Pirna
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Eine Miss unterm Regenbogen

Der Christopher-Street-Day wird in Pirna immer populärer. Erstmals war eine Schönheitskönigin dabei.

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© Daniel Förster

Pirna. Der Pirnaer Christopher Street Day, kurz CSD, muss das Prädikat als kleinste Veranstaltung seiner Art im Lande endgültig abgeben. Die Open-Air-Party für die Freiheit sexueller Orientierung und Geschlechteridentität hat am Sonnabend etwa 3 000 Menschen auf den Markt gezogen. Bis Mitternacht gab es Trubel unter der Regenbogenflagge, die am Rathaus aufgezogen war. Es war der siebte CSD in Pirna, begangen diesmal am 7. 7., die Sieben – offenbar eine Glückszahl, sagte Organisator Christian Hesse. Das Publikum sei, verglichen mit 2017, um einen Tausender angewachsen. „Der CSD ist in der Stadt angekommen.“

Tanja Barsch schenkte, bunt behütet, Cocktails aus.
Tanja Barsch schenkte, bunt behütet, Cocktails aus. © Daniel Förster
Gäste verteilten gratis Umarmungen.
Gäste verteilten gratis Umarmungen. © Daniel Förster

Mit der Devise „Stark durch Vielfalt“ feierten die Gäste zwischen den Ständen von Parteien, Vereinen und Organisationen und vor der großen Bühne, fantasievoll und teils äußerst schrill. So fand sich die aktuelle „Miss Tuntenball“ aus Dresden, Janeé Melon, auf dem Fest ein. Der Pirnaer CSD sei für ihn Neuland, sagte der 27-jährige Travestiekünstler. Er wolle hier Gesicht zeigen und die Veranstalter unterstützen. „Da dachte ich mir, ich werf’ mich als Miss Tuntenball in Schale.“

Etwa dreieinhalb Stunden dauerte es, Make-up, Haarpracht und Outfit herzustellen, zu dem auch zehn Zentimeter hohe Schuhe gehörten. Kein Vergnügen auf Pirnas grobem Pflaster. Aber ausziehen war keine Option für die Miss und ihre Begleitung. „Wir schummeln nicht!“

Emilie, Jamie und Lorenor, fünfzehn, sechzehn Jahre alt, boten auf Schildern vor der Brust „Free Hugs“ an, gratis Umarmungen. Mehr Liebe sei ein guter Weg, Diskriminierung und Angst vor dem Anderssein zurückzudrängen, sagte Lorenor. Bei ihrer Knuddel-Aktion gingen die drei über kleine Schnipsel mit Parolen wie „No Homo“ hinweg, die unbekannte CSD-Gegner nachts zuvor ausgestreut hatten. Für Emilie unbegreiflich. „Was stört es die Leute, wenn wir hier unseren Spaß haben?“

Bis zum Ende des Festes kam es laut Organisator Christian Hesse zu keinen Zwischenfällen. „Alles war tipp topp.“ In der Szene sei der Pirnaer CSD nunmehr eine feste Größe, ein willkommener Ort für homosexuelle Paare, sich unbeschwert zu zeigen. Abseits dieses Tages sei das vielerorts nicht möglich, sagte Hesse, auch nicht in Pirna, seiner Heimatstadt. Wann es soweit sein wird? „Hoffentlich bald.“ (SZ/jös)