Von Ines Scholze-Luft
Coswig. Die Autofahrer sehen einen gelben Bagger zwischen den Bäumen blitzen und neben der Spitzgrundstraße weitere Baufahrzeuge. Dann warten sie kurz an der Ampel mitten im Wald – mehr ist nicht zu spüren vom Bau am Lockwitzbach.
Gerade läuft dessen Sanierung auf dem letzten von acht Abschnitten im Stadtgebiet. Der Hochwasserschaden von 2013 wird beseitigt, Vorsorge vor künftigen Flutereignissen getroffen, sagt Lars Kleindienst, Leiter der Ortspolizeibehörde und für die Unterhaltung der städtischen Gewässer zuständig. An 14 Stellen zwischen Spitzgrundteich und Zimmermannschen Teichen sind nun die Mitarbeiter der OCS-Kubisch GmbH aus Lauta am Werk, haben auch neben der Straße zu tun, deshalb wandert die Ampel, je nach Arbeitsort.
Beispielsweise an die Mündung des Roten Bächels, so auch der Name einer Bushaltestelle auf der Spitzgrundstraße. Dort fällt die neue Stützmauer auf, die hat der Landkreis herstellen lassen. Genau unter der Mauer fließt der Lockwitzbach, schnurgerade, parallel zur Straße. Damit er sich nicht unter sie graben kann – je voller und schneller er ist, desto mehr kann er an seinem Bett nagen –, haben sich die Sanierer Besonderes einfallen lassen. Und einen Altarm der Lockwitz reaktiviert, um den Bach von Stützwand und Straße fernzuhalten. Der kann nun an dieser Stelle wie vor 80 Jahren wieder eine Kurve machen – das verringert die Fließgeschwindigkeit.
Damals wurde – mit dem Bau der Straße – der Bach begradigt und der Altarm abgetrennt, allerdings nicht komplett verschüttet. Günstig fürs Wiederbeleben. Das ist jetzt abgeschlossen, sagt Jana Hunger vom Planungsbüro Stowasserplan. Sie zeigt auf ein Bündel Äste, mehrere davon liegen im aufgegrabenen alten Bachbett. Sogenannte Faschinen, aus Laubholz – Erlen. Eschen, Ahorn, was gern am Wasser wächst. Sie sollen die Böschung sichern, sind sie verrottet, übernehmen das die daneben eingesetzten Junggehölze.
Wobei ein wenig Böschungsabbruch kein Problem, sondern eher gewollt ist: Der Bach soll sich in seinem wiederhergestellten Bett so verhalten können, wie er es naturgemäß tut. Nur den Weg daneben beschädigen, das darf er nicht. Auch deshalb werden die Neuerungen genau beobachtet, die Anpflanzungen gepflegt.
Der bisherige Bachlauf unterhalb der Straße liegt nun fast trocken – das wenige Nass in der Rinne stammt vom Grundwasser, sagt Jana Hunger. Eine breite Steinschwelle hinterm Altarmabzweig sorgt für den Wasserstopp. Nur wenn die Lockwitz zu voll wird, kann sie auch über die gerade Strecke entlang der Straße weiterfließen. Der erweiterte Ablauf sollte ein fünfjähriges Hochwasser meistern, so die Expertin.
Weitere Sanierungsspuren finden sich bachaufwärts. Trittsteine sollen einen alten Holzsteg ersetzen, über eine Mulde, durch die Wasser vom Berg zum Bach fließt. An einer Brücke gegenüber dem alten Steinbruch ist die Böschung zur Straße jetzt mit großen Steinen gesichert. Vor allem Böschungen und ausgespülte Brückenfundamente beschäftigen die Bauleute. Sie müssen die besondere Lage ihrer Baustelle berücksichtigen, mitten im FFH-Gebiet, mit speziellen Natur- und Landschaftsschutzvorgaben. Das bedeutet besondere Vorsicht, beispielsweise durch den Einsatz gummibereifter Kleintechnik.
Dass ein Teil des Baugebietes auf Weinböhlaer Flur liegt, etwa 1,5 Kilometer, beeinflusst die Sanierung nicht. Dafür gibt es eine entsprechende Vereinbarung der Kommunen. Voraussichtlich im Mai sollen die Arbeiten beendet sein, die insgesamt 129 000 Euro kosten, zu 100 Prozent gefördert aus Landes- und Bundesmitteln.