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Einigung unter Ehrenspielführern

Dynamo Dresdens Debatte über Tradition und Vergangenheit ist zum einen vorbei, geht andererseits jetzt vermutlich aber erst so richtig los.

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© Robert Michael

Von Tino Meyer

Die Nachricht kam spät, vor allem aber kam sie unerwartet. Eine Einigung im unerbittlich geführten und kontrovers diskutierten Ehrenspielführer-Streit bei Dynamo Dresden hatte für den Freitagabend keiner ernsthaft in Betracht gezogen. Doch auch da wusste der Verein zu überraschen.

Nach gut zweistündiger Sitzung gab Dynamos Ehrenrat, das fünfköpfige Gremium für besonders knifflige Angelegenheiten, eine schriftliche Erklärung ab. Auf einen Satz zusammengefasst: Der Konflikt um die von den Ehrenspielführern Dieter Riedel, Hans-Jürgen Kreische und Klaus Sammer angezweifelte Ehrenspielführerschaft von Eduard Geyer ist erst mal gelöst. Demnach verzichtet das Trio auf die Rückgabe des Ehrentitels, aber auch Geyer behält diesen – trotz seiner Stasi-Vergangenheit, die Riedel, Kreische und Sammer scharf kritisiert und wegen angeblich neuer Erkenntnisse mit Geyer gebrochen hatten. Dessen fußballerische Eignung zum Ehrenspielführer hatten sie ohnehin angezweifelt.

Nachdem sich dann aber Dynamos Präsident Andreas Ritter in einer Erklärung unmissverständlich hinter Geyer stellte, hatte das Trio endgültig beschlossen, nicht mehr Ehrenspielführer sein zu wollen. Ihre überlebensgroßen Fotos an der Tribünenwand des DDV-Stadions sollten bis zum Saisonstart entfernt werden. Nun aber bleibt alles beim Alten – und auch wieder nicht.

Möglich macht dies ein Kompromiss, dem eine Entschuldigung vorausgeht. Der Verein bedauere, „dass in der Vergangenheit eine ausreichende Aufarbeitung des DDR-Unrechts unterblieben ist“. Darauf hätten Riedel, Kreische und Sammer zu recht aufmerksam gemacht. Zudem entschuldige sich Dynamo bei dem Trio wie auch den weiteren Opfern von Bespitzelung und Denunziation für dieses Versäumnis. „Der Verein wird sich ab sofort um Aufklärung bemühen und begrüßt es, dass die Antragsteller als Zeitzeugen ihre Unterstützung zugesagt haben“, heißt es.

Abschließend, und dies war ein weiteres Anliegen des Trios, wird nun die Ernennung speziell von Gert Heidler zum Ehrenspielführer wohlwollend geprüft.

Die Vergangenheitsbewältigung geht nun also erst richtig los. Und das ist Riedel, Kreische und Sammer, wie sie in einer Erklärung zur Ehrenrats-Erklärung mitteilen, besonders wichtig. Für sie müsse neben erbrachten sportlichen Leistungen auch Persönlichkeitsmerkmale wie Moral und Charaktereigenschaften für die Auszeichnung als Ehrenspielführer bewertet werden. „Besonders die von uns genannte Person erfüllt aus unserer Sicht in keinster Weise dieses Profil, und es bedarf deshalb unverzüglich einer Klärung bzw. einer Bewertung“, betonen sie. Die Kriterien für den Titel Ehrenspielführer sollten deshalb von den Vereinsgremien überdacht werden.

Was das im Fall Geyer konkret bedeutet, wird weiter zu diskutieren sein.