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Eine Biennale im Lutherjahr

Seit der Lessingpreisvergabe steht Kamenz wieder im Fokus der Wort- und Theaterkunst.

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Aller zwei Jahre schaut die sächsische Kulturwelt nach Kamenz. Immer, wenn Lessing-Tage anstehen, die es ja seit einiger Zeit nur noch im Zusammenhang mit der Vergabe des Lessing-Preises des Freistaates gibt – also als Biennale. Am Wochenende sind die 51. mit der Preisverleihung am Samstag im Ratssaal und mit der Geburtstagsfeier für Lessing am Sonntag im Stadttheater feierlich eröffnet worden. Im Mittelpunkt des Wochenendes standen natürlich die offiziell Geehrten: Lessingpreisträger Kurt Drawert (60) sowie die beiden Förderpreisträger Anna Kaleri (42) und Thomas Freyer (35). „Gemeinsam ist den drei Preisträgern der bewusste Gebrauch der Sprache“, wird Kunstministerin Eva -Maria Stange offiziell zitiert, die diesmal allerdings nicht persönlich in Kamenz sein konnte und durch ihren Staatssekretär Uwe Gaul vertreten wurde. Das tat dem auch für die Lessingstadt selbst wichtigen Anlass keinen Abbruch. Die Vorfreude vieler Kulturinteressierter in der Stadt und Umgebung war auch diesmal prägend für die gute Stimmung im Saal.

Im bis auf den letzten Platz gefüllten Kamenzer Ratssaal gab es anschließend die feierliche Lessingpreisübergabe.
Im bis auf den letzten Platz gefüllten Kamenzer Ratssaal gab es anschließend die feierliche Lessingpreisübergabe. © Matthias Schumann
Der anschließende Imbiss wurde vom Wirtsehepaar der Traditionsgaststätte „Zur Eisenbahn“ in Wiesa präsentiert.
Der anschließende Imbiss wurde vom Wirtsehepaar der Traditionsgaststätte „Zur Eisenbahn“ in Wiesa präsentiert. © Matthias Schumann
Für die musikalische Umrahmung sorgte die Jazz-Gruppe CodonArt aus Plauen.
Für die musikalische Umrahmung sorgte die Jazz-Gruppe CodonArt aus Plauen. © Matthias Schumann

Eintrag ins Goldene Buch

Ein Höhepunkt zuvor auch diesmal war die Eintragung der Preisträger ins Goldene Buch der Stadt – das, wie OB Roland Dantz erinnerte, 1925 von Handwerkern der Stadt gespendet worden war und bald auf 100 Jahre zurückblicken kann. „In dankbarer Anwesenheit “, also recht wortkarg Verewigten sich die drei Ausgezeichneten im dicken Folianten. Offenbar war ihnen die unerwartete Ehre doch etwas in die federhaltenden Glieder gefahren. Auch die Dankreden der Förderpreisträger im Ratssaal fielen knapp oder gleich ganz aus. Anna Kaleri, die mit ihrer Initiative „Literatur statt Brandsätze“ auf Fremdenfeindlichkeit im Land reagiert hatte, war auch angesichts der Zumutungen sächsischer Gegenwart die Lust an Statements für die Ewigkeit vergangen. Kurt Drawert freilich hielt gegen (siehe Kulturteil) und bekam viel Beifall. Und alle drei schließlich auch nach dem Gespräch mit MDR-Literaturexperten Michael Hametner im Stadttheater.

OB Dantz hatte in seiner Begrüßung auf das Thema der 51. Lessing-Tage verwiesen. Natürlich liege im letzten Jahr der Reformationsdekade der Titel „Luther & Lessing“ nahe, aber nicht nur in der Größe, sondern auch in der Unterschiedlichkeit beider Männer liege eine besondere Spannung. Dies werde sich auch in der Sonderausstellung im Malzhaus „Luther, Lessing und die Reformation in der Oberlausitz“ widerspiegeln, die am 1. März eröffnet wird und für die die Städtischen Sammlungen sogar einen Sonderzuschuss aus dem Bundesfördertopf zum „Reformationsjubiläum“ erschlossen haben. Und, wer sich mit den diesjährigen Preisträgern näher befassen wolle, sei auf ein Sonderregal in der Stadtbibliothek G.E. Lessing verwiesen, wo die Werke der drei zum Lesen einladen. „Und wir würden uns freuen, wenn auch Neues aus 2017 und danach noch dazu käme.“