Von Peter Anderson
Das Niedrigwasser der Elbe hat die Kreuzschifffahrt auf dem Fluss mindestens in Sachsen sowie Sachsen-Anhalt komplett zum Erliegen gebracht. Zwischen Schöna und Magdeburg liegen nach Angaben des Dresdner Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes mittlerweile vier Hotelschiffe und kommen nicht weiter.
Als eines der ersten Schiffe war davon Ende Juli in Meißen die „Clara Schumann“ der schweizerischen Reederei Viking River Cruises betroffen. Unterhalb von Meißen musste in Torgau ein weiteres Kreuzfahrtschiff seine Reise abbrechen, ebenso zwei Hotelschiffe in Wittenberg. Das sagte am Dienstag der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Dresden Klaus Kautz. Seiner Aussage zufolge dürfte sich an dieser Situation in den nächsten Tagen nichts ändern. Im Gegenteil, für den Pegel Dresden werde bis zum morgigen Donnerstag ein Rückgang von derzeit 60 Zentimeter auf 55 Zentimeter vorhergesagt.
Bei weniger als 60 cm ist Schluss
Betroffen wären davon besonders die Fähren der Verkehrsgesellschaft Meißen in Diesbar und Coswig. Diese können bis zu einem Dresdner Pegel von 60 Zentimetern zwischen den Elbufern pendeln. Bei 55 Zentimetern wäre die Elbe mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur noch über die Brücken zu queren. Unterstützt wird die Prognose des Wasser- und Schifffahrtsamtes vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Aufgrund der aktuellen Vorhersagen für das Einzugsgebiet der Elbe könne nicht davon ausgegangen werden, dass sich die Situation auf dem sächsischen Elbeabschnitt in den nächsten Tagen verbessern werde, schrieb gestern Sprecherin Karin Bernhardt auf Anfrage der SZ. Ein höherer Pegel stelle sich nur bei länger anhaltenden und großflächigen Niederschlägen im tschechischen Einzugsgebiet der Moldau und Elbe ein.
Ausgereizt sind gleichfalls die Möglichkeiten, welche das große Talsperrensystem in der Tschechischen Republik – die Moldau-Kaskade – bietet. Seit Mitte Mai fielen im dortigen Einzugsgebiet der Elbe und Moldau die Wasserstände kontinuierlich, nur kurz unterbrochen durch örtliche Niederschläge. Die Zuflüsse zu den tschechischen Talsperren seien geringer als die Abgaben, so Karin Bernhardt. Laut Klaus Kautz vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt genügten die tschechischen Reserven in Tschechien nicht, um das Niedrigwasser der Elbe auszugleichen. Die „Clara Schumann“ dürfte damit auf absehbare Zeit weiter in Meißen festsitzen.
Noch weit entfernt von Rekordwerten
Als verfrüht werden von den Experten allerdings Spekulationen über ein völliges Austrocknen der Elbe bezeichnet. Der Fluss sei ein gutes Stück von den Negativwerten aus der Mitte des vergangenen Jahrtausends entfernt. Im Nachkriegssommer 1947 habe der Pegel Dresden lediglich 21 Zentimeter betragen. Anfang der 1950er Jahre habe es mehrfach ähnlich geringe Pegelstände gegeben, sagt Wasseramtschef Klaus Kautz. Der Ausbau des Talsperrensystem an der Moldau verhindert seiner Einschätzung nach, dass sich dieses Szenario wiederholt. Nachdrücklich warnte Kautz gestern davor, die niedrige Elbe zu unterschätzen. Es sei nicht einfach möglich, den Fluss zu durchlaufen. In der Fahrrinne gebe es weiterhin eine starke Strömung, welche zum Schwimmen zwinge. Auch beim Baden in der Elbe sollten die Gefahren des Fließgewässers nicht unterschätzt werden. Insbesondere Kindern und Jugendlichen könne der Strom gefährlich werden.