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Einst stand eine Schule in Zittaus Norden

Die SZ erinnert an Orte, Intitutionen und Menschen, die in Zittau jeder kannte und noch heute kennt. Heute: Die Polytechnische Oberschule 9.

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© Thomas Knorr

Von Heike Schwalbe

Zittau. Ein gerader Weg, von Bäumen gesäumt und mit Bankklötzen bestückt, zieht sich in Zittaus Norden durch den neuen „Bürgerpark“ von der Clara-Zetkin- bis zur Uhlandstraße. Dieser entstand nach dem Abbruch des Schulgebäudes. Ein Relikt blieb übrig, und zwar die von den Eckartsberger Künstlern Inge & Fred Wehle entworfene und gestaltete Glasmosaiksäule.

... nur die Glasmosaiksäule blieb übrig.
... nur die Glasmosaiksäule blieb übrig. © Matthias Weber

Im 19. Jahrhundert haben auf dem Areal des heutigen Parks Gärtnereien bestanden und bis zu vier Generationen bestellten dieses Land. Doch Zittau brauchte nach dem Krieg Wohnungen und so entstand im Norden der Stadt ein großes Neubaugebiet. Viele Familien sollten hier ein zu Hause finden und so plante die Stadt diese Schule, die eine Novität wurde, denn sie war die erste Plattenbauschule der DDR.

Da in der DDR die Polytechnischen Oberschulen alle nummeriert wurden, auch die noch nicht gebauten, bekam die Schule in Zittau Nord die Nummer 9. Die Plattenbauschule Nummer 8 im Süden von Zittau entstand erst später und wurde 1978 eingeweiht (2011 abgerissen). 1982 wurde die dritte POS übergeben, sie steht noch heute. 1971, bei Baubeginn der 9. Oberschule, die in H-Form errichtet wurde, war im Neubaugebiet Nord der Wohnungsbau noch im vollen Gange. Bereits ein Jahr später wurde das moderne Schulgebäude übergeben. Groß war die Freude, hier zu lehren und zu lernen. Hatten die Kinder vorher einen für damalige Verhältnisse recht langen Schulweg sechsmal die Woche zu gehen, war dieser nun kurz. Zwei Jahre später erhielt die Schule eine Turnhalle und einen Sportplatz. Hier gingen einige später bedeutende Zittauer zur Schule, auch der Zittauer OB Thomas Zenker.

In der Wendezeit, als viele Familien wegzogen, wurden die zu erwartenden Schülerzahlen nach unten gerechnet. Das war das Aus für die 9. Oberschule im Jahr 1991, die nie einen weiteren Namen erhielt. Zurückgebaut wurde das Schulgebäude noch nicht. Es gab eine Rettung, als 1992 die Fröbelschule hier einzog. Auch sie weilte 19 Jahre lang in dem Haus, ehe 2011 ihr Umzug in die sanierte und modernisierte Olbersdorfer Schule erfolgte. Damit erlosch das Leben in dem Gebäude in Zittau, denn eine anderweitige Nutzung wurde nicht gefunden.

2014 traten die Abrissbagger in Aktion. Der Rückbau dieses Hauses kostete vierhunderttausend Euro. Nur die Säule mit den Glasmosaiken vom Künstlerehepaar Wehle blieb stehen. 1972 gab es Beratungen der Stadt zu diesem Schmuckelement vor der 9. POS, hatte man doch genaue Vorstellungen, was auf diesen Bildern abgebildet werden sollten. Viele freiwillige Arbeitsstunden von Anwohnern, Lehrern und Schülern wurden geleistet, ehe 1975 die Stele mit den vier Mosaiken vor der Schule aufgestellt und eingeweiht werden konnte. Diese Glasbilder stehen seit 2013 unter Denkmalschutz. Mittlerweile fehlen hiervon leider viele der kleinen Steinchen.