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Endspurt an der Niederschlesien-Magistrale

Die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Hoyerswerda und der Grenze ist beendet. Jetzt geht es um Feinheiten.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Hoyerswerda/Zentendorf. Einen reichlichen Monat dauert es noch, bis zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember die elektrifizierte Niederschlesien-Magistrale zwischen Hoyerswerda und der polnischen Grenze bei Zentendorf in Betrieb genommen wird. Die SZ erklärt den aktuellen Stand, was bis dahin noch zu tun ist und welche Restarbeiten verbleiben.

Alles rund um die Arbeiten an der Magistrale

Auf der Magistrale wird jetzt getestet, gemessen und korrigiert


Seit Montagmorgen 6 Uhr sind Züge mit der jeweils maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit unterwegs. Genutzt wird die Strecke vorerst von Bahnmitarbeitern zu sogenannten Kenntnisfahrten. „Dabei werden eigene Lokführer geschult, die ihr Wissen dann weitergeben“, erläutert Ulrich Mölke. Am Wochenende werde dann ein Oberbaumesszug erwartet, durch den man finale Aussagen zur Lage der Gleise bekomme. Eventuelle Fehlerstellen müssten bis zum Fahrplanwechsel nachgebessert werden, so der zuständige Projektleiter. Zwischen dem 5. und 13. November ist dann ein Oberleitungsmesszug im Einsatz, der den optimalen Sitz der Oberleitungen prüft. „Eine sehr aufwendige Prozedur, weil die Untersuchungen in alle Richtungen stattfinden müssen und an der Schnittstelle von Wechsel- zu Gleichstrom von Deutschland nach Polen eine zusätzliche Schwierigkeit besteht“, weiß Mölke. Er rechnet bis Mitte November mit acht bis zehn Zugdurchfahrten am Tag. In welcher Häufigkeit danach Personen- und Güterverkehrsunternehmen unterwegs sein werden, sei nicht abschätzbar. Sie dürfen ab 16. November auf die Strecke.

Bis zum Fahrplanwechsel wird noch mit Hochdruck gearbeitet

Aktuell werden die zwischen Horka und Niesky vorgesehenen Lärmschutzwände komplettiert. Zwischen Knappenrode und Niesky sind zudem noch Fräsarbeiten im Gange, bei denen beide Gleise nacheinander abschließend profiliert werden.

Auch nach der Inbetriebnahme der Strecke bleibt einiges zu tun

Ulrich Mölke nennt da vor allem die Beräumung von Baustellen und Lagerflächen. Begrünungsarbeiten sowie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für gefällte Bäume würden je nach Wetterlage erst im Frühjahr getätigt. Bautechnisch muss man im Bereich des Bahnhofes Niesky noch nachlegen. Dort gibt es insgesamt vier Gleise. Eins davon wird als Hauptgleis permanent genutzt, zwei weitere sind vorgeschriebene Überholgleise. Das vierte Gleis ist derzeit nicht nutzbar und geht erst 2019 als weiteres Hauptgleis in Betrieb.

Die besondere Herausforderung ist die Verknüpfung zweier Verkehrssysteme

Zwischen Deutschland und Polen ist der Grenzübertritt zwar kein Problem, auf dem Schienenstrang aber eine echte Herausforderung. „Wir arbeiten hier mit 15000 Volt Wechselstrom, unsere Nachbarn mit 3000 Volt Gleichstrom“, erklärt der Projektleiter der Deutschen Bahn. Aber nicht nur die Stromsysteme seien verschieden, auch die Zugsicherheit sei auf die Infrastruktur des jeweiligen Landes zugeschnitten. Gleiches gelte für die Telekommunikation. Zwischen Horka und Bielawa Dolna müssten sämtliche Systeme umgestellt werden.

Vor allem der Güterverkehr wird die Strecke verstärkt nutzen

Um eine größtmögliche Zugfrequenz auf der Neubaustrecke zu erzielen, macht die Bahn die Niederschlesien-Magistrale derzeit verstärkt bei Gütertransportunternehmen bekannt. DB Cargo und der polnische Anbieter PKP Cargo haben schon Interesse signalisiert. Schwierigkeit allerdings: die hohen Aufwendungen, um in beiden Verkehrssystemen unterwegs sein zu können. Ohne sogenannte Mehrsystemloks geht nämlich nichts.

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