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Vorsicht Elch!

Immer wieder tauchen in Sachsen Elche auf. Gerade im September und Oktober werden die Großhirsche häufiger gesichtet. Experten raten zur Vorsicht.

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© dpa

Boxberg. Erst vor wenigen Tagen wurde er entdeckt, nahe der Autobahn 4, östlich von Bautzen: ein Elch. Kurz darauf, als sich Michael Striese die Umgebung näher ansieht, ist das Tier schon weitergezogen. „Sie kommen aus Polen oder Tschechien und sind auf der Suche nach einem neuen Zuhause“, erklärte der Elch-Fachmann. Der Biologe arbeitet bei der Gesellschaft für Naturschutz und landschaftsökologische Forschung und beobachtet die Tiere seit Jahren.

Elche, die in der Region gesichtet werden, sind demnach nicht in Sachsen beheimatet. Meist sind es Jungtiere, die ein neues Terrain suchen. Dabei laufen sie hunderte Kilometer. „Es gibt zwei Einwanderungswellen pro Jahr. Eine im Frühjahr und eine im Herbst“, erläutert Striese. Von September bis Mitte November könne es also öfter vorkommen, dass Spaziergängern oder Autofahrern in der Lausitz oder dem Erzgebirge ein Elch über den Weg läuft. In Sachsen sei momentan eine Handvoll unterwegs. Wie viele es tatsächlich sind, wisse niemand so genau. Nicht alle Tiere werden gesehen, nicht immer erfahren die Experten davon.

Ab und zu hört auch die Arbeitsgruppe Wildtierforschung der Technischen Universität Dresden von Elchen im Freistaat. Jäger melden der Gruppe, die das Wildtier-Monitoring in Sachsen betreut, wenn sie die Großhirsche in der Region sehen. „Die bleiben mal kürzer, mal länger“, sagte Projektmitarbeiter Norman Stier. „Aber für gewöhnlich nicht über einen größeren Zeitraum.“

Wie in Sachsen sind auch im Rest von Deutschland bisher offenbar keine Elche sesshaft geworden. „Man munkelt, dass sich im Osten Brandenburgs eine sehr kleine Population von maximal vier bis fünf Tieren angesiedelt hat“, sagte Andreas Kinser von der Deutschen Wildtierstiftung. Sicher dokumentiert sei das aber nicht. Dass vor allem junge, männliche Tiere entlang der deutschen Ostgrenze wandern, sei hingegen keine Seltenheit.

Eigentlich kommen die Elche aus Polen oder Tschechien, wo mittlerweile größere Gruppen leben. Die Tendenz ist steigend. Bis zu 30 000 Tiere, schätzt Striese, sind allein in Polen beheimatet. Wie gelangen die Tier von dort ausgerechnet nach Sachsen? „Wenn ein Elch sich frei entscheiden kann, ob er nach Norden, Süden, Westen oder Osten läuft, und Westen wählt, dann landet er eben zwangsläufig in Deutschland“, so die Antwort des Experten Striese.

Elchen mit Vorsicht begegnen

Noch häufiger als nach Sachsen kämen sie allerdings ins benachbarte Brandenburg. Dort wurde im September sogar ein Tier überfahren - eine der Gefahren, die die Großhirsche mit sich bringen. Wer einem Elch begegnet, sollte ihm mit ausreichend Respekt begegnen. Nicht zu nah herangehen und das Tier nicht in die Enge treiben, rät Striese. „Man sollte jederzeit einen Baum oder ein Auto zwischen sich und den Elch bringen können, um sich im Falle eines Falles zu verstecken“, so der Biologe. „Wenn er sich bedroht fühlt, kann ein Elch gezielt mit den Vorderhufen treten, bis zu 1,80 Meter hoch.“

Je mehr sich die Tiere in Polen und Tschechien ausbreiten, desto wahrscheinlicher wird es, dass sie sich auch in Deutschland beheimaten. „Bei größeren Populationen steigt der Zuzugsdruck“, erläutert Kinser von der Wildtierstiftung. Die Tiere breiten sich also immer weiter aus. Innerhalb von zehn Jahren könnten sie tatsächlich in Deutschland leben, schätzt Kinser.

In Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg beispielsweise würden sich die dünn besiedelte Regionen anbieten, auch Sachsen als neue Heimat hält er für wahrscheinlich. „Wichtig sind für die Tiere vor allem große Wasserflächen. Die sächsischen Teichlandschaften sind da durchaus geeignet.“ Das glaubt auch Experte Striese. Für ihn ist es nur noch Frage der Zeit, bis Elche auch im Freistaat heimisch werden. (dpa)