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Eine Straßensperrung jagt die nächste

Dörfer werden durch Bauarbeiten fast abgeschnitten. Dann kommt noch eine Baustelle dazu. Das ist aber nicht alles.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. In den Dippser Ortsteilen Ammelsdorf und Hennersdorf sind viele Leute ratlos und verärgert. Henry Krenz (Freie Wähler), Ortsvorsteher von Hennersdorf, fragt: „Wie kann ein Hennersdorfer oder Ammelsdorfer nach Schmiedeberg zum Arzt oder Einkaufen kommen?“ Peer Kempe, Wirt des Eschenhofs in Ammelsdorf, wüsste gerne, wie seine Gäste von außerhalb den Weg in seine Gaststätte finden sollen. Der direkte Weg nach Ammelsdorf, die Kreisstraße von Schmiedeberg durch das Saubachtal, ist seit April dicht, weil das Landratsamt Stützwände erneuern lässt. Eigentlich sollte hier aber der Verkehr schon im Juli wieder rollen. Doch die Arbeiten haben sich verzögert, weil auf der Baustelle Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurden. Ursprünglich war die Rede von einem Abschluss Ende dieser Woche. Nun verlängert sich die Sperrung der Kreisstraße noch einmal bis zum 27. August, wie das Verkehrsamt in Dippoldiswalde informierte.

Schon wieder eine Sperrung. Wer bisher von Hennersdorf über Sadisdorf nach Schmiedeberg fuhr, steht hier nun auch vor einer Sperrscheibe. Das bringt Riesenumleitungen über Dipps oder Schönfeld mit sich.
Schon wieder eine Sperrung. Wer bisher von Hennersdorf über Sadisdorf nach Schmiedeberg fuhr, steht hier nun auch vor einer Sperrscheibe. Das bringt Riesenumleitungen über Dipps oder Schönfeld mit sich. © Egbert Kamprath
© Grafik: SZ

So ist also die Straße im Saubachtal immer noch dicht, und die nächstgelegene Umleitung über die Bundesstraße B  171 ist in Sadisdorf seit dieser Woche ebenfalls voll gesperrt. Hier lässt die Stadt Dippoldiswalde Schäden an Abwasserschächten reparieren, die noch vom Hochwasser 2013 herrühren. Die Umleitung für die B  171 ist über Reichstädt und Dippoldiswalde ausgeschildert. Das ist nur ein kleiner Umweg für jemand, der über die B 171 nach Dipps oder weiter nach Dresden will. Wer aber von Hennersdorf nach Schmiedeberg will, muss mit der Kirche ums Dorf fahren. Normalerweise sind das sechs Kilometer Fahrt. Mit der Umleitung über Dippoldiswalde ist es die dreifache Strecke. Es gibt zwar ausgebaute Wirtschaftswege, beispielsweise den Mittelweg, der von Hennersdorf nach Naundorf führt. Die sind aber auch gesperrt und nur für landwirtschaftlichen Verkehr zugelassen.

Das hat Henry Krenz genervt, und er hat sich deswegen gestern die Baustellen einmal angesehen. „In Sadisdorf sind kleine Abschnitte an Gullys im Bau. Die sind überschaubar oder mit Ampel regelbar“, stellte er fest. Doch dem widerspricht Axel Ilius, der Leiter des Abwasserbetriebs. Er ist hier der Bauherr. Es geht in Sadisdorf um die Reparatur von Einleitungen der Kanäle in Schächte. Die wurden durch das Hochwasser verschoben und sind deswegen nicht mehr dicht. „Das geht nur in offener Bauweise“, sagt Ilius. Die Stellen müssen also aufgegraben werden. Dafür benötigen die Bagger eine vorgeschriebene Mindestbreite, um zu arbeiten. Sie schwenken ja auch aus. Dann reicht der Platz auf der Straße auch nicht mehr für eine einspurige Verkehrsführung. Daher fiel die Entscheidung für die Vollsperrung. Ilius betont auch, dass er diese Reparaturen langfristig geplant hat und sie bewusst in die Ferienzeit gelegt wurden, damit möglichst wenig Schulbusse davon gestört werden. Die auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, sei auch problematisch. Er will auf keinen Fall mit diesen Arbeiten auf der Bundesstraße in schlechtes Winterwetter geraten.

Wäre die Baustelle im Saubachtal abgeschlossen wie ursprünglich geplant, wäre das ganze Problem gar nicht aufgetreten. Diese Baustelle hat sich Krenz ebenfalls angesehen. Hier hat er beobachtet, dass die Bauleute im Wald tätig waren und nur ihre Maschinen auf der Straße stehen hatten. Da fragt er sich natürlich, ob dafür eine Vollsperrung erforderlich ist. Die Anfrage leitete die Sächsische Zeitung ans Landratsamt und bekam von dort nach langem Nachdenken eine dünne Antwort: „Kurzfristig ergab sich die Möglichkeit, die betreffende Maßnahme um einen zusätzlichen Straßenabschnitt zu erweitern. Die damit erreichte wesentliche Verbesserung des Straßenzustandes erfordert allerdings die Verlängerung des Sperrzeitraumes bis zum 27. August.“ Offensichtlich erfolgte dies ohne Abstimmung mit der anderen Sperrung. Hoffentlich läuft die Koordination besser, wenn jetzt an zwei Augustwochenenden die B 170 gesperrt wird.