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Eine Woche ohne Handy - Tag 3

Ein Ausflug in die Vergangenheit der Telekommunikation endet in einem Desaster. Die Nerven von SZ-Redakteur Henry Berndt sind zunehmend strapaziert.

Von Henry Berndt
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Das war ein totaler Reinfall: Henry Berndt scheitert an der Telefonzelle.
Das war ein totaler Reinfall: Henry Berndt scheitert an der Telefonzelle. © Henry Berndt

Wo soll diese Woche noch hinführen, fragte ich mich am Dienstagabend. Abgeschnitten von der Außenwelt, ohne Navi, ohne Handykamera und ohne Terminplaner. 

Beim Zubettbringen meiner Tochter schoss mir zum ersten Mal der Gedanke durch den Kopf, die Holzkiste samt Eisenkette einfach aufzubrechen und mein Handy wieder an mich zu reißen. Aber ich konnte widerstehen. Diesmal noch.

Der Mittwoch begann dann auch um einiges entspannter. Zum ersten Mal hatte ich morgens nicht das dringende Bedürfnis, als erstes die üblichen Nachrichten-und Social-Media-Apps zu scannen. Ein Fortschritt?

Es hätte ein ziemlich guter Tag werden können, wenn mich nicht vorhin zum wiederholten Mal diese Woche ein Interviewpartner versetzt hätte. Normalerweise hätte man kurz eine Nachricht schreiben und das Missverständnis in einer Minute aufklären können. 

Ohne Handy aber stand ich da ziemlich verloren an der Fritz-Löffler-Straße. Bei 2 Grad Celsius. Was sollte ich tun? Eine Telefonzelle musste her! Aber gibt es so etwas in Dresden überhaupt noch? Wüsstest ihr spontan, wo ihr suchen solltet? 

Einige Minuten irrte ich durch das Viertel bis ich endlich - direkt an der Fritz-Löffler-Straße - fündig wurde. Zelle kann man die wenigen verbliebenen Dinger ja heute nicht mehr nennen. Eher Säulen, an denen man ungeschützt vor Regen und fremden Ohren sein kommunikatives Glück suchen darf.

Zu meiner großen Überraschung war der Apparat gerade frei und so nahm ich mutig den pinkfarbenen Hörer in die Hand. So weit, so gut.

Aber wie lautet die Nummer? Die einzige, die mir einfiel, war die von unserer Vermittlung im Haus der Presse. Ich warf also 50 Cent in den Schlitz und tatsächlich rief es. Schon nach zwei Sätzen mit der netten Dame am anderen Ende tutete es jedoch alarmierend. "Bitte Münzen nachwerfen", forderte mich das Display auf.

50 Cent hat die Telefonzelle für ein kurzes Gespräch geschluckt. Gereicht hat das nicht, um alles zu klären. 
50 Cent hat die Telefonzelle für ein kurzes Gespräch geschluckt. Gereicht hat das nicht, um alles zu klären.  © Henry Berndt

Ich denke doch gar nicht dran. Das waren 50 Cent! Wenige Augenblicke später war das Telefonat beendet - und ich entschloss mich, meinen Termin für heute aufzugeben. Erst zurück im Büro kann ich die Angelegenheit aufklären. Nur kurz dazu: Es war meine Schuld.

Aber einem Smartphonesüchtigen ohne Smartphone muss man so etwas wohl verzeihen. Bitte, bitte, gebt mir wenigstens WhatsApp zurück!

Alle Teile dieser Woche im Überblick:

Intro | Tag 1 | Tag2

Nur falls die Frage aufkommt ...

Wie hat sich Henry eigentlich selbst gefilmt? Das geht natürlich am einfachsten mit einem Handy. Da das diese Woche aber Tabu ist, hat er für seine Fotos und das Video zur Digitalkamera gegriffen.

Etwas größer und klobiger als das Handy. Das ist Henrys Kamera. 
Etwas größer und klobiger als das Handy. Das ist Henrys Kamera.  © Julia Vollmer