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Einwohner kritisieren die Feuerwehr

Angesteckte Autoreifen sorgen in Hohendubrau für dicke Luft. Die Kameraden stehen nach einer Übung in der Kritik.

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© Bernhard Donke

Von Alexander Kempf und Bernhard Donke

Wütend zückt der Hohendubrauer sein Smartphone und zeigt Bilder vom Übungseinsatz der Feuerwehr in Gebelzig. Es sind verkohlte Reifen und zwei ausgebrannte Autos zu sehen. Der Mann, der seinen Namen nicht verraten will, ärgert sich über das in seinen Augen unverhältnismäßige Vorgehen der Feuerwehr. Ihr hätte auch ein kleineres Feuer genügt, um ein neues Löschmittel zu testen. „Hätten sie das Bier, das sie danach getrunken haben, doch mal vorher getrunken“, schimpft der Mann in Richtung der Kameraden, „dann wäre weniger passiert.“

Offenbar polarisiert die Feuerwehrübung bis heute. In der Gemeinderatssitzung am Montagabend bestätigt Hohendubraus Bürgermeister Denis Riese, dass die Gemeinde wegen des Übungseinsatzes sogar von einem Bürger bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Görlitz angezeigt worden ist. Sorge, dass der Gemeinde oder den Kameraden nun ein Verfahren droht, hat der Bürgermeister aber offenbar nicht. „Das ist alles geklärt“, sagt er den Gemeinderäten. Die Übung sei mit dem zuständigen Kreisbrandmeister abgestimmt gewesen.

Die drei Ortswehren von Hohendubrau und die Kameraden aus Weißenberg haben in Gebelzig das Löschmittel F 500 getestet. Das soll Brände schneller löschen. Bei der Übung hat sich der Bürgermeister selbst von den Vorteilen überzeugt. Zwar koste ein Liter der Flüssigkeit rund 18 Euro. Jedoch werde nun deutlich weniger Wasser verbraucht und das Löschmittel habe eine kühlende Wirkung. „Als das Fahrzeug abgelöscht gewesen ist, konnte man es schon anfassen“, erzählt Denis Riese. Das ist im Ernstfall ein Vorteil.

Außerdem lobt der Bürgermeister, dass die neue Chemikalie besser abgebaut werden kann und somit umweltverträglicher ist. „Man hat keine Nachsorge mehr für den Boden“, sagt Denis Riese. Davon profitiert aber nicht nur die Natur. Auch die Gemeinde müsste ihre Uniformen nach einem Einsatz nun nicht mehr so aufwendig wie bisher reinigen lassen. Das alte Löschmittel sei nämlich deutlich aggressiver, erklärt der Bürgermeister den Gemeinderäten. Die können seine Argumente nachvollziehen und unterstützen den Kurs, auf das neue Löschmittel umzustellen.

Das Löschmittel F 500, das dem Löschwasser zugesetzt wird, basiert auf der Basis von Tensiden, erklärt Jens Kunze bei der Übung vor Ort. Diese Substanzen sorgen für eine Abkühlung des Brandgutes unter dessen Zündtemperatur. „Das ist besonders bei Metall- und Aluminiumbränden ein großer Vorteil“, sagt er und begründet somit, warum bei der Übung bewusst Autos in Brand gesteckt worden sind. Im direkten Vergleich zwischen dem alten und dem neuen Mittel sind die Vorteile umso deutlicher geworden. Beim Militär und Formel-1-Rennveranstaltungen kommt das Löschmittel F 500 schon länger zum Einsatz.

Die Hohendubrauer Kameraden können mit dem Verlauf der Übung dennoch nicht voll zufrieden sein. Denn sie sollen an dem Tag auch eine Person aus einer Halle bergen. Doch weil es in Gebelzig nur einen Atemschutzträger gibt, muss auf die Groß Radischer gewartet werden.

Da es sich um eine Übung handelt, wird zur Absicherung zudem auf die Weigersdorfer Wehr gewartet. Doch es gelingt nicht die vermisste Person auf Anhieb zu finden. Erst nach einer Dreiviertelstunde hat ein zweiter Trupp Erfolg. „Im Ernstfall hätten sie da natürlich keine lebende Person mehr rausgeholt“, sagt Kamerad Jochen Zschau.