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Endspurt am Frauenmarkt

Seit zwei Jahren bereichert Café Boeltzig die Innenstadt. Nun gestaltet der Inhaber auch noch das denkmalgeschützte Haus.

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© Anne Hübschmann

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Es war alles ganz anders geplant. Wenn es nach Martin Wilkinson und seiner Frau Kathrin gegangen wäre, würde er jetzt im Liegestuhl sitzen und sich endlich mal ausruhen. Erholen von der ganzen Bauerei im Haus am Großenhainer Frauenmarkt 4. Stattdessen sitzen Einheimische und Touristen gleichermaßen im traditionsreichen Café, während Wilkinson in Arbeitskleidung über ihnen in der oberen Etage werkelt.

Martin Wilkinson zeigt sie gerne, die neue Wohnung und den Saal im Haus auf dem Frauenmarkt 4, genau über dem Café Boeltzig.
Martin Wilkinson zeigt sie gerne, die neue Wohnung und den Saal im Haus auf dem Frauenmarkt 4, genau über dem Café Boeltzig. © Anne Hübschmann
Große Fenster und helle Wände machen die geräumige Wohnung freundlich.
Große Fenster und helle Wände machen die geräumige Wohnung freundlich. © Anne Hübschmann

Immerhin: Mehr als ein Vierteljahr konnte der 53-Jährige nicht selber mit Hand anlegen. Musste sich nach einem schweren Unfall seiner Genesung widmen und war nicht in der Lage, die Baustelle überhaupt zu betreten. Seit vergangener Woche ist er nun aber wieder vor Ort und will es nach eigenem Bekunden endlich zu einem guten Ende bringen. „Bis Jahresende wollen wir es wirklich gepackt haben! Dann sollen nicht nur alle vier Wohnungen fertig saniert sein, sondern auch der große Veranstaltungssaal endlich Besucher empfangen können“, sagt Martin Wilkinson.

Der Saal war es auch, der dem handwerklich sehr geschickten Ebersbacher so einige Mühe bereitete. Nachdem der Fußboden bereits verlegt war und die unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten neuen Fenster eingebaut worden sind, sollte es in diesem Raum eigentlich nur noch an den Feinschliff gehen. Sollte. Denn bei nochmaliger Betrachtung der Elektroleitung, so Martin Wilkinson, hätten sich diese als sehr marode erwiesen. Das bedeutete praktisch: Die Wände mussten wieder aufgehakt und neue Leitungen verlegt werden. Nun seien die Handwerker gerade dabei zu verputzen. Danach käme der Feinschliff. Das darunter befindliche Café ist künftig über eine geräumige Wendeltreppe mit dem Saal, in welchem es natürlich auch komplett neue sanitäre Anlagen gibt, verbunden. Eine Bar, so Kathrin Biedermann, werde ebenso eingebaut, wie ein Tresen für Speisen und Getränke sowie eine Kühltheke. „Wir werden den eleganten modernen Stil der unteren Etage aufnehmen und im Saal konsequent fortführen.“

Ein Stockwerk darüber ist bereits fertig, was Martin Wilkinson und seine Helfer viele Stunden Arbeitszeit gekostet hat. Viele Wochen habe er dazu benötigt, um die über dem Saal befindlichen Wohnungen zu entrümpeln. Insgesamt 390 Kilogramm entfernte Tapete habe er treppauf, treppab nach draußen befördert. Mittlerweile ist eine von letztlich insgesamt vier großzügig geschnittenen Wohnungen fertig. Wann sie gemietet werden können, darauf will sich der Bauherr noch nicht festlegen. Erst mal müsse jetzt wirklich alles fertig sein, bevor dafür Werbung gemacht werde.

Die neuen Fenster in den sorgsam hergerichteten vier Wänden geben aber nicht nur einen tollen Blick über die Innenstadt von Großenhain frei. Auf der Seite zum Hof entdeckt der Betrachter das, was gewissermaßen momentan noch hinter den Kulissen abläuft. Die äußere Sanierung des Gebäudes einschließlich des Abrisses von zusätzlichen Anbauten hat längst begonnen.

Ein kleiner Vorgeschmack sozusagen auf das, was die Großenhainer und ihre Gäste in den nächsten Wochen erwartet. „Dann werden wir nämlich die Gerüste auf der Seite zum Frauenmarkt stellen und die Fassade herrichten lassen“, verrät Wilkinson. Unter Beachtung der denkmalpflegerischen Vorgaben habe man sich für einen erdfarbenen Anstrich entschieden.

Im Café haben sich inzwischen neue Gäste eingefunden. Eine tschechische Familie mit drei kleinen Kindern, die gerade in Sachsen Urlaub macht. „Ich alles gern essen“, sagt Mutter Ilona und lacht. Dass sich die Touristin schließlich die sächsische Buchtel schmecken lässt, bekommt Martin Wilkinson schon nicht mehr mit – er baut.