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Empörung über beschmierte Schilder

In mehreren Gemeinden wurden die sorbischen Ortsnamen übermalt. Vor Ort nimmt man das ernst – und plädiert nun gerade für Toleranz.

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© Rocci Klein

Von Annett Kschieschan

Grellrote Schlieren ziehen sich über Ortsbezeichnungen. Nur über die sorbischen, die deutschen Namen der Ortsteile von Ralbitz-Rosenthal, Nebelschütz, Räckelwitz und Crostwitz sind nach wie vor lesbar. Die Unbekannten, die in der Nacht zum Mittwoch durchs Kamenzer Land gefahren sind, wollten offenbar ein Zeichen für Intoleranz setzen, deutsch-sorbische Animositäten schüren.

Zahlreiche Ortseingangsschilder haben sie in gleicher Weise verschandelt (die SZ berichtete). Ihr Ziel haben sie nicht erreicht. Eine Schmiererei könne das gute Miteinander von Sorben und Deutschen vor Ort nicht stören, sagte gestern der Nebelschützer Bürgermeister Thomas Zschornak. „Natürlich muss man so etwas ernst nehmen und wir hoffen sehr, dass die Täter ermittelt werden. Aber was für uns zählt, sind Toleranz und Offenheit. Die zahlreichen internationalen Partnerschaften und das Miteinander in der Gemeinde selbst zeigen das“, so Thomas Zschornak. Man hoffe, dass die Aktion ein Einzelfall bleibt. In einer gemeinsamen Presseerklärung haben sich gestern die Bundestagsabgeordneten Thomas Jurk (SPD), Caren Lay (Die Linke), Maria Michalk (CDU), Landrat Michael Harig, Domowina-Vorsitzender David Statnik sowie die Landtagsabgeordneten Stefan Brangs (SPD), Mike Hauschild (FDP), Antje Hermenau (Grüne), Heiko Kosel (Die Linke), Aloysius Mikwauschk und Marko Schiemann (CDU) gegen Intoleranz ausgesprochen. Die zweisprachigen Ortstafeln und Wegweiser im deutsch-sorbischen Siedlungsgebiet seien ein Sinnbild für die Bikulturalität der Lausitz.

Zu den Taten ermittelt das Operative Abwehrzentrum der Sächsischen Polizei. In der Nacht zum Mittwoch waren aber nicht nur sorbische Ortsnamen übermalt worden. Auch Ortseingangsschilder in Pulsnitz und Steina wurden beschmiert. In Großröhrsdorf mit antisemitischen Schriftzügen, Judensternen und einem Hakenkreuz. Ob hinter allen Aktionen dieselben Täter stecken, soll nun ermittelt werden. Nach wie vor sucht die Polizei Zeugen.

Zeugenhinweise: 03581-468224