Riesa. Bei seinem gewohnten Spaziergang am Merzdorfer Teich ist SZ-Leser Otmar Weber dieser Tage etwas Neues aufgefallen: Solide gezimmert steht dort seit wenigen Tagen ein massiver Holzzaun am Ufer. Der Senior konnte sich keinen Reim auf die Konstruktion machen. Und die Angler vor Ort hätten sich auch nur über das Objekt aufgeregt. Otmar Weber machte ein Foto von dem Zaun. „Das würde sich gut für ein Bilderrätsel eignen“, sagt der Merzdorfer.

Die SZ-Leser sollten doch bitte raten: Verbirgt sich dahinter der Baubeginn für eine komplette Teicheinzäunung? Eine Haltewand für Angler? Eine Kletterwand für Kinder? Eine Kulisse für „Mario Barth deckt auf“? Oder steht der Zaun symbolisch für ein Brett vor dem Kopf von Naturfreunden?

Der Senior hat selbst auch gleich bei der Stadtverwaltung nachgefragt – und habe die knappe Antwort erhalten, der Zaun sei „zum Schutz“ aufgebaut worden. So richtig überzeugt hat ihn das allerdings nicht. „Der Merzdorfer Teich kommt seit Jahrzehnten ohne Zaun aus. Ich bin dort als Kindergartenkind schon 1947 rumgelaufen.“ 

Die Stadt bestätigt auf SZ-Anfrage, dass das Geländer in der vorigen Woche am sogenannten Abflussbauwerk errichtet wurde. Der Zaun beschäftigte nicht nur Riesas Stadtverwaltung, auch die Untere Wasserbehörde und die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises hätten ihr Einvernehmen erklärt.

2 000 Euro für ein Provisorium

Anlass für den Zaunbau sei eine Prüfung schon im Jahr 2017 gewesen, sagt Rathaus-Sprecher Uwe Päsler. Damals sei die kurzfristige Errichtung einer Absturzsicherung an dieser Stelle empfohlen worden. „Die Stadt Riesa kommt hier ihrer Verkehrssicherungspflicht nach.“ 

Das Holzgeländer hat sich die Stadt rund 2.000 Euro kosten lassen. Für die Ewigkeit ist die Konstruktion allerdings nicht gedacht – sondern soll als Provisorium höchstens zwei Jahre stehen. „Das marode Abflussbauwerk soll, sofern Fördermittel akquiriert werden können, bis Ende 2020 erneuert werden“, sagt Uwe Päsler.

Der Merzdorfer Spaziergänger hält die Schutzwirkung des Zauns allerdings für gering: Kinder könnten sich herausgefordert fühlen, auf den waagerechten Brettern herumzuklettern. Wenn sie nicht ohnehin gleich hinter dem Zaun vorbeilaufen, so wie der Hund des Seniors. „Schließlich hört der Zaun rechts und links unvermittelt auf, ohne am Ufer irgendwie abzuschließen.“

Das hat auch seinen Grund, erklärt Stadt-Sprecher Uwe Päsler: Das Geländer habe aufgrund der angrenzenden Bäume nicht weiter rausgezogen werden können, um deren Wurzeln zu schützen. „Außerdem müssen die Angler an den Schacht gelangen zur Steuerung des Abflusses.“ – Ohnehin sei es ja gar nicht das Ziel der Stadt, den ganzen Teich einzuzäunen. Lediglich ein möglicher Absturz von Passanten im Bereich des Abflussbauwerks solle damit verhindert werden. Und dieser Schutz sei nun gegeben.

Spaziergänger und Angler müssen also nicht befürchten, dass sich demnächst ein Zaun rund um den ganzen Merzdorfer Teich zieht. Weitere Maßnahmen dort seien zurzeit nicht geplant, so die Stadt.