Merken

Einsame Kult-Stätte

Das Kulturhaus erlebte in sechs Jahrzehnten schon große Konzerte. Doch jetzt ist es still.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Dieter Hanke

Munzig. Einladend sieht das Kulturhaus in Munzig nicht mehr aus: Fassade verblichen, Putz bröckelt ab, Fenster verschlissen. Seit fast zwei Jahren dreht sich die große Disko-Kugel im Saal nicht mehr zu glitzernden Tanz-Partys. Das Munziger Kulturhaus lebt in der Geschichte. Dort haben sie schon alle einmal auf der Bühne gestanden – die kultigen Ostrocker von Frank Schöbel, den Puhdys, von Renft, Karussell, Electra bis hin zur Stern Combo Meißen.

Ist das jetzt das Ende dieser Kult-Stätte? Was passiert künftig mit diesem traditionsreichen Haus, das fast sechs Jahrzehnte besteht? Das fragen sich viele Triebischtaler und weitere Bürger im Meißner Land.

Der Meißner Harald Seidel, der 1995 mit seiner Partnerin Angela Ullrich dieses Kulturhaus von der Treuhand erwarb, möchte derzeit aber nicht über die Zukunftspläne sprechen. „Wir hatten dort zuletzt private Veranstaltungen, bereiten aber auch wieder eine größere Sache vor“, sagt Seidel ohne konkret zu werden.

Auflagen hemmen

Veranstaltungsmanager Raik Ruscher aus Großenhain, der viele Jahre in Munzig erfolgreich die Kultpartys für junge Leute organisiert hatte, ist da schon offener. „Die strengen Auflagen der Behörden sind ein großes Hemmnis für uns“, bemerkt er. Tanzpartys, wo die Post abgeht und es auch mal laut wird, würden wahrscheinlich in Munzig nicht mehr stattfinden können. „Das ist sehr schade, denn in der Region haben die jungen Leute sowieso kaum noch Möglichkeiten für ihre Events. Wenn es wenigstens zwei- oder dreimal im Jahr eine Ausnahme-Genehmigung geben würde, wäre das schon hilfreich“, sagt der 36-Jährige. So weicht der gelernte Kaufmann mit seinen Events auf andere Städte aus – nach Frankfurt/Main, Leipzig und andere Orte. „Da sind wir willkommener“, sagt er.

Der Ärger in Munzig begann so richtig 2010. Da musste im Mai die Einrichtung für ein Jahr schließen. Die damalige Gemeinde Triebischtal hatte dem Inhaber die Genehmigung für Diskos und Konzerte entzogen. Bürger, die in der Nähe wohnen, hatten sich über starke Lärmbelästigungen beschwert. Die Lärmpegel-Grenzwerte von 55 Dezibel wurden bei Veranstaltungen nicht eingehalten. In der Folge schaltete sich auch das Meißner Landratsamt ein, das Bau- und Umweltamt sowie auch der Brand- und Katastrophenschutz befassten sich mit den Bedingungen in diesem Kulturhaus. Es gab Auflagen.

Nach der Zwangspause wurde im Mai 2011 das Kulturhaus wiedereröffnet. Doch an die einstigen Glanzzeiten mit großen Konzerten und Discos konnte diese Munziger Einrichtung bis vielleicht auf die 50. Geburtstagsparty des Hauses mit Uwe Steimle im Januar 2012 oder den Treff zum 51. Geburtstag mit Hits aus dem Osten nicht anknüpfen. „Wir hatten noch mal eine Tanzparty. Da mussten wir die Musik so leise stellen, dass sich die Leute veralbert vorkamen. Das macht keinen Spaß mehr“, sagt Veranstaltungsmanager Ruscher.

Vorschriften ignoriert

Triebischtals ehemaliger Bürgermeister und jetziger Beigeordneter in der Gemeinde Klipphausen Dieter Schneider weiß um diese Schwierigkeit. „Einerseits hat das Kulturhaus eine lange Tradition, war in der Region bekannt für legendäre Konzerte und andere kulturelle Highlights. Zu DDR-Zeiten und auch noch nach der Wende wurde über zu starken Lärm bei Veranstaltungen oft hinweggesehen“, sagt Schneider. Doch seit einiger Zeit sei das anders. Gesetzliche Vorschriften zur Lärmbegrenzung und Beschwerden von Anwohnern hätten da starke Einschränkungen für das Kulturhaus gebracht, das sich in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern befindet.