichterloh in Flammen.
Als die Feuerwehr eintraf, standen die gestapelten Container lichterloh in Flammen.
Die Container brannten vollständig aus.
Die Container brannten vollständig aus.
Sie sollten später an anderer Stelle als Unterkunft für Flüchtlinge dienen.
Sie sollten später an anderer Stelle als Unterkunft für Flüchtlinge dienen.
Das Operative Abwehrzentrum der Polizei wurde in die Ermitllungen wegen Brandstiftung einbezogen.
Das Operative Abwehrzentrum der Polizei wurde in die Ermitllungen wegen Brandstiftung einbezogen.
Die Löscharbeiten werden voraussichtlich noch bis in die Mittagsstunden andauern.
Die Löscharbeiten werden voraussichtlich noch bis in die Mittagsstunden andauern.
Etwa 70 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Dippoldiswalde, Reinholdshain, Reichstädt, Oberhäslich und Freital waren im Einsatz.
Etwa 70 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Dippoldiswalde, Reinholdshain, Reichstädt, Oberhäslich und Freital waren im Einsatz.

Cossebauder Hotel in Flammen

Im ehemaligen "Hotel Visa" in Cossebaude hat es in der Nacht gebrannt.
Im ehemaligen "Hotel Visa" in Cossebaude hat es in der Nacht gebrannt.
Der Brand brach im zweiten Stock des Hauses aus.
Der Brand brach im zweiten Stock des Hauses aus.
Die Flammen breiteten sich rasch aus.
Die Flammen breiteten sich rasch aus.
Mit mehreren Strahlrohren gelang es der Feuerwehr, den Brand zu löschen.
Mit mehreren Strahlrohren gelang es der Feuerwehr, den Brand zu löschen.
Im Einsatz waren die Berufsfeuerwehr (Wache Übigau) und die Freiwilligen Feuerwehren Cossebaude, Mobschatz und Brabschütz.
Im Einsatz waren die Berufsfeuerwehr (Wache Übigau) und die Freiwilligen Feuerwehren Cossebaude, Mobschatz und Brabschütz.
Gerüchten zufolge soll das Gebäude als künftige Flüchtlingsunterkunft im Gespräch sein. Der Polizei liegen dazu derzeit aber keine Informationen vor.
Gerüchten zufolge soll das Gebäude als künftige Flüchtlingsunterkunft im Gespräch sein. Der Polizei liegen dazu derzeit aber keine Informationen vor.
Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung. Das OAZ der Polizei wurde informiert.
Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung. Das OAZ der Polizei wurde informiert.

Bei einem Anschlag auf eine Asylbewerberwohnung in Freital bei Dresden wurde ein Mann leicht verletzt. Der 26-jährige Syrer erlitt Schnittwunden an der Stirn, als in der Nacht zum Sonntag vor seinem Schlafzimmerfenster eine Sprengladung explodierte. Das teilte die Polizei mit. Ein rechtsextremistischer Hintergrund sei „sehr wahrscheinlich“. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) sagte: „Die Straftäter haben schwere Verletzungen oder gar Schlimmeres bei den Bewohnern billigend in Kauf genommen.“ Das Operative Abwehrzentrum (OAZ) arbeite mit Hochdruck an einer Aufklärung.

Ebenfalls in Sachsen wurden in der Nacht zu Samstag zwei Brände gelegt, die im Zusammenhang mit Asylunterkünften stehen. In Dippoldiswalde brannten etwa 20 Container aus, die als Unterkünfte umgerüstet werden sollten. Der Schaden beträgt rund 300 000 Euro. Zuvor zündelten Unbekannte in einem leer stehenden Hotel in Dresden. Verletzte gab es nicht.

In Magdeburg und Wismar griffen Gruppen von Unbekannten Asylbewerber an, zum Teil mit Baseballschlägern. In Magdeburg wurde von den bis zu 30 Tätern ein 24-Jähriger vorläufig festgenommen. Die drei Opfer, zwei 26 und ein 35 Jahre alter Syrer, erlitten Prellungen und Verletzungen im Gesicht und wurden ambulant im Krankenhaus behandelt. Im mecklenburgischen Wismar prügelten rund 20 Schläger zwei Syrer krankenhausreif. Nach Angaben der Polizei standen die beiden Flüchtlinge am Samstagabend vor einer Unterkunft, als sie angegriffen wurden. Nach Angaben der 31 und 33 Jahre alten Opfer hätten die Täter Kapuzen-Shirts getragen. Die Schläger verschwanden in der Dunkelheit.

In Jena wurde ein 27-jähriger Syrer am Sonntagmorgen von drei Männern an einer Straßenbahnhaltestelle zusammengeschlagen. Die Täter sind unerkannt geflüchtet. Das Opfer erlitt leichte Verletzungen, die in der Notaufnahme behandelt wurden.

Auf die bewohnte Unterkunft einer dreiköpfigen Flüchtlingsfamilie in Sehnde bei Hannover wurde in der Nacht zum Sonntag ein Brandanschlag verübt. Ein 43-jähriger Mann wurde festgenommen. Verletzt wurde niemand. Mithilfe der Bewohner konnten Passanten das Feuer noch vor Eintreffen der Rettungskräfte löschen. Das Gebäude mit zwei Eingängen dient zwei Familien aus Montenegro als Unterkunft. (SZ/dpa)