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Elterntaxis bleiben ausgesperrt

Bannewitz zieht eine positive Bilanz des Verkehrsversuches an der Schule. Doch ein Problem gibt es nach wie vor.

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© Egbert Kamprath

Von Hauke Heuer

Bannewitz. Es ist erst drei Monate her, da herrschte jeden Morgen vor der Grund- und Oberschule in Bannewitz ein kleines Verkehrschaos. Eltern fuhren oft zu schnell von der Windbergstraße in die Straße Neues Leben ein und setzten ihre Kinder direkt vor der Schultür ab. Gleich darauf setzten sie zurück und verschwanden ebenso schnell, wie sie gekommen waren. Durch die teils rücksichtslose Fahrweise einiger Eltern wurden die Kinder gefährdet, die den Schulweg alleine zu Fuß oder mit dem Fahrrad antraten. Andere Eltern beschwerten sich über die gängige Praxis. Die Fronten waren zunehmend verhärtet und eine Lösung nicht in Sicht.

Nach jahrelangen Diskussionen und Bemühnungen, das Problem auf einem anderen Weg zu lösen, schufen Stadt und Ordnungsamt am 26. Februar Tatsachen. Im Rahmen eines Verkehrsversuches wurde die Straße Neues Leben montags bis freitags von 7 bis 7.30 Uhr gesperrt. Im Bereich der Straße ist nur noch das Halten zum Ein- und Aussteigen, jedoch nicht mehr das Parken gestattet. Die zunächst vorübergehende Regelung wird nun auf unbestimmte Zeit aufrechterhalten. Wie die Gemeindeverwaltung mitteilt, habe sich bereits am ersten Tag gezeigt, dass die Maßnahmen ein voller Erfolg seien. „Nach anfänglich Schwierigkeiten bei den Entladevorgängen der Elterntaxis an der Windbergstraße, hat sich im Verlauf des Verkehrsversuches auch dieses Problem gelegt“, sagt Sylvia Stiller, Sachgebietsleiterin für Bau und Ordnung. Auch der ADAC, der den Versuch von Anfang an begleitete und befürwortete, soll zum gleichen Schluss gekommen sein, so Stiller.

Beschwerden von Eltern über die Straßensperrung seien, entgegen aller Erwartungen, überhaupt nicht eingegangen. Dafür gebe es nun deutlich mehr Kinder, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule kommen. „Die Direktorin der Grundschule hat uns berichtet, dass viele Kinder, die früher oft zu spät zum Unterricht erschienen sind, nun pünktlich kommen und dank des morgendlichen Fußmarsches dem Unterricht konzentrierter folgen können“, sagt Stiller. Die Polizei kontrolliert bis heute in unregelmäßigen Abständen, ob die Eltern die Sperrung auch wirklich beachten. Das Ordnungsamt war in der ersten Woche jeden Tag vor Ort. Bußgelder seien nur in Einzelfällen verhängt worden. Genaue Zahlen dazu lägen nicht vor.

„Die Polizei und die Verwaltung haben schließlich auch noch andere Aufgaben, denen wir uns widmen müssen. Deshalb können wir nicht immer präsent sein. Wir haben dennoch das Gefühl, dass die Regelung akzeptiert und von allen eingehalten wird“, berichtet Stiller.

Kein Einzelfall

Dass die Gemeinde hart durchgegriffen hat, hält Stiller für die richtige Entscheidung. Das Problem mit den Elterntaxis rund um den Schulkomplex habe man jahrelang auf anderen, diplomatischeren Wegen nicht lösen können. Gespräche mit Eltern und andere Maßnahmen hätten bei einigen wenigen kein Erfolg gehabt. Sogar der Elternrat hatte sich gegen die Elterntaxis vor der Schule gestellt und letztlich auch die Sperrung mitgetragen. Die rabiate Lösung der Bannewitzer Gemeindeverwaltung könnte nun für Nachahmer in anderen Orten führen, denn Ärger mit autofahrenden Eltern, die zum Abholen und Bringen ihrer Kinder den kürzesten und vermeintlich schnellsten Weg wählen, gibt es nicht nur in Bannewitz. Fragt man die Polizei, dann werden die Eltern selbst als eine der Hauptgefahren für Kinder auf dem Schulweg genannt. An der Glückauf-Grundschule in Freital zum Beispiel kommt es am Morgen regelmäßig zu gefährlichen Situationen. Auch die Freitaler Lessing-Schule gilt als Problemstelle in Sachen Elterntaxis.

Und auch in Bannewitz sind mit der Straßensperrung am Morgen noch nicht alle Probleme gelöst. Trotz aller Fortschritte sieht die Gemeinde immer noch Schüler im Umfeld der Schule gefährdet. Insbesondere von 13 bis 16 Uhr werde immer noch viel Verkehr auf der Straße Neues Leben verzeichnet – denn dann gilt die Verkehrsregelung nicht. Stiller appelliert deshalb an alle Eltern, auch in den Nachmittagsstunden die Schrittgeschwindigkeit einzuhalten und vorsichtig zu fahren.