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Elch wohlbehalten in Freiheit

Nach seinem aufsehenerregenden Ausflug in ein Dresdner Bürogebäude ist der junge Elch wohlbehalten zurück in der Natur. Doch der Jungbulle könnte zurück an die Elbe kommen, glaubt ein Elchexperte.

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© Arvid Müller

Dresden. Nach seinem aufsehenerregenden Ausflug in ein Dresdner Konzerngebäude ist der junge Elch wohlbehalten zurück in der Natur. Nach gut fünf Stunden im Vorraum der Kantine wurde das zwei bis drei Jahre alte Tier betäubt, in einen Container verladen und weggebracht. Er habe die für seine Befreiung nötige Betäubung gut überstanden und sei in ein Waldgebiet in Ostsachsen gebracht worden, teilte die Stadt Dresden am Dienstag mit. Genauere Angaben zum neuen Aufenthaltsort des Elches sollen nicht gemacht werden.

Elchbulle in Dresden aufgetaucht

Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei stehen vor einem Verwaltungsgebäude von Siemens in Dresden.
Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei stehen vor einem Verwaltungsgebäude von Siemens in Dresden.
Allerdings brennt es nicht. Den Einsatz hat ein Elchbulle ausgelöst, der in den Vorraum der Werkskantine eingedrungen ist.
Allerdings brennt es nicht. Den Einsatz hat ein Elchbulle ausgelöst, der in den Vorraum der Werkskantine eingedrungen ist.
Ein Polizist trägt einen Koffer mit dem Logo des Waffenherstellers Smith & Wesson in das Verwaltungsgebäude von Siemens.
Ein Polizist trägt einen Koffer mit dem Logo des Waffenherstellers Smith & Wesson in das Verwaltungsgebäude von Siemens.
Das imposante Wildtier hat sich beim Eindringen in das Gebäude verletzt und soll narkotisiert werden.
Das imposante Wildtier hat sich beim Eindringen in das Gebäude verletzt und soll narkotisiert werden.
Polizisten beobachten von der Absperrung aus den Elch im Siemens-Gebäude.
Polizisten beobachten von der Absperrung aus den Elch im Siemens-Gebäude.
Am Freitag vergangener Woche war der junge Elch überraschend in einem Garten in Radebeul aufgetaucht, dann aber wieder verschwunden.
Am Freitag vergangener Woche war der junge Elch überraschend in einem Garten in Radebeul aufgetaucht, dann aber wieder verschwunden.
In dem Garten in Radebeul hat das Tier einen mehr als 20 Zentimter langen Abdruck seines Hufes hinterlassen.
In dem Garten in Radebeul hat das Tier einen mehr als 20 Zentimter langen Abdruck seines Hufes hinterlassen.
Ein Mitarbeiter des Dresdner Zoos versuchte, das Tier mit einem langen Zweig aus dem Raum zu drängen.
Ein Mitarbeiter des Dresdner Zoos versuchte, das Tier mit einem langen Zweig aus dem Raum zu drängen.
Zuvor war vor der Eingangstür ein großer Container postiert worden. Doch der Elch nutzte die offene Tür nicht, sondern blieb im Gebäude.
Zuvor war vor der Eingangstür ein großer Container postiert worden. Doch der Elch nutzte die offene Tür nicht, sondern blieb im Gebäude.
Mit einem Betäubungsgewehr (vorn) wurde der Elchbulle schließlich unter Kontrolle gebracht.
Mit einem Betäubungsgewehr (vorn) wurde der Elchbulle schließlich unter Kontrolle gebracht.

Der Jung-Elch war am Montagvormittag auf der Flucht vor Menschen durch die Tür des verglasten Gebäudes gebrochen. Im Inneren war er dann stehengeblieben. Der Vierbeiner, der am Freitag erstmals im nahen Radebeul gesichtet worden war, graste zuvor noch unweit des Industriegeländes und stand später auf einem Supermarkt-Parkplatz. Als die Polizei anrückte, lief er davon. Am Nachmittag rückte ein Spezialist mit Betäubungsgewehr am Bürohaus an.

Nach Angaben eines Sachsenforst-Sprechers kommt es immer mal wieder vor, dass Jung-Elche aus Polen auf Wanderschaft über die alten Elchpässe bis Dresden gelangen. Sie müssen ihre Heimat verlassen, wenn die Alt-Elche wieder Nachwuchs bekommen und die Familienverbände sich neu sortieren. Die meisten bleiben aber in Polen. Der letzte „Auftritt“ eines Elchbullen in Sachsen liegt Jahre zurück. „Der verschwand irgendwo bei Altenberg“, sagte der Sprecher.

Hintergrund: Elche in Deutschland

Die bis zu 800 Kilogramm schweren Elche sind die größte lebende Hirschart. Die Tiere mit dem mächtigen Schaufelgeweih ernähren sich von Zweigen, Blättern, Sumpf- und Wasserpflanzen. Elche leben als Einzelgänger oder in kleinen Trupps und können etwa zwölf Jahre alt werden. Sie leben gewöhnlich in kälteren Regionen der Nordhalbkugel - vor allem in Kanada, den nordwestlichen USA, Sibirien und Skandinavien.

Bis ins Mittelalter lebten Elche auch in ganz Deutschland. Später war ihr Hauptverbreitungsgebiet im Deutschen Reich die Provinz Ostpreußen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten nur vereinzelte Tiere aus Polen und Tschechien nach Ostdeutschland und Bayern ein.

Nach dem Fall der Mauer nahmen die Elch-Sichtungen allerdings bundesweit zu. Besonders in Brandenburg, Sachsen und Bayern wurden Dutzende Tiere gesehen. Fachleute glauben, dass inzwischen mehr als zehn Elche permanent in Deutschland leben. Sie erwarten, dass sich die Tierart in großen Waldgebieten mit Gewässern wieder auf Dauer ansiedeln könnte. (dpa)

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Die nächste Elchsichtung muss aber nicht so lange auf sich warten lassen. Denn der eingefangene Elch könnte wieder nach Dresden kommen. Zumindest schließt das der Biologe Michael Striese, seit Jahren Elchbetreuer in der Oberlausitz, nicht aus. „Junge Elchbullen gehen auf der Suche nach einem eigenen Revier und Artgenossen auf Wanderschaft. Wenn sie sich dabei eine Himmelsrichtung vorgenommen haben, bleiben sie dabei.“ Bei dem gestern in Dresden betäubten und später ausgesetzten Elch sei das Richtung Westen.

Eine genaue Marschroute lasse sich nicht vorhersagen. Möglich sei auch, dass der Elch auf einer Autobahn auftaucht. An sich seien wandernde Elche in Sachsen nichts Ungewöhnliches. Seit 1990 wurden 20 Tiere im Freistaat registriert. In Brandenburg gibt es schon ein kleines Elchvorkommen. Auch für Nordostsachsen im Raum zwischen den Autobahnen 13 und 4 sei das vorstellbar. (sz/ihg/dpa)