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Eine kleine Sternstunde

SZ-Adventskalender: Erzählt wird in Türchen 3 die Geschichte von einem Mädchen, das mit dem Opa gemeinsam das Sterneln erlernt.

Von Peter Ufer
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Am 3. Dezember um 17 Uhr begrüßt der Weihnachtsmann auf der Bühne des Canalettomarktes Leon Rump als Kind mit dem Herrnhuter Stern Weihnachtsstern.
Am 3. Dezember um 17 Uhr begrüßt der Weihnachtsmann auf der Bühne des Canalettomarktes Leon Rump als Kind mit dem Herrnhuter Stern Weihnachtsstern. © Marko Förster

Mein Nachbar saß mit seiner Enkelin in der Stube an einem Tisch. Er sagte: „Weißt Du, wir werden heute sterneln.“ Das Mädchen fragte: „Was ist das: Sterneln?“ Ihr Großvater lächelte sie an und meinte, das sei eine ziemlich zackige Angelegenheit, so als würden von einem Würfel Ecken und Kanten abgeschnitten und diesem Restkörper dann Pyramiden aufgesetzt.

Das Mädchen schaute ihn ungläubig an und sagte: „Wer macht denn so einen Quatsch?“ Mein Nachbar antwortete: „Die Herrnhuter in der Lausitz. Die fügen 17 viereckige und acht dreieckige Zacken zu einem Stern zusammen. 25 Zacken gehören an einen Papprahmen und werden von Hand zusammengefügt.“ Dann erklärte er, dass der Herrnhuter Stern dem Morgenstern in Bethlehem gleiche, dass der aber gar kein Stern sei, sondern der hellste Planet am Himmel, nämlich die Venus. Das Mädchen hörte gespannt zu.

Mein Nachbar nahm jetzt einzelne Zacken aus vorgestanztem Papier und sagte zu seiner Enkelin: „So, wir kleben jetzt einfach Zacke an Zacke, Stück für Stück zusammen.“ Es handle sich übrigens, erklärte er, bei dem geometrischen Körper des Sterns um ein Rhombenkuboktaeder. Das Mädchen lachte und sagte: „Opa, Du wirst doch jetzt nicht anfangen, mit mir Mathe nachzuholen.“

Mein Nachbar lachte ebenfalls und meinte, dass der Stern aus Herrnhut tatsächlich zunächst gar nicht zum Verkauf im Advent gedacht gewesen sei, sondern eine pädagogische Maßnahme für die Kinder war, um Dinge zu begreifen. „Manchmal muss man etwas wirklich anfassen, um zu begreifen, wie es funktioniert“, sagte er. „Nicht wie heute, wo jeder eine Scheibe vorm Gesicht hat.“ Seine Enkelin holte ihr Handy hervor und sprach dort hinein: „Herrnhuter Stern.“ Mein Nachbar schüttelte nur den Kopf und sagte: „Das meine ich mit der Scheibe.“

Seine Enkelin las noch einmal nach, was ein Rhombenkuboktaeder sein sollte: „Es setzt sich aus acht gleichseitigen Dreiecken und 18 Quadraten zusammen.“ Sie nahm Spitze für Spitze und klebte sie auf den Grundkörper. Dann sagte sie: „Eine echte Bastelei, aber ein schönes Geschenk. Ich werde es meinem Freund schenken.“ Mein Nachbar stutzte und fragte: „Was, Du hast schon einen Freund?“ Sie entgegnete: „Na klar, Opa. Oder meinst Du, ich bin von gestern? Aber so ein Stern, macht auch heute noch Freude.“ Beide lachten und bastelten bis zum Abend noch viele Sterne.