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Eine glückliche Familie

Nicole Günther und David Heina leben gern in Bischofswerda. Weil die Stadt kinderfreundlich ist.

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© Rocci Klein

Von Constanze Knappe

Määäh. Fynn-Luca weiß genau, dass das kuschelige Fell in dem Tier-Tastbuch einem Schäfchen gehört. Das könnte der Zweijährige seiner Schwester beibringen. Amy-Lou zieht es vor, das beschichtete Buch erst einmal kauenderweise zu entdecken. Die Kleine wird bald ein Jahr. Die beiden Kinder sind der ganze Stolz von Nicole Günther und David Heina und im Leben ihrer Eltern die Hauptpersonen.

An diesem Sonntagnachmittag stehen Amy-Lou sowie 86 weitere Kinder aber auch für die Stadt Bischofswerda im Mittelpunkt. Sie nämlich hatte 39 Mädchen und 48 Jungs, die zwischen September vergangenen Jahres und dem August dieses Jahres geboren wurden, und ihre Eltern zum Babyempfang geladen. Zum 25. Mal, wie Oberbürgermeister Holm Große verkündete. Zum vierten Mal wurde dabei ein Kinderbaum gepflanzt. Der Blutahorn steht im Freibad in Bischofswerda. Wie in den Vorjahren sind die Neuankömmlinge auf einer Edelstahltafel mit Namen erfasst. Auch der von Amy-Lou steht darauf.

Die Tafel hängt am Eingangsgebäude des Freibads. Für sie wie auch den Baum ist es sozusagen ein Interimsquartier. In zwei Jahren, wenn die Fronfeste saniert ist, wird der Blutahorn in deren Außengelände umgepflanzt. OB Holm Große sieht darin Symbolcharakter: der Kinderbaum für die jüngsten Bischofswerdaer am ältesten Gebäude der Stadt. Gern hätte Fynn-Luca beim Anpflanzen den Baum mit gegossen, aber die Kindergießkannen waren auch von anderen Kindern heiß begehrt, sodass er nur zuschauen kann.

Von Neukirch nach Bischofswerda gezogen

Den Eltern gefällt die Sache mit dem Kinderbaum. Sie nehmen etwas später einen Rucksack mit Gutscheinen, besagtem Tier-Tastbuch und einem Keramikschildchen mit dem Namen von Amy-Lou entgegen. Sponsoren machten es möglich. Als tolle Geste empfinden das Amy-Lous Eltern. Jahrelang hatte Bischofswerda ein Begrüßungsgeld für die Babys gezahlt, welches mit Blick auf die städtischen Finanzen aber gestrichen werden musste. Für Fynn-Luca gab es seinerzeit 70 Euro beim Babyempfang in Neukirch. Dort lebte die Familie, ehe sie im vorigen Jahr nach Bischofswerda umzog. Der größeren Wohnung wegen, erklärt Nicole Günther. Und weil sie so näher an Oma, Opa und den Tanten dran sind, fügt ihre Schwester Corina Günther hinzu. Die übernimmt öfter den „Kinderabholdienst“. Es sei doch gut, wenn man sich in einer Familie gegenseitig helfe, sagt sie.

Seit sechs Jahren sind Nicole Günther und David Heina ein Paar. Der 28-Jährige arbeitet als Kurierfahrer in Dresden. Im Freibad in Bischofswerda waren sie vor dem Babyempfang noch nie. In diesem Sommer war das Wetter sowieso nur selten danach. Auch dürfe ihr Hund ja nicht mit ins Bad, so fuhren sie lieber an einen See.

Schnell einen Krippenplatz gefunden

Nicole Günther genießt die letzten Wochen der Elternzeit. „Mit zwei kleinen Kindern ist es zwar stressig, aber auch schön, sie aufwachsen zu sehen“, sagt sie. Die Tierwirtin möchte wieder arbeiten. In der Milchviehanlage in Großdrebnitz wird das in drei Schichten sein. Einen Krippenplatz für Amy-Lou zu kriegen, sei nicht schwer gewesen, sagt die 32-Jährige. Fynn-Luca geht in die Regenbogenvilla. Auch seine Schwester wird dort aufgenommen. Das hat ihre Mutti schon vor der Geburt geklärt. Ab Oktober geht Amy-Lou zum Eingewöhnen hin, ab November dann voll. Für die Familie wird das eine große Umstellung, darin sind sich die Eltern einig. Da die Kinder dann länger in der Kita bleiben als Fynn-Luca bisher, werden für Betreuung und Essengeld in der Krippe für beide zusammen an die 500 Euro im Monat fällig. Wie andere Eltern würden sich Nicole Günther und David Heina eine kostenlose Kinderbetreuung wünschen. Das wäre eine große Entlastung für das Familienbudget.

In Bischofswerda lässt es sich gut leben, finden die Eltern von Fynn-Luca und Amy-Lou. Toll wäre es, wenn es in Süd auch so einen schönen Spielplatz gebe wie im Lutherpark, sagen sie. Sie halten Ausschau nach einer Vier-Raum-Wohnung oder würden ein Haus mieten. Beides sei aber nicht so leicht in Bischofswerda zu bekommen.

Von all dem ahnen ihre Kinder nichts. Amy-Lou untersucht noch immer das Tier-Tastbuch. Ihr Bruder beobachtet auf dem sicheren Arm des Papas das Treiben ringsherum. Für die Geschwisterkinder hatte die Stadt zum diesjährigen Babyempfang ein Kinderfest organisiert.