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Eine lange und verwirrende Liste

Das nächste SZ-Gesundheitsforum befasst sich mit der Ernährung bei Krebs und geplanten Bauchoperationen

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Professor Dr. med. Oliver Stöltzing ist Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Elblandklinikum Riesa.
Professor Dr. med. Oliver Stöltzing ist Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Elblandklinikum Riesa. © Elblandkliniken

Meißen. Für Krebskranke kommen ein veränderter Energiebedarf, eventuelle Unverträglichkeiten und spezielle Anforderungen vor geplanten Operationen hinzu.

Professor Dr. med. Oliver Stöltzing ist Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Elblandklinikum Meißen. Gemeinsam mit Ernährungsexpertin Peggy Dathe wird er beim SZ-Gesundheitsforum am 20. März zu diesem Thema neuste Behandlungsmethoden erläutern und Fragen beantworten.

Herr Professor Stöltzing, Frau Dathe, gibt es spezielle Ernährungsempfehlungen bei Krebserkrankungen?

Professor Stöltzing: Das Thema „Wie ernähre ich mich bei Krebserkrankung“ ist leider sehr komplex und verwirrend in den Informationsmedien abgebildet. Eine Vielzahl von sogenannten Studien geben Empfehlungen heraus, die teilweise zu einer Gefährdung der Patienten beitragen, mehr als dass sie helfen können.

So gibt es sogenannte Tumorhunger-Diäten, welche groteske Ernährungsempfehlungen geben, welche zu einer gezielten Aushungerung des Tumors führen sollen. Letztendlich können hierdurch Patienten erheblich gefährdet werden, sodass man sich dieser Thematik nur professionell widmen kann und nicht als Laie versucht, diesen Weg der Ernährungsumstellung alleine zu gehen.

In der Literatur gibt es durchaus klare und begründete Empfehlungen, wie sich Patienten mit Tumorerkrankungen ernähren sollen. Wir unterscheiden grundsätzlich zwei Situationen, zum einen die chronische Krebserkrankung und die damit verbundene Ernährung im täglichen Leben. Auf der anderen Seite gibt es die Situation, zum Beispiel bei geplanten Tumor-Operationen, wofür eine andere Nahrungszusammensetzung erforderlich ist, um den Patienten auf den bevorstehenden „Stress“ vorzubereiten.

Peggy Dathe: Ich stimme Herrn Professor Stöltzing an dieser Stelle zu, sowohl hinsichtlich der verwirrenden Mediendarstellung, als auch der nötigen professionellen, individuellen Betreuung. Eins muss man ganz deutlich sagen: Es gibt kein „Aushungern“ von Krebs durch Ernährung. Krebs kann nicht allein durch Ernährung geheilt werden. Allerdings ist es schon so, dass es für jede Art der Krebserkrankung, sowie für jedes Stadium der Erkrankung Ernährungsempfehlungen gibt. Jeder Patient muss aber in seiner individuellen Situation betrachtet werden. Das ist nur in einer Eins-zu-eins-Ernährungsberatung möglich.

Worauf müssen Patienten, die kurz vor einer OP stehen, in ihrer Ernährung besonders achten?

Professor Stöltzing: Grundsätzlich sollten Patienten vor einer größeren Bauchoperation ausreichend Energie tanken, um für die bevorstehende Phase der Operation und postoperativen Genesung bezüglich des körperlichen Status (Energiehaushalt) gut vorbereitet zu sein.

Hierfür müssen alle Ressourcen genutzt werden. Eine konkrete Zusammenstellung der Nahrungsoptimierung sollte individuell erfolgen. Patienten mit Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse haben andere Anforderungen als Patienten, die zum Beispiel wegen Darmkrebs operiert werden müssen.

Peggy Dathe: Entscheidend ist die Art der geplanten Operation. Aber schon mit der Diagnose beziehungsweise der Planung der OP sollte mit einer Ernährungsintervention begonnen werden, um eine Mangelernährung zu vermeiden.

Denn jeder fünfte Krebspatient stirbt nicht am Krebs selbst, sondern an den Folgen einer Mangelernährung. Mangelernährung hat nichts mit Untergewicht zu tun. Viele übergewichtige Patienten sind zum Beispiel mangelversorgt mit Eiweiß. Bei einer Krebserkrankung, aber auch generell bei der postoperativen Genesung ist der Eiweißbedarf erhöht. Und die Qualität des Eiweißes ist immens bedeutend.

Welche Unterstützung erhalten Betroffene im Elblandklinikum Meißen?

Professor Stöltzing: Wichtig ist zunächst, eine bestehende Mangelernährung von Patienten im Rahmen eines Screenings zu erfassen, damit die richtigen Konsequenzen daraus abgeleitet werden können. Im Fachbegriff nennt sich das „Präkonditionierung und Prähabilitation in der onkologischen Viszeralchirurgie“. Nach durchlaufenem Screening erfolgt eine Risikobewertung. Um die Patienten optimal für die bevorstehende Tumoroperation vorzubereiten, ist die Auffüllung des Energiehaushaltes erforderlich.

Das bedeutet unter anderem, dass der Operationstermin entsprechend ausgewählt wird, um eine ausreichende präoperative Konditionierung der Patienten überhaupt zu ermöglichen. In der Regel ist hier eine Vorbereitungsphase von ein bis zwei Wochen sinnvoll. Zusammen mit Fachkräften für Ernährungsberatung und unsere prästationäre Sprechstunde der Onkolotsen erfolgt dann die Supplementation (Ergänzung) der Ernährung durch Spezialkost, um die bestehenden Defizite bei den Patienten auszugleichen.

Eine präoperative Konditionierung betrifft aber auch die Herz- und Lungenfunktion. So sollten Patienten im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch eine Art Fitnessprogramm durchlaufen, zum Beispiel Atemtherapietraining, wodurch die postoperativen Risiken – unter anderem einer Lungenentzündung – deutlich gemindert werden können.

Peggy Dathe: Das Elblandklinikum Meißen hat den immensen Vorteil, dass es zum einen im Haus selbst eine Onkolotsin für die Patienten gibt. Zum anderen besteht im Rahmen der Mitgliedschaft im „Netzwerk für Krebsberatung Meißen“ im ambulanten Sektor die Möglichkeit, mit mir als ausgebildeter Onkolotsin zusammenarbeiten zu können. Somit ist die Weiterbetreuung auch nach dem Klinikaufenthalt abgedeckt. Speziell im Bereich der Ernährung trifft es sich, dass ich auch ausgebildete Diätassistentin bin. Auf ärztliche Zuweisung kann meine, individuell auf den Patienten zugeschnittene Ernährungsberatung dann zum Großteil von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.

Die Fragen stellte Kristin Koschnick.

Das SZ-Gesundheitsforum „Ernährung bei Krebs und geplanten Bauchoperationen“ findet am 20. März, 18 Uhr, im Elblandklinikum Meißen, Nassauweg 7, Konferenzraum 4, statt. Der Eintritt ist frei. Aufgrund des begrenzten Platzes wird um Anmeldung unter Tel. 03521 41045520 oder  0351 837475670 gebeten.