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Eine Friedenspfeife für Gojko

Der Defa-Chefindianer sorgte am Sonntag in der Taubenheimer Kirche für ein volles Haus – und griff sogar zur Gitarre.

Von Carmen Schumann
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Gojko Mitic gastierte am Sonntag auf Einladung des Dorfclubs in der Kirche Taubenheim. Dabei stellte er unter Beweis, dass er auch singen kann.
Gojko Mitic gastierte am Sonntag auf Einladung des Dorfclubs in der Kirche Taubenheim. Dabei stellte er unter Beweis, dass er auch singen kann. © Carmen Schumann

Taubenheim. Ein Stunt mit Pferden? Kein Problem für den einstigen Defa-Chefindianer Gojko Mitic! Was für ihn beim Dreh der beliebten Indianerfilme viel schlimmer war, sei das Rauchen der Friedenspfeife gewesen, erklärte der bekennende Nichtraucher den Taubenheimern, die am Sonntag ihre Kirche bis auf den letzten Platz füllten. Trotzdem nahm er am Schluss der Veranstaltung schmunzelnd eine Friedenspfeife von Silvia Hauptmann vom Dorfclub entgegen. Über zwei Stunden hatte der Schauspieler aus seinem Leben geplaudert, gesungen und Ausschnitte aus seinen Filmen kommentiert. Wie er erzählte, hat er in seinem Leben noch nie geraucht. Dafür saß er schon mit sechs Jahren auf einem Pferd, in seinem jugoslawischen Heimatdorf, wo er im Kriegsjahr 1940 auf die Welt kam. Seine Kindheit sei sorglos gewesen, erzählte er.

Schon als Schüler hatte er die Karl-May-Romane auf Serbokroatisch gelesen. Deutsch lernte er auf dem Gymnasium. Westdeutsche Filmemacher verpflichteten ihn für kleinere Rollen in Karl-May-Filmen. Doch dann kam die Defa, das volkseigene DDR-Filmunternehmen, nach Jugoslawien und nahm den attraktiven Sportstudenten unter Vertrag. Heute resümiert Gojko Mitic, dass die Defa-Filme, die zumeist nach Vorlagen der Schriftstellerin Lieselotte Welskopf-Henrich gedreht wurden, weitaus realistischer und dem wahren Schicksal der amerikanischen Ureinwohner verpflichtet waren, als die abenteuerlichen westlichen Winnetou-Streifen.

Bruder bei echten Indianern

Begegnungen mit echten Indianern im Jahr 1995 hätten ihn deshalb auch sehr bewegt. Nachdem seine Gastgeber seine Filme gesehen hatten, nahmen sie ihn als „Bruder“ unter sich auf. Das sei für ihn wie ein Ritterschlag gewesen. Und er habe viel von ihnen gelernt. Unter anderem, dass diese stets im Einklang mit der Natur gelebt hatten. „Wir dagegen zerstören im Namen des Profits unseren eigenen Lebensraum“, sagte Mitic nachdenklich. Und er fügte hinzu: „Vielleicht zeigen uns die Indianer den Weg.“

Doch man kann Gojko Mitic nicht auf seine Rollen als Defa-Chefindianer reduzieren. Nachdem irgendwann mit den Indianerfilmen Schluss war, bekam er die Gelegenheit, seine Vielseitigkeit in anderen Streifen und auf der Theaterbühne zu beweisen. „Ich durfte auch mal den Bösewicht spielen“, sagte er. Schurkenrollen seien nämlich viel interessanter zu spielen. Mit dem Truffaldino, dem Helden aus „Diener zweier Herrn“ stand er auf der Theaterbühne. Das sei wesentlich anstrengender gewesen, als die Stunts in den Indianerfilmen, die er selbstverständlich selbst übernahm. Außerdem reklamierte er augenzwinkernd die Bezeichnung „Erster Deutscher im All“ für sich, denn er habe bereits vor Siegmund Jähns Weltraumflug einen Kosmonauten in einem Science-Fiction-Film gemimt. Deutschland sei übrigens inzwischen seine Heimat, bekannte er.

In Bad Segeberg, wo er 15 Jahre auf der Freilichtbühne den Winnetou gespielt hatte, sei man ihm als Ossi zunächst skeptisch gegenüber getreten. Er habe auch nur jeweils Einjahresverträge bekommen. Dass es dann 15 Jahre wurden, erfüllt ihn mit Stolz. Der Abschied mit dem Winnetou-Tod sei tränenreich gewesen.

Auf die abschließende Frage des Moderators Kai Suttner, was Gojko Mitic sich noch wünscht, meinte dieser , er lasse alles auf sich draufzu kommen und mache das Beste daraus.