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Eltern-Protest gegen Sommerpause

Die Gemeinde Großweitzschen will Schließzeiten einführen. Das kommt überraschend und ist in der Kürze nicht umsetzbar.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Großweitzschen. Das war der zweite Anlauf der Gemeindeverwaltung Großweitzschen, eine Schließzeit in den beiden gemeindeeigenen Kitas umzusetzen. Auch dieser scheiterte. Allerdings soll es zu diesem Thema eine erneute Beratung im Januar geben. Eltern waren zur Ratssitzung gekommen, um ihren Unmut über den Plan und die Vorgehensweise zum Ausdruck zu bringen. Der Elternrat hatte einen Tag vor der Sitzung über die Pläne der Verwaltung Kenntnis erhalten.

Im Härtefall fällt die Betreuung für drei Wochen aus

Geplant ist, die Kindertagesstätten in Mockritz und Großweitzschen für je zwei Wochen zu schließen. Angeboten werden soll eine sogenannte Notbetreuung. Wer diese in Anspruch nehmen will, muss eine Bescheinigung vom Arbeitgeber vorlegen, dass er in dieser Zeit keinen Urlaub bekommt. Erschwerend für Eltern, die sowohl ein Kind im Hort als auch in der Kita betreuen lassen, ist, dass die Horteinrichtung seit einigen Jahren in der dritten und vierten Woche schließt. Darüber gibt es schon lange keine Diskussionen mehr. Die zweiwöchigen Schließzeiten der Kitas sollten jeweils eine Woche vor beziehungsweise nach sowie jeweils eine Woche in der Ferienpause des Hortes liegen. Das würde bedeuten, dass einige Eltern drei Wochen Urlaub nehmen müssten, um nur die Schließzeit der kommunalen Einrichtungen abzudecken. Außerdem gibt es im nächsten Jahr sechs weitere Schließtage an den sogenannten Brückentagen. Der Urlaub der Eltern würde so an 21 Tagen fremdbestimmt sein. Die Regelung sollte bereits ab kommenden Jahr gelten.

Eltern wollen bei der Entscheidung mitreden können

„Wir finden das Vorhaben eine Sauerei. Bereits im Jahr 2016 gab es ein solches Ansinnen der Verwaltung. Eine Unterschriftensammlung damals zeigte, dass die Elterschaft das nicht wollte“, so Torsten Schmiedgen. Er bezeichnete die Art und Weise, wie in diesem Fall vorgegangen werde, als unverschämt. 24 Stunden nach Bekanntgabe der Information an die Eltern solle nun schon der Beschluss gefasst werden. Das verstoße gegen das sächsische Kindergartengesetz, laut diesem die Eltern an solchen Entscheidungen zu beteiligen sind, so Schmiedgen.

„Jetzt, so kurz vor Jahresende, sind die Urlaubspläne der meisten Familien abgeschlossen“, sagte Thomas Malkowski. Was die Verwaltung hier vorhabe, sei schon einen Zacken schärfer als 2016. Da hätten die Eltern wenigstens ein Mitspracherecht gehabt. Malkowski hatte sogar erfahren, dass die Erzieher angewiesen worden seien, die Eltern nicht vorab über die möglichen Schließzeiten zu informieren. Mit der Einführung dieser könnte es zu sozialen Härten kommen, Familien nicht gemeinsam in den Urlaub fahren. „Ich habe ein Krippenkind und bekomme von meinem Arbeitgeber in den Ferien keinen Urlaub. Das würde bedeuten, mein sensibles Kind müsste in die Notbetreuung und wenn es ganz schlimm kommt sogar in eine andere Einrichtung“, sagte Monique Fischer. Die Verwaltung solle auch an den sozialen Faktor denken, dass sich nicht alle Eltern einen Urlaub in den Ferien leisten können, sie lieber außerhalb dieser Urlaub machen würden. Schmiedgen appellierte an die Räte, dass sie gewählt worden seien, um die Interessen der Bürger zu vertreten.

„Ich bin dafür, dass Kinder mit ihren Eltern zwei Wochen am Stück Urlaub machen und ihn gemeinsam genießen sollen. Doch wann das passiert, solle nicht vorgeschrieben werden“, so Marc Bohnstedt. Erst kürzlich sei zur Ratssitzung gesagt worden, dass die Gemeinde dringend neue Einwohner benötige, Bauplätze entstehen, um junge Familien anzuziehen. „Doch dann müssen auch die Kitas attraktiv sein“, so Bohnstedt. Was die Gemeinde da vorhabe, sei diesbezüglich kontraproduktiv.

Schließzeiten wegen Reinigung, Reparauren und Personalmanagment

„Die Schließzeit soll für die Grundreinigung der Einrichtungen und für Instandhaltungsmaßnahmen genutzt werden“, sagte Hauptamtsleiterin Denise Lange. Hinzu komme, dass es der Urlaub der Erzieher besser planen lasse, wenn diese an einem Zeitpunkt gemeinsam frei haben, dieser in seiner Gesamtheit nicht übers Jahr verteilt werde. „Wir haben zehn Erzieher mit schulpflichtigen Kindern, denen wir den Urlaub gemeinsam mit der Familie ermöglichen wollen. Nur vier bis sechs Erzieher sind immer greifbar“, so die Hauptamtsleiterin.

Schließzeiten in den Sommerferien gebe es auch im näheren Umfeld, so Lange. Die Gemeinde Großweitzschen sei da keine Ausnahme. Die Statistik der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass in den Sommerferien etwa 40 Prozent weniger Kinder die Einrichtungen besuchen.

Meinung der Gemeinderäte ist gespalten

Gemeinderat Arne Philipp sprach sich dafür aus, den Beschluss zurückzustellen. Es solle nicht gegen die Eltern gearbeitet, der Vorschlag mit ihnen diskutiert werden. Er schlug vor, die Schließzeit 2019 auf eine Woche zu beschränken und ab 2020 zwei Wochen zu schließen. Rätin Susann Munz ist grundsätzlich gegen eine längere Schließung der Kitas. Die Reinigung könnte sicher in einer kürzeren Zeit und an Brückentagen erfolgen. „Wir müssen alles im Interesse der Eltern tun, um eine Sommerpause zu verhindern“, so Susann Munz. Für ihre Worte erhielt sie von den Eltern Applaus.

Die Räte Andreas Haupt, Heiko Schmiedchen und Jörg Ulmitz dagegen, brachten Verständnis für eine längere Schließzeit aus, im Interesse des Personalmanagments und der grundhaften Reinigung. „Ich bin hin- und hergerissen. Meine Frau arbeitet auch in einer Einrichtung“, so Jörg Ulmitz. Er empfehle, die Schließzeit nicht auf Krampf für 2019 festzulegen.

Nun soll ein Kompromiss gefunden werden. Einstimmig fiel die Entscheidung für die Termine für die Schließtage an den Brückentagen aus. Das sind der 31. Mai, 4. Oktober, 1. November sowie der 23./27./28. Dezember.