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„Eine logische Entscheidung“

Der BSV Sebnitz, Meister 2016, will künftig nur noch in der Kreisoberliga antreten. Trainer Rahle sieht keine Alternative.

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Das ist ein richtiger Schlag ins Kontor. Die Fußball-Landesklasse Mitte muss zukünftig auf eine ihrer besten Mannschaften der letzten Jahre verzichten. Der BSV 68 Sebnitz zieht sich nach dieser Saison freiwillig in die Kreisoberliga zurück. Noch vor zwei Jahren hatte Trainer Uwe Rahle seine Mannschaft zum Staffelsieg geführt, im Vorjahr bejubelten seine Schützlinge immerhin noch Bronze. Auch in dieser Saison zählen die Sebnitzer trotz großer personeller Probleme wieder zur Spitzengruppe, rangieren aktuell auf dem vierten Tabellenplatz. Ohne Zweifel geht der 7. Liga damit eine Attraktion verloren, zumal Spieler wie Dominik Oppitz oder Pierre Nebes quasi schon zum Inventar der Landesklasse zählten. Was Uwe Rahle über den Rückzug denkt und wie er seine persönliche Zukunft im Trainergeschäft sieht, sagt er in einem ausführlichen SZ-Interview.

Herr Rahle, wie kommentieren Sie den geplanten Abgang?

Aus meiner Sicht ist das eine logische Entscheidung und auch konsequent. Ob sie richtig ist, wird sich wohl erst in zwei oder drei Jahren zeigen. Der für die Landesklasse notwendige Schritt, die überalterte Mannschaft auf hohem Niveau zu erneuern, wäre für den BSV Sebnitz seriös kaum zu stemmen.

Wieso?

Fakt ist doch, dass wir seit Jahren in Sebnitz mit der geografischen Lage kämpfen. Spieler, die das Niveau haben, in der Landesklasse oben mitzuspielen, was wir das in den letzten Jahren mehr oder weniger getan haben, sind in der Gegend äußerst dünn gesät. Aus dem eigenen Nachwuchs kommen nur sehr spärlich wirklich talentierte Spieler hoch – und die meisten gehen dann noch aus beruflichen Gründen aus Sebnitz weg. Will man also das aktuelle Niveau halten, muss sich der BSV extern nach Spielern umsehen.

Und die sind in einer Amateurliga zu teuer?

Ja, sicher, denn viele haben dann 60 Kilometer Anfahrtsweg. Selbst tschechische Spieler wohnen da näher an Sebnitz. Will man diese aber nicht verpflichten, was sicher auch finanzielle Gründe hat, ist der Schritt, nun kleinere Brötchen zu backen, nur logisch und konsequent.

Wäre eine Fusion oder wenigstens eine Kooperation mit einem anderen Verein eine Lösung?

Für mich persönlich wäre das die einzig sinnvolle Lösung! Das hat explizit nichts mit dem BSV zu tun, denn die Probleme stehen bei anderen Vereinen genauso. Es macht wenig Sinn, auf engstem Raum um Spieler, Übungsleiter, Sponsoren, Zuschauer oder Schiedsrichter zu konkurrieren. Gemeinsam wäre man nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich stärker. Leider geht der Blick aber oft nicht über den eigenen Tellerrand hinaus. Das Thema war vor zwei, drei Jahren auch in Sebnitz aktuell. Warum die Fusion mit Neustadt dann doch gescheitert ist, ist mir aber nicht bekannt.

Werden Sie auch in der Kreisoberliga weiterhin als BSV-Coach tätig sein?

Nein, das werde ich nicht. Das hat aber nur nebensächlich etwas mit dem geplanten Rückzug zu tun. Nach dieser Saison sind es viereinhalb Jahre, die ich in Sebnitz als Trainer arbeite. Während dieser Zeit hat sich der Kader kaum verändert, aber die Spieler sind vier Jahre älter geworden. Wir hatten alle zusammen vier richtig gute Jahre beim BSV – nicht nur sportlich. Man muss aber auch wissen, wann Schluss ist.

Alter schützt vor Leistung nicht. Stimmt der Satz nicht mehr?

Selbst wenn es gelungen wäre, mit der aktuellen Mannschaft sowie eventuell ein, zwei Verstärkungen und dem Einbau von A-Jugend-Spielern nochmals ein Jahr vernünftigen Landesklasse-Fußball anzubieten, wäre das weder für mich noch für die Jungs sinnvoll gewesen. Wenn sich eine Mannschaft in ihrer Zusammenstellung kaum verändert, sind nach vier Jahren einfach zu viele Dinge bekannt und eingeschliffen. Nur mit Routine und ohne Entwicklung funktioniert das auch in der siebenten Liga nicht.

Für die gesamte Liga ist es allerdings kein gutes Signal, dass sich der Meister von 2016 zurückzieht. Oder sehen Sie das anders?

Nein, das unterschreibe ich. Wie gesagt, man muss aber die gesamten Umstände betrachten. Wir haben 2014/15 mit dem Ziel angefangen, die Klasse zu halten. Nach der folgenden Saison waren wir Meister. Da läuft viel über Euphorie und Elan, der nur in solchen Situationen zustande kommt.

Personell hatten wir mit maximal 15 Feldspielern jedes Jahr vom ersten Spieltag an Probleme. Sportlich haben wir immer an unserem Limit gespielt, das geht nun mit einem Altersschnitt von über 32 Jahren nicht mehr. Insofern ist der Rückzug in die Kreisoberliga auch eine Option für jüngere Spieler aus Sebnitz und Umgebung, die es in der Landesklasse wahrscheinlich nicht sofort gepackt hätten.

Sie haben immer die Aufteilung in vier Staffeln kritisiert …

… und dazu stehe ich. Das Gesamtniveau ist im Vergleich zur alten Bezirksliga mit drei Staffeln deutlich gesunken. Dazu kommt die viel zu lange Winterpause. Die Attraktivität der Landesklasse würde mit drei Staffeln zu 16 Mannschaften steigen. Eventuell würde dadurch auch der Druck auf die Vereine größer, Fusionen anzustreben.

Wird man Sie 2018/19 bei einem anderen Verein auf der Bank sehen?

Das kann ich momentan nicht beantworten. Möglich ist das natürlich, sollte ein Angebot kommen, bei dem alles passt. Andererseits hätte ich sicher auch kein Problem damit, nach 25 Jahren mal eine längere Fußballpause einzulegen.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.