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Einmal einsperren, bitte!

Escape Rooms liegen im Trend. Auch in Dresden entstehen neue Angebote. Dafür wird sogar der Flughafen umgebaut.

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© René Meinig

Von Sarah Herrmann

Eine Stunde lang eingeschlossen in einem kleinen, dunklen Raum – was nach Horror-Szenario klingt, ist ein Trend, der nicht abreißen will. Bei den sogenannten Escape Games werden Gruppen in Räume gesperrt. Zwischen ihnen und der Freiheit liegen zahlreiche Rätsel, die innerhalb einer Stunde gelöst werden müssen. 2015 kam das Konzept nach Dresden. Seitdem wächst das Angebot. Nun hat „Mission Dresden“ auf der Bautzner Straße eröffnet.

Christian Gottschild hat sich vor einem halben Jahr in das Konzept verliebt. Damals spielte er sein erstes Spiel in Kroatien. Fortan probierte der 29-Jährige nicht nur die Dresdner Angebote aus, sondern nutzte auch in anderen Städten jede Gelegenheit, sich einsperren zu lassen. Seit Mitte Januar steht er nun auf der anderen Seite der Tür. Das Unternehmertum ist für ihn hingegen kein Neuland. Im ehemaligen Aha-Hotel auf der Bautzner Straße vermietet er sieben Ferienapartments. Als das benachbarte Geschäft frei wurde, schlug er zu und damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn die Räume sind gleichzeitig Rezeption.

Bevor Gottschild „Mission Dresden“ eröffnen konnte, tüftelte er mehrere Abende in der Kneipe an den 25 Rätseln. Um die Geistesblitze technisch umzusetzen, konnte Mitgründer Florian Götze sein Wissen aus dem Ingenieurstudium anwenden, das er an der Technischen Universität Dresden absolviert. Entstanden ist ein Szenario, das so auch in der TV-Serie „Game of Thrones“ zu sehen sein könnte. Die Spieler begeben sich in eine mittelalterliche Welt. Ihre Mission ist, innerhalb von 60 Minuten das gut versteckte Seefeuer – eine Geheimwaffe – zu entdecken, damit den Krieg zu gewinnen und den König zu retten.

Gemeinsam spielen können Teams von zwei bis fünf Leuten. Je nachdem, wie viele mitmachen, zahlen sie zwischen 20 und 27,50 Euro pro Person. Allerdings wird es für Anfänger wohl eher schwierig, sich zum Seefeuer durchzuschlagen. Denn die einfachsten Rätsel haben Gottschild und Götze sich nicht gerade einfallen lassen. Dennoch schmieden sie für den zweiten Raum noch kniffligere Pläne. Ideen und Platz gibt es jetzt schon. Mit der Eröffnung wollen die Neu-Einsperrer aber warten, bis der erste Raum gut angenommen wird.

Die Adventure Rooms im Nudelturm am Albertplatz sind schon deutlich weiter. Sie werden förmlich überlaufen. Christoph Eske ist einer der Dresdner Escape-Pioniere. Im Februar 2015 hat er seine Filiale in der Neustadt eröffnet. In drei verschiedene Welten können Besucher dort eintauchen. Doch das ist Eske nicht genug. Er will seine Firma erweitern. Dafür hat er sich das komplette Westschiff des Dresdner Flughafens geangelt, in dem ursprünglich Flugzeuge produziert wurden und welches später für eine Erweiterung vorgesehen war.

Auf fast 1 000 Quadratmetern soll ein neuer Standort mit sechs Räumen entstehen. So können bis zu 72 Personen gleichzeitig spielen. Hinter jeder Tür verbirgt sich ein anderes Land. So können die Spieler nach Italien, Frankreich, Deutschland, Rumänien, in die Schweiz oder die USA reisen und bleiben doch am Flughafen. Check-in, Sicherheitskontrolle – am neuen Standort soll alles ablaufen wie bei einer richtigen Reise. Schon jetzt können Erste-Klasse-Tickets für das jeweilige Reiseziel gebucht werden. Die Eröffnung des „Adventure Rooms Airline“ plant Eske im Frühjahr. Noch wartet er auf die Baugenehmigung. „Wir können die Nachfrage am jetzigen Standort nicht bedienen“, sagt der Betreiber. Sein 32-köpfiges Team wird er durch die Erweiterung mehr als verdoppeln. Schon im vergangenen Jahr hat Eske sein Angebot erweitert – allerdings auf eher unkonventionelle Art.

Der Rätsel-Macher hat einen Bus gekauft und zum Adventure Room umgebaut. Das mobile Spiel kann nicht nur für Firmenfeiern, Hochzeiten und andere Veranstaltungen gebucht werden. Der Bus steht auch bei etlichen Stadt- und Stadtteilfesten sowie großen Festivals. Demnächst soll er auch einen festen Standort in der Neustadt bekommen. Das Ausgehviertel kann getrost als Dresdens Hochburg der Escape Games bezeichnet werden. Sieben Räume von drei verschiedenen Anbietern gibt es dort. Ein weiterer Standort befindet sich in Cotta. Dort betreibt die Firma Exit Sachsen eine Filiale. Eine Stunde lang eingeschlossen in einem kleinen, dunklen Raum – das scheint für viele ein besonderer Spaß zu sein.

Eine (unvollständige) deutschlandweite Übersicht über Escape Games gibt es unter www.Escape-Game.org