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Endlich online

In vielen Tourismus-Gebieten hapert es mit dem Internet. Das Erzgebirge bekommt nun flächendeckend Wlan.

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Von Andrea Schawe

In mehr als 1 210 Metern Höhe kurz mal die E-Mails checken oder Bilder ins Internet stellen: Auf Sachsens höchstem Berg soll das demnächst möglich sein. Der Erzgebirgskreis ist der erste sächsische Landkreis, der sich entschieden hat, ein flächendeckendes Wlan-Netz zu errichten – mit sogenannten Hotspots.

Schon Anfang Juli haben die Bauarbeiten begonnen. Insgesamt sollen an 48 Standorten in 23 Städten und Gemeinden im Landkreis Hotspots installiert werden, neben dem Fichtelberg unter anderem an den Greifensteinen bei Ehrenfriedersdorf, in den Stadtzentren von Annaberg-Buchholz, Marienberg und Aue sowie in Oberwiesenthal. Die ersten Hotspots sollen noch in diesem Jahr funktionieren, teilt das Wirtschaftsministerium mit. Dann kann jeder mit öffentlich zugänglichem Wlan kostenlos ins Internet.

Für die Besucher sei kostenloses Wlan eine wichtige Ergänzung des touristischen Angebots vor Ort, sagt Staatssekretär Stefan Brangs, der auch Beauftragter für Digitales ist. Das Projekt ist das erste Wlan-Projekt in Sachsen, bei dem mehrere Kommunen zusammenarbeiten. „Die Tourismusregion Erzgebirge rückt so noch ein Stückchen enger zusammen“, sagt Brangs. „Ich hoffe, dass viele Regionen diesem Beispiel folgen werden.“ Im Erzgebirge investiert Sachsen nun mehr als 840 000 Euro. Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei etwas über einer Million Euro.

Der Freistaat fördert über das Programm Digitale Offensive den Ausbau von öffentlichem Wlan mit Hotspots in touristisch relevanten Bereichen. Bisher wurden nach Angaben des Wirtschaftsministeriums an insgesamt 52 Standorten in Bad Schandau, Pöhl im Vogtland, Rochlitz in Mittelsachsen und Seifhennersdorf in der Oberlausitz Hotspots errichtet. Geplant sind außerdem 33 weitere in den vogtländischen Gemeinden Bad Elster und Rodewisch. Investiert wurden dafür mehr als 205 000 Euro. Die Anlagen müssen mindestens sieben Jahre in Betrieb sein, um vom Freistaat gefördert zu werden.

Auch andere Gemeinden wollen für den Zugang zu öffentlichem Wlan Hotspots bauen. Freital, Oederan und Taucha haben dafür Geld beim Freistaat beantragt. In Grimma wird vorerst nur analysiert, ob Hotspots machbar sind. Der Landkreis Görlitz bereitet einen Antrag vor. So könnte unter anderem im Kromlauer Park Wlan eingerichtet werden.

„Die Erschließung touristisch relevanter Orte mit Wlan-Hotspots ist sehr wichtig“, sagt Ute Florl vom Tourismusverband Erzgebirge. „Damit können Gäste und Besucher möglichst flächendeckend aktuelle touristische Informationen online erhalten.“ Der Ausbau fokussiere sich vorrangig auf Freizeiteinrichtungen wie den Greifenbachstauweiher, Freizeitbäder, Museen, Besucherbergwerke, Burgen und Schlösser. Dort sei der Bedarf für kostenlosen Internetzugang höher, weil die Besucher länger an einem Ort bleiben, sagt Florl. Wichtige Standorte seien ebenso Tourist-Informationen, Bahnhöfe aber auch Hotels und Pensionen. Gerade in der Tourismusregion Erzgebirge ist die Internetversorgung mangelhaft. Schon bei einem Besuch von Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) in der Region vor anderthalb Jahren beklagten Unternehmer den fehlenden Breitbandausbau. Das sei für Unternehmen, Pensionen und Hotels ein klarer Standortnachteil – auch, weil viele Gäste ihre Unterkunft über das Internet buchen, hieß es.

Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums hatten Ende 2017 nur knapp 38 Prozent der Haushalte im Erzgebirgskreis einen Zugang mit mehr als 100 Megabit pro Sekunde. Sachsenweit sind es derzeit 50 Prozent. Ziel der Regierung ist die flächendeckende Versorgung mit 100 Mbit/s in ganz Sachsen bis 2025. In Mittelsachsen haben nur 28 Prozent der Haushalte schnelles Internet, im Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge sind es knapp 40 Prozent. In einschlägigen Touristenorten wie Holzhau, Eibenstock, Johanngeorgenstadt, Seiffen, Augustusburg oder Altenberg hatte kein einziger Haushalt einen so schnellen Internetzugang.

Auch in der Oberlausitz sieht es nicht besser aus. Im Landkreis Görlitz haben nur 36 Prozent der Haushalte einen schnellen Internetzugang, im Bautzner Landkreis sind es 32 Prozent. Das soll sich nun ändern: In allen Gebieten im Landkreis Bautzen, die bisher nicht mit mindestens 30 Mbit/s versorgt sind, soll Glasfaser verlegt werden. Bund und Land investieren fast 104,5 Millionen Euro. „Der Landkreis hat hier wirklich vorbildlich gehandelt: Er hat sich früh dem Thema angenommen und außerdem dafür gesorgt, dass kein Ort zurückbleibt“, sagt Minister Martin Dulig.

Im Vogtlandkreis startet ebenfalls der Ausbau für hochwertige Internetanschlüsse. Dort investiert der Freistaat etwa zehn Millionen Euro, 13 Millionen kommen vom Bund. Davon sollen 22 000 Haushalte und 3 400 Unternehmen profitieren.