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Julian Assanges heiratet im Gefängnis

Wikileaks-Gründer Julian Assange und seine Verlobte Stella Moris gaben sich heute im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh das Ja-Wort.

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Stella Moris (M), Verlobte des Wikileaks-Gründers Assange, trifft vor ihrer Hochzeitszeremonie im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh ein, wo Assange seit drei Jahren inhaftiert ist während Unterstützer von Assange ein Plakat mit der Aufschrift
Stella Moris (M), Verlobte des Wikileaks-Gründers Assange, trifft vor ihrer Hochzeitszeremonie im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh ein, wo Assange seit drei Jahren inhaftiert ist während Unterstützer von Assange ein Plakat mit der Aufschrift © AP

London. Der seit rund drei Jahren in London inhaftierte Wikileaks-Gründer Julian Assange hat seine langjährige Partnerin Stella Moris geheiratet. "Sie sind jetzt Mr. und Mrs. Assange", sagte Assanges Bruder, Gabriel Shipton, nach der Trauung am Mittwochnachmittag. Ob die Frischvermählte künftig auch offiziell den Nachnamen ihres Mannes führen wird, war zunächst unklar.

Sekt und Torte im Schatten eines Hochsicherheitsgefängnisses: Vieles bei der Hochzeit schien wie bei einer ganz normalen Eheschließung. Unter einem mit Blumengirlanden geschmückten Pavillon stand eine mehrstöckige Hochzeitstorte mit Rosen und einer kleinen Skulptur des Paares. Festlich gekleidete Gäste tanzten daneben im Sonnenschein zu Musik.

Doch nichts konnte über die erdrückende Präsenz der von einer haushohen Betonmauer umgebenen, angrenzenden Haftanstalt hinwegtäuschen, die für den seit rund drei Jahren inhaftierten Assange als Hochzeitslocation herhalten musste.

Wikileaks-Gründer Julian Assange und Stella Moris.
Wikileaks-Gründer Julian Assange und Stella Moris. © PA Wire

Nach Angaben von Unterstützern waren bei der standesamtlichen Trauung in dem Komplex nur vier Gäste und zwei Trauzeugen zugelassen. Assange wollte einer Mitteilung zufolge einen Kilt tragen, der an die schottische Herkunft seiner Familie erinnern sollte. Assange und Moris wurde lediglich eine kurze Zeit der Zweisamkeit erlaubt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Wikileaks-Kreisen erfuhr.

Dutzende Menschen feierten vor dem Londoner Hochsicherheitsgefängnis, während Julian Assange und seine Partnerin getraut werden sollten. Am Mittag war die Braut in einer silberfarbenen Robe der Designerin Vivienne Westwood, begleitet von einem kleinen Kreis von Angehörigen, erschienen.

Mit einem bodenlangen Schleier über dem Haupt verschwand sie hinter den Mauern, um ihrem Verlobten das Ja-Wort zu geben. Das Paar hatte während Assanges jahrelangem Botschaftsasyl in der Vertretung Ecuadors in London zwischen 2012 und 2019 zusammengefunden und hat zwei gemeinsame Kinder. Ein gemeinsamer Alltag war der Familie jedoch bislang nie vergönnt.

Die Braut
Die Braut © PA Wire

Über dem Freudentag des Paares hing trotz des frühlingshaften Sonnenscheins eine schwere Wolke: Erst vor kurzem war der Berufungsantrag des gebürtigen Australiers gegen die Auslieferung an die USA vom Supreme Court abgelehnt worden. Das oberste britische Gericht hatte die Berufung als unzulässig abgewiesen. Nun liegt die Entscheidung bei Innenministerin Priti Patel.

"Es ist jetzt wichtiger denn je zu betonen, dass dies ein politischer Fall ist", sagte der Chefredakteur der Enthüllungsplattform, Kristinn Hrafnsson, der Deutschen Presse-Agentur vor der Hochzeit. Trotzdem gehe der Rechtsstreit weiter. Es gebe die Möglichkeit, erneut ein Berufungsverfahren auf der Basis anderer Gründe zu beantragen, da es bei dem bisherigen nur um den gesundheitlichen Zustand Assanges gegangen sei. Allerdings ist unklar, ob ein solches Verfahren zugelassen werde.

Die US-Justiz will Assange wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Dem 50-Jährigen drohen dort bei einer Verurteilung bis zu 175 Jahre Haft. Vorgeworfen wird ihm, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen und veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Seine Unterstützer sehen in ihm dagegen einen investigativen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht gebracht hat und an dem nun ein Exempel statuiert werden soll. (dpa)