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Einweihungstermin für Schulzentrum geplatzt?

Seit Monaten ist in Schleife vom 28. Februar 2020 die Rede. Plötzlich jedoch nicht mehr. Das sorgt für Unverständnis und Verwirrung.

Von Constanze Knappe
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Der Deutsch-Sorbische Schulkomplex in Schleife ist nahezu fertig.
Der Deutsch-Sorbische Schulkomplex in Schleife ist nahezu fertig. © Joachim Rehle

Im neuen deutsch-sorbischen Schulzentrum in Schleife läuft die Bauendreinigung. Wie Bauamtsleiter Steffen Seidlich am Dienstag den Gemeinderat informierte, stehen im Januar zudem die Endabnahmen mit dem Landesjugendamt, der Lebensmittelüberwachung und der Behindertenbeauftragten des Landkreises Görlitz an. Jetzt seien die Lehrer gefragt, um den Umzug so vorzubereiten, dass während der Winterferien alles reibungslos vonstattengeht. „Mit der beauftragten Firma sind wir intensiv im Gespräch“, sagte er.

Mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres lernen ab 24. Februar gut 400 Grund- und Oberschüler in dem neuen Schulzentrum. Damit die sich in der neuen Umgebung erst einmal zurechtfinden können, hatte Oberschulleiter und Gemeinderat Wolfgang Goldstein (WV SV Lok Schleife) im Oktober im Gemeinderat vorgeschlagen, die offizielle Eröffnung erst am Freitag dieser ersten Schulwoche zu feiern. Der pädagogisch begründeten Argumentation der Schulleiter von Grund- und Oberschule waren die Räte gefolgt. Von da an wurde der 28. Februar 2020 als offizieller Eröffnungstermin kommuniziert. Doch dazu wird es wohl nicht kommen.

Ministerpräsident soll Gast sein

Wie in der Sitzung des Gemeinderats zu vernehmen war, ist Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) an diesem Tag anderweitig zugange. Seinem Büro war der Termin lange bekannt und wohl auch im Kalender geblockt. Angeblich, so hieß es am Dienstag, hat die Gemeindeverwaltung Schleife selbst den Termin abgesagt. Weil wohl die Außenanlagen noch nicht fertig sein würden. „Warum soll sich das in Dresden jemand ausdenken“, so Wolfgang Goldstein aufgebracht. Wer da was wo und warum gedreht oder nicht gedreht hat, ließ sich im Gemeinderat nicht ergründen. Nur so viel, dass der Einweihungstermin am 28. Februar nun offensichtlich geplatzt ist. Das sorgte bereits im Verwaltungsausschuss für einiges Unverständnis.

Bürgermeister Reinhard Bork (parteilos) ist sich keiner Schuld bewusst. „Da der Fertigstellungstermin nicht genau absehbar war, haben wir immer von der Eröffnung im Frühjahr 2020 gesprochen“, sagte er. Eine schriftliche Einladung in dieser Richtung habe er dem Ministerpräsidenten bei einer Veranstaltung in Kromlau übergeben. Mit der Maßgabe, dass man sich nach dessen Terminkalender richte. Der Bürgermeister findet es anmaßend, dass hinter seinem Rücken offenbar anderslautende Gespräche in Dresden geführt wurden. „Ich fühle mich hintergangen“, betonte er.

Wolfgang Goldstein erklärte seinerseits, dass er „lediglich im Büro des Ministerpräsidenten nachgefragt“ habe, ob der 28. Februar noch frei sei und daraufhin den Termin als Vorschlag in den Gemeinderat eingebracht habe. Dazu hätte es in jener Oktober-Sitzung die Zustimmung der anderen Räte gegeben – und auch die des Bürgermeisters. Der widersprach dem allerdings. Inzwischen liegt der Gemeindeverwaltung Schleife ein offizielles Schreiben vor, wonach „sich die Terminlage des Ministerpräsidenten geändert hat“.

Dass deswegen nun die Eröffnung des neuen deutsch-sorbischen Schulzentrums am 28. Februar platzen soll, ist auch für Thomas Schwarz (CDU) und andere Räte ein Unding. Es sei nachvollziehbar, dass die Gemeinde den Ministerpräsidenten bei der offiziellen Einweihung dabeihaben will, man habe ihm viel zu verdanken, räumte Wolfgang Goldstein als Gemeinderat ein.

Feier als Zäsur für Kinder wichtig

Als Schulleiter sieht er andererseits „eine pädagogische Verpflichtung, den Kindern klarzumachen, dass das neue Schulgebäude jetzt von ihnen in Besitz genommen werden soll.“ Und dies müsse zeitnah erfolgen und nicht erst im Frühjahr.

Unabhängig von den Einladungen des Bürgermeisters auf politischer Ebene haben beide Schulen den 28. Februar als Eröffnungstermin in ihrem Zuständigkeitsbereich benannt – etwa beim Landesamt für Schule und Bildung, den Elternvertretungen und anderen. Den Vorwurf einer Gegenveranstaltung wies Wolfgang Goldstein von sich. Davon sei man weit entfernt. „Wir brauchen aber eine erkennbare Zäsur für die Kinder. Wir reden schließlich von zehn Generationen Schülern“, erklärte er. In der ersten Woche nach den Ferien werde man in den Schulen etwas machen müssen. Das sei man den Kindern schuldig, für die ein solches Ereignis „sehr prägend“ ist. Auch stünden dann die Schulanmeldungen an.

Er bedauerte, „dass es zu dieser komischen Situation gekommen ist“. Die Frage, wie nun weiter, blieb am Dienstag im Gemeinderat unbeantwortet. Nach Aussage von Bürgermeister Reinhard Bork seien mehrere Termine im Gespräch, man habe aus dem Büro des Ministerpräsidenten aber noch keine Rückmeldung. Aus den Besucherreihen kam der Vorschlag, das Schulzentrum am 28. Februar zu eröffnen – und dann im Frühjahr ein großes Schulfest mit dem Ministerpräsidenten zu feiern.

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