Merken

Elblandschwestern beziehen Videothek

In wenigen Tagen eröffnet am Bahnhof eine Kurzzeitpflege. Das Unternehmen begibt sich damit auf neues Terrain.

Teilen
Folgen
© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Der Fußboden ist verlegt, die Wände sind gestrichen, und im zukünftigen Aufenthaltsraum der Kurzzeitpflege an der Bahnhofstraße stehen schon die ersten Deko-Elemente bereit. Die Eröffnung steht kurz bevor, daran besteht kein Zweifel – auch wenn im Flur noch gearbeitet wird. „Die künftigen Mitarbeiterinnen waren am Dienstag hier und waren auch schon ganz begeistert“, freut sich Jörg Dietz. Er ist seit knapp einem Jahr Prokurist und Personalleiter bei den Elblandschwestern, die die Kurzzeitpflege im März eröffnen wollen.

Ein Blick in den Flur. Seit 2016 wurde das Gebäute umgebaut. Eine enorme Leistung, sagt Prokurist Jörg Dietz.
Ein Blick in den Flur. Seit 2016 wurde das Gebäute umgebaut. Eine enorme Leistung, sagt Prokurist Jörg Dietz. © Sebastian Schultz
Das Führungs-Trio der Elblandschwestern: Inhaberin Kerstin Brunner-Haak (M.), Michael Bloeß (l.) und Jörg Dietz.
Das Führungs-Trio der Elblandschwestern: Inhaberin Kerstin Brunner-Haak (M.), Michael Bloeß (l.) und Jörg Dietz. © Elblandschwestern

Die Idee hinter dem Angebot ist schnell erklärt: Für sechs bis acht Wochen können dort Pflegebedürftige untergebracht und betreut werden. „Es ist eine Übergangslösung, bis zum Beispiel die Wohnung umgebaut ist oder die Angehörigen einen Heimplatz organisieren konnten“, erklärt Dietz. Die Kosten für eine solche Betreuung tragen in der Regel die Pflegekassen.

Ganz ohne Risiko ist das Unternehmen an der Bahnhofstraße nicht, sagt der Prokurist. Normalerweise seien Kurzzeitpflegen an Seniorenheime oder andere Einrichtungen angegliedert. „Es ist eigentlich untypisch, eine Kurzzeitpflege in so einer Größe anzubieten“, betont Jörg Dietz. „Das hier ist ein einmaliges Projekt, in Riesa sowieso.“ Einen sechsstelligen Betrag haben allein die Elblandschwestern in die ehemalige Stahlwerker-Bibliothek und spätere Videothek gesteckt. Eine Summe, die erst einmal wieder eingespielt werden will. Dass das gelingen kann, dafür stehen die Chancen nach Einschätzung des Prokuristen allerdings nicht schlecht. Natürlich sei der Bedarf dieser kurzfristigen Hilfen nicht so einfach planbar wie längerfristige Pflegeangebote. „Es herrscht eine hohe Anfrage, die ersten Patienten haben schon gebucht.“

Dass die Branche boomt, zeigt nicht zuletzt auch das Wachstum, das die Elblandschwestern seit der Unternehmensgründung 2009 hingelegt haben. In nicht ganz acht Jahren hat sich die Zahl der Mitarbeiter von fünf auf 74 erhöht. Weitere zwölf wurden bereits für die Pflegeeinrichtung in Bahnhofsnähe eingestellt. Zwei Drittel des Personals sind in der ambulanten Pflege unterwegs, betreuen rund 290 Patienten in der Region. Hinzu kommen zwei ambulant betreute Wohngruppen in der Allee- und der Kirchstraße sowie eine Tagespflege in der Hafenstraße. „Dort gab es bis jetzt bereits eine sogenannte Verhinderungspflege“, sagt Jörg Dietz. Die Kurzzeitpflege in der ehemaligen Videothek soll dieses Angebot nun ablösen – wenn alles gut geht, schon zum 1. März. „Im März wollen wir auch noch einen Tag der offenen Tür veranstalten“, kündigt Jörg Dietz an. Dann können sich die Riesaer selbst ein Bild davon machen, was aus der früheren Stahlwerker-Bibliothek geworden ist. An diese kann sich der Prokurist der Elblandschwestern noch gut erinnern. „Ich habe dort auch selbst Bücher ausgeliehen“, erzählt Dietz und lächelt. Dass ein bestehendes Gebäude erhalten und umgebaut wurde, sei eine große Leistung, auch seitens der Baufirma. Schließlich mussten die wenigen großen zu vielen kleineren Räumen umgebaut und entsprechend Leitungen für Strom und Wasser verlegt werden. Bis zu 14 Pflegebedürftige finden nun im Gebäude Platz. Jedes Zimmer verfügt über ein elektrisch verstellbares Bett und einen Fernseher, in der Regel teilen sich je zwei Zimmer ein Bad. Außerdem wurden im Haus ein Fahrstuhl und ein größeres Pflegebad eingebaut.

Probleme durch die Nähe zum Offenen Jugendhaus befürchtet Jörg Dietz übrigens nicht. „Die Fenster sind dreifach schallverglast.“ Auch die Wände seien gut gedämmt. „Und im Jugendhaus ist auch nicht mehr so viel los wie noch zu meiner Jugend“, sagt Dietz und schmunzelt.