Von Birgit Ulbricht
Folbern. Die Ente bleibt draußen! Loriots berühmter Sketch drohte im Fall des Wohnparks Schmid-Montagen an der Weber-Allee in bitteren Ernst umzuschlagen. Vor einigen Tagen sorgte hier eine Warzenente für gehörigen Ärger unter den Mietern. Das Tierchen kam zunächst von der Röder und machte im Hof der Wohnanlage Halt. Dann baute sie auch noch ein Nest und legt glatt sieben schöne Eier.
Als ein paar Rentner das Tier zu hätscheln und zu tätscheln anfingen, kochte die Stimmung erst richtig hoch. Denn die einen wollten die Ente am liebsten durchfüttern und selbst mit ihren Jungen behalten. Die anderen wollten sie unbedingt loswerden. Denn schließlich mache das ach so liebe Tierchen nur Dreck und schleppe noch sonst etwas ein. Der Streit eskalierte, als die Ente samt Gelege plötzlich eines Morgens unter dem Balkon eines Enten-Gegners lagerte. Einer der Rentner fand, das sei doch ein ruhiges Plätzchen. Allerdings sah das der Enten-Hasser ganz anders und drohte, das Nest zu entfernen.
Die Ente war gar nicht herrenlos
Schließlich befinde man sich in einer privaten Wohnanlage und habe beim Einzug alles Mögliche unterschrieben, was hier verboten sei. Und jetzt päppelten einige Rentner zum Zeitvertreib eine Ente hoch. Bevor es zu Handgreiflichkeiten gegenüber der Ente und unter den Nachbarn kommen konnte, kümmerte sich der Großenhainer Tierschutz. Der ließ die Ente wegholen – vom Eigentümer, wie sich jetzt herausstellte. Denn die Ente war mitnichten herrenlos, wie die Beringung offenbarte. Und der Besitzer wusste sogar, wo sich seine Entendame niedergelassen hatte. Denn das prächtige Tier kam geradewegs vom obersten Wassergeflügelsachverständigen Elmar Erdmann aus Folbern angeschwommen. Flugs vom Hof an der Radeburger Straße hatte sie sich die Röder abwärts abgesetzt und war bis zur Weberallee gepaddelt. Nun ist die Ente also wieder zu Hause. Ente gut – alles gut? Nicht ganz. Denn die Ente hat nun erst einmal Stubenarrest, damit sie nicht gleich wieder ausbüxt. Damit sich die Ausreißerin zu Hause wohlfühlt, hat ihr Elmar Erdmann sogar einen Erpel zugesellt. Doch viel zu sagen haben sich die beiden offenbar bisher nicht. Sie sehen sich sozusagen nicht einmal in die dunklen Augen. Wahre Entenliebe sieht anders aus. Gut möglich, dass sich unser Entenweibchen irgendwann wieder auf Röder-Tour begibt und irgendwo ein feines Plätzchen sucht. Mit Entenküken wird es freilich dann nichts. Denn auch die Eier in dem viel umzankten Gelege waren alle unbefruchtet. Denn schließlich hatte sich das Tier für eine Singlereise entschieden.
Mieter ärgern sich immer noch
Im Oktober wird das Wassergeflügel von Elmar Erdmann wieder in der Parkstraße bei der nächsten Ausstellung zu bestaunen sein. Die Warzenente ist übrigens ein afrikanischer Einwanderer, der seit gut zwölf Jahren bei hiesigen Züchtern heimisch geworden ist – vergleichbar am ehesten der Stockente. Und wer weiß, vielleicht es ja da auch ein Wiedersehen mit der kleinen Ausreißerin. Denn im Wohnpark an der Röder ist längst noch kein Friede eingezogen. Die einen sind dem Züchter jetzt böse, dass er sein Tier nun doch abgeholt hat, wo man sich doch fast schon als Enten-Paten wähnte. Und die anderen sind immer noch sauer auf die „renitenten Rentner“.