Merken

Eine Woche ohne Handy - Tag 2

Unser Kollege Henry Berndt scheint sich gerade an den Verzicht zu gewöhnen. Doch dann wird eine Alltagssituation zum Riesenproblem.

Von Henry Berndt
 2 Min.
Teilen
Folgen
Henry ist der Verzweiflung nahe, als er sich ohne Handy im Straßenverkehr zurechtfinden muss.
Henry ist der Verzweiflung nahe, als er sich ohne Handy im Straßenverkehr zurechtfinden muss. © Lisa Weidner

Bis zum Montagabend dachte ich noch: Hey, das wird viel einfacher als gedacht. Eigentlich frisst so ein Smartphone doch nur Zeit. Selbst abends beim Zubettbringen meiner Tochter saß ich ganz entspannt im Sessel, hab die Augen geschlossen und diese Enthaltsamkeit irgendwie genossen.

Da konnte ich ja noch nicht ahnen, dass die Stimmung schon am Dienstag mächtig kippen sollte. 

Morgens hab ich zum ersten Mal nach vier Jahren verschlafen, da mein Handy sonst auch mein Notwecker um 7 Uhr ist. Das hätte ich noch ertragen, doch dann kam der erste Termin auf Arbeit: ein Demenzprojekt im Seniorenheim.

Kurz vor dem Start hab ich mir schnell noch eine Skizze von der Anfahrt auf einen Zettel gekitzelt und hab mich ins Auto gesetzt. Schwerer Fehler! 

Diese Skizze hat sich Henry extra angefertigt. Vergebens. Um sie hier als Foto in den Artikel zu stellen, musste auch eine Kollegin zum Handy greifen.
Diese Skizze hat sich Henry extra angefertigt. Vergebens. Um sie hier als Foto in den Artikel zu stellen, musste auch eine Kollegin zum Handy greifen. © Nadja Laske

Kurz darauf bin ich eine Viertelstunde um die Mary-Wigman-Straße gekreist, weil mir leider keine freundliche Stimme sagte, wann ich wo abzubiegen habe. Mein Orientierungsvermögen war schon immer schlecht, aber seit normalerweise das Handy als Navi im Einsatz ist, wurde diese Abteilung im Gehirn offenbar ganz aufgelöst. Am Ende habe ich einen Passanten nach dem Weg gefragt. Nach dem Weg gefragt im Jahr 2018! Wahnsinn.

Ich weiß nicht, ob es an diesem Erlebnis heute Morgen lag, aber plötzlich habe ich das Gefühl, dass das doch eine sehr harte und lange Woche werden wird. Ich vermisse vor allem Whatsapp. Vorhin musste ich zehn Minuten auf jemanden warten, der zur selben Zeit zehn Minuten woanders wartete. Wie einfach wäre das zu klären gewesen. Und überhaupt: Warten ohne Handy ist in meiner Lebenswirklichkeit einfach nicht mehr vorgesehen. Mann kann doch nicht einfach nur dastehen und warten. Wie ist das jemals möglich gewesen?

Ich hoffe, dass sich die Lage in den kommenden Stunden und Tagen wieder etwas entspannen wird. Denn Hey, es ist doch nur ein Handy!

Alle Teile dieser Woche im Überblick:

Intro | Tag 1