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Eine Foto-Ära endet

Fotografenmeister Andreas Unger geht nach 45 Arbeitsjahren in den Ruhestand. Seine Kamera jedoch nicht.

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© Daniel Förster

Pirna. Eine Legende geht. Am 16. Juni öffnet Andreas Unger sein Fotogeschäft und Studio in der Gartenstraße zum letzten Mal. „Dann beginnt mein Ruhestand“, sagt er und muss bei diesem Gedanken selber schmunzeln. Viele aus Pirna kennen ihn, haben Hochzeitsfotos, Porträts, Jugendweihe-Fotos bei ihm machen lassen. Nie waren seine Kunden eine Nummer. Immer hat er genau hingeschaut, um das Wesen des zu Fotografierenden exakt herauszuarbeiten. Nach 45 Jahren ist für ihn und seine Ehefrau Kerstin jetzt wohlverdient Schluss. Dabei überwiegt aber nicht nur Freude auf geruhsame Zeiten. „Der Abschied vom Berufsleben fällt mir schon schwer. Bei meiner Arbeit bin ich vielen Menschen begegnet“, sagt der 69-Jährige leise.

Von der Fotografie war er schon als Schüler fasziniert. Damals entwickelte er Bilder selber und reproduzierte Fotografien. Unter anderem von den vier angesagten Pilzköpfen, den Beatles. Die Arbeiten konnte er an seine Mitschüler weitergeben. Gegen einen kleinen Obolus, versteht sich. Folgerichtig absolvierte er nach der Schule eine Fotografenlehre, um anschließend als Spezialfotograf am Uniklinikum in Dresden zu arbeiten. Dabei fotografierte und filmte er unter anderem auch Operationen. Ekel vor Blut empfand er nicht. „Wenn man durch eine Kamera schaut, sieht man die Sache und überlegt, sie so gut wie möglich zu fotografieren. Das schafft Abstand zum Objekt“, erklärt Unger und beschreibt damit einen Teil seines Erfolgsrezepts.

Nach dem er die Prüfung zum Fotografenmeister bestanden hatte, übernahm er 1972 ein Fotogeschäft in Pirna-Copitz. Menschen, aber auch Industrieprodukte fängt er gekonnt mit seiner Kamera ein. Bei den Erinnerungen an die Anfangszeiten in Pirna huscht ein Lächeln über sein Gesicht: „Ich weiß noch, dass wir damals in der eigenen Dunkelkammer die Bilder selber entwickelt haben.“ Kurz vor der politischen Wende spezialisierte er sich dann auch auf Farbfotografie. Eine Herausforderung wegen der damals noch recht simplen Technik. Seit 1998 befindet sich Geschäft auf der Gartenstraße, das nun weitervermietet wird. Ehrenamtliches Engagement ist keine Phrase für Andreas Unger, der viele Jahre unter anderem Obermeister der Fotografeninnung Dresden war.

Und was kommt jetzt für ihn? Wandern, Rudern im Sommer und Skifahren im Winter. Außerdem ist mehr Zeit, um die Tochter in Italien zu besuchen. Klar: Die Kamera hat Andreas Unger immer im Gepäck dabei. „Ich gebe zwar das Fotogeschäft auf, aber nicht das Fotografieren“, sagt der Pirnaer und schaut seine Frau an. Die versteht und lächelt. (hui)