Von Gabriel Wandt
Als Infopunkt ist das kleine Kiosk-Häuschen in den vergangenen Jahren genutzt worden, einen echten Nutzen hatte es schon lange nicht mehr. Das könnte sich bald ändern: Derzeit laufen Gespräche zwischen Stadt und der Initiative „Löbau lebt“, nach denen in das Gebäude bald wieder Leben einziehen könnte. Das sagt René Seidel von „Löbau lebt“ in einem SZ-Gespräch. Demnach passt der Standort gleich in mehrfacher Hinsicht zu dem kleinen Trupp von Löbauern, die sich mit der Öffnung des Gewandhauses im Mai einen Namen gemacht hatten. Sie haben schon damals ihr Büro in der Brunnenstraße 3 bezogen – und wollen dort auch weiterhin bleiben. Sogar ein Schild kündet jetzt davon. Überhaupt laufen derzeit auf mehreren Ebenen Bemühungen, die Arbeit der Initiative zu verstetigen.


So hat inzwischen eine Gründungssitzung des künftigen Vereins „Löbau lebt“ stattgefunden. Jörg Krause, Michael Wagner und René Seidel bilden den Vorstand. In den kommenden Wochen sollen die Formalitäten der Eintragung über die Bühne gehen. Im neuen Jahr, so hofft Seidel, kann der Verein als offiziell eingetragen und mit dem Status der Gemeinnützigkeit seine Arbeit aufnehmen.
Pläne für diese Zeit gibt es unterdessen wieder einige. Das zeigen auch die Wände im Löbau-lebt-Büro, die sowohl von den vergangenen Aktivitäten – also Gewandhaus-Öffnung oder Unterstützung des Blumenstraßenfestes – als auch auch von den demnächst umzusetzenden Ideen zeugen. So ist für das erste März-Wochenende ein Jugendforum geplant. Dafür läuft über verschiedene soziale Netzwerke im Internet jetzt die Werbung. Die Initiative will Jugendliche ansprechen und mit ihnen an anderthalb Tagen darüber sprechen, was sie sich aus ihrer Perspektive für die Stadt wünschen, erklärt Seidel das Anliegen. „Was wollt ihr in der Zeit zwischen Schulschluss und der Abfahrtszeit der Busse in der Stadt machen? Wohin wollt ihr gehen?“, skizziert er einige der Fragen, über die gesprochen werden soll. Wenn dabei Interesse an einem Treffpunkt-Ort entsteht, sollen die Fragen des Wie und Wo dann weiter erörtert werden.
Außerdem greift die Initiative einen der Vorschläge auf, der am Gewandhaus-Wochenende von den Besuchern am meisten geäußert wurde: Der Wunsch nach einem Kino für Löbau. Nun werden die Löbau-lebt- Macher keine neue Spielstätte in der Stadt eröffnen, eine vielversprechende Idee haben sie dennoch entwickelt. So wollen sie einmal im Quartal an wechselnden Orten einen Kino-Tag veranstalten. Für die Nachmittage ist eine Vorführung für Kinder geplant, und am Abend wird ein Film für Erwachsene laufen, erklärt Seidel. Der Abend soll dann zudem mit Musik und einem kleinen Barbetrieb ausklingen. Im Sommer sollen die Filme unter freiem Himmel gezeigt werden. Erste Ideen für Veranstaltungsorte haben die Mitglieder der Initiative bereits, noch ist aber nichts festgezurrt. Im Idealfall soll aber schon im Februar 2017 der erste Film zu sehen sein.
Auch beim Tag der Sachsen wird „Löbau lebt“ dabei sein. Gespräche mit Projektleiter und Messeparkchef Joachim Birnbaum sind geführt. Denkbar ist, dass der Verein wieder die Kniepert-Villa in der Blumenstraße öffnet, aber auch weitergehende Vorstellungen werden derzeit diskutiert, deutet Seidel an. Spätestens zum Tag der Sachsen soll auch das kleine Häuschen an der Ecke Bahnhofstraße/Brunnenstraße geöffnet werden. Seidel kann sich vorstellen, dort künftig an ausgewählten Tagen die Rollläden zu öffnen und je nach Jahreszeit Glühwein oder Eis anzubieten, mit Passanten ins Gespräch zu kommen – und eine Art kleine Bibliothek einzurichten. Solche Ideen werden anderswo in ausrangierten Telefonzellen verwirklicht: Initiatoren stellen Bücher in die unverschlossene Zelle, Leser nehmen sich ein Buch heraus, stellen es nach dem Lesen wieder zurück und vielleicht noch ein weiteres dazu. In Ostsachsen dürfte die Löbauer Variante dann aber einmalig sein. In Görlitz hat es vor einigen Jahren auf dem Untermarkt einmal den Versuch gegeben, in einer ausrangierten Telefonzelle eine sogenannte Bücherzelle zu etablieren. Er war aber nicht von langer Dauer.
Die nächste Aktion in Löbau findet am 11. Dezember statt. Da beteiligt sich „Löbau lebt“ am ersten lebendigen Adventskalender in der Stadt – und erweitert die übliche tägliche Stunde gleich auf den Nachmittag. So können Eltern mit ihren Kindern bereits ab 15 Uhr in die Brunnenstraße 3 kommen. Lesepaten aus Görlitz werden dann Märchen vorlesen. Für die Großen gibt es im Hof an der Brunnenstraße Kesselgulasch und anderes mehr. Außerdem wird die Gewandhaus-Ausstellung noch mal gezeigt und es ist das Löbau-lebt-Büro geöffnet.
Und wenn dann im neuen Jahr der Verein seinen offiziellen Status hat, setzen die Mitstreiter auf Wachstum. Das Werben von neuen Mitgliedern ist geplant – solchen, die aktiv mitmachen und solchen, die Aktionen fördern wollen. Das kleine Häuschen zwischen Wendler-Drogerie und Nicolaiplatz soll jedenfalls nicht zum Rückzugsort werden, soviel scheint klar.