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Eine Seerin schwärmt für Bienen

Nancy Liebig imkert erst vier Jahre. Das macht ihr und der Familie Spaß – und es bringt auch anderen etwas: Honig.

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© SZ/Steffen Gerhardt

Von Steffen Gerhardt

See. Es ist ratsam, vorsichtig durch den Garten zu gehen. Das sagt Nancy Liebig, während sie sich ihre Imkerkleidung überstreift. Das Summen in den zwölf dunkelgrünen Plastikboxen, die der Imker Magazinbeuten nennt, ist unüberhörbar. „Bei uns herrscht schon reger Flugbetrieb“, sagt die Seerin mit Blick auf die Beuten. Die Sonne dieser Tage hat sie mit ihrem Licht und ihrer Wärme bereits wachgekitzelt – die Bienen. „Ist es nicht schön, wenn die Natur wieder erwacht und die Bienen ausfliegen?“ kommt Nancy Liebig ins Schwärmen. Dazu passt ihr Grundstück in See, das an sich viel Natur abbekommen hat.

Mit dem Erwachen der Bienen beginnt für die Hausfrau, ihre sieben Kinder und Ehemann Andreas wieder die Arbeit mit den fleißigen Insekten. „Ich bin gespannt, wie die Bienen über den Winter gekommen sind“, sagt sie. Immerhin zwölf Bienenvölker zählen Liebigs. „So viele wollte ich eigentlich nicht haben. Vier wären schon ausreichend gewesen“, erzählt sie. Aber nun ist es ein Dutzend, und Nancy Liebig ist stolz darauf, dass ihr noch kein Volk weggestorben ist. „Ich glaube da mehr an das eigene Glück als mein fachliches Können“, gibt sie zu. Aber wenn die 40-Jährige von ihren Bienen erzählt, ist ihr Fachwissen unüberhörbar. „Das habe ich mir alles in der Fachliteratur oder im Internet erlesen.“ Außerdem: „Bienen sind wie Kinder. Sie wollen umsorgt sein. Geht es ihnen schlecht, brauchen sie Fürsorge und Hilfe.“ Die Hausfrau weiß, wovon sie spricht.

Bevor das erste Bienenvolk 2014 bei Liebig Einzug hielt, hat sich die „Bienenmutter“ auf ihre fliegenden Schützlinge zwei Jahre lang vorbereitet. Nicht nur mit Wissen, auch mit dem Anschaffen der für die Imkerei notwendigen Utensilien. Praktische Tipps bekam sie von ihrem Nachbarn Eberhard Pätzold und Bernd Barthel aus Niesky. „Zwei erfahrene Imker, die mir gerne helfen. Sowohl mit Ratschlägen, als auch mit praktischen Dingen“, betont sie.

Imker treffen sich in Niesky

Bernd Barthel ist Vorsitzender des Imkervereins Niesky und freut sich nicht nur über das neue Mitglied, sondern auch, dass die Imkerei mehr Frauen begeistert. „Von unseren 42 Vereinsmitgliedern sind 14 Frauen“, sagt er. Seiner Meinung nach ist die Imkerei wieder im Aufwind, das Interesse gestiegen. Das widerspiegelt sich auch im Landesverband Sächsischer Imker, dem Bernd Barthel angehört. Zwar hat sich die Zahl der Vereine auf rund 160 in Sachsen eingependelt, aber ihre Mitgliederzahlen steigen. Zählte der Landesverband 2012 rund 3 200 organisierte Imker, so waren es im vergangenen Jahr bereits rund 4 500 Menschen, die der Imkerei nachgehen.

So wie sich Nancy Liebig mit anderen Imkern austauscht, so soll das im großen Rahmen in vier Wochen passieren. Für den 17. und 18. März laden der Landesverband und der Nieskyer Imkerverein zur Vertreterversammlung und zum Sächsischen Imkertag nach Niesky ein. Für Bernd Barthel ist das bereits der dritte Imkertag, den er mit seinem Verein als Gastgeber für Sachsen ausrichtet. Neben der internen Jahresversammlung für die Imkervereine wird der Sächsische Imkertag für die Öffentlichkeit im Bürgerhaus stattfinden. Neben vielen Angeboten für die Imkerei sind auch drei Fachvorträge geplant. Sie befassen sich mit den Themen Imkerversicherungen, Aufzucht von Königinnen und dem Bienenwachs. Nancy Liebig wird bestimmt den Imkertag für einen Besuch nutzen. Denn so ein geballtes Angebot wird sie nicht gleich wieder vor der Haustür haben.

Für sie ist die Imkerei eine Aufgabe für die ganze Familie. „Packen alle zu, geht vieles schneller“, ist ihr Motto. Viele helfende Hände sind besonders beim Ausschleudern des Honigs aus den Bienenwaben gefragt. „Das findet bei uns in der Küche statt und jeder kann dabei die Schleuder bedienen, denn an ihr ist Muskelkraft gefragt.“ Ist der Honig in Gläsern abgefüllt, beginnt das Beschriften und Aufkleben der Etiketten. Sie zeigen die Vielfalt an Honigsorten, die Liebigs Bienen als Pollen von den Blüten einsammeln. Dabei kommt Nancy Liebig noch einmal ins Schwärmen: „Unsere Bienen brauchen nicht weit zu fliegen, dann landen sie schon in Korn- und in Wildblüten. Aber meistens bevorzugen sie den entfernten Raps, während sie unsere Obstbäume ignorieren.“ Daran will die Imkerin noch arbeiten: Ihre Bienen sollen nicht nur für volle Gläser mit naturbelassenem Honig sorgen, sondern auch die Voraussetzungen schaffen für eine gute Obsternte im Garten.