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Entrümpeln im Gnadenhof

Der ehemalige Nutzer des Areals hat jede Menge Müll hinterlassen. Doch es gibt noch mehr Probleme.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Ostrau/Jahna. Wer eine empfindliche Nase hat, sollte zurzeit das Wohngebäude des Gnadenhofes in Jahna nicht betreten. Es stinkt einfach furchtbar. Der beißende Geruch ist nicht auszuhalten. Jahrelang haben Hunde im unteren Bereich des Gebäudes gelebt und ihren Urin hinterlassen. Vor dem Haus steht ein großer Müllcontainer. „Den ersten haben sie schon abgeholt“, sagt Yvonne Jasinski. Sie ist Mitarbeiterin des Ostrauer Tierheimes, der künftig den Gnadenhof betreiben und älteren Hunden einen guten Lebensabend gestalten will. Nur eben viel anders als der bisherige Nutzer, über dessen Tierhaltung es zu fast jeder Gemeinderatssitzung Beschwerden gab. Oft kam es vor, dass das Veterinäramt des Landratsamtes eingeschaltet wurde.

Yvonne Jasinski und andere Mitarbeiter des Tierheimes entrümpeln gerade das Gebäude und die Nebengelasse. Von außen macht das Areal keinen schlechten Eindruck. Doch wer es dann doch schafft, einen Blick ins Haus zu werfen, der kann sich vorstellen, wie die Hunde gehaust haben müssen. Die Tierschützer haben schon jede Menge Müll aus dem Haus geholt, Sofas, Matratzen und vor allem Dreck, viel, viel Dreck. „Jetzt muss erst einmal gelüftet werden“, so Yvonne Jasinski. Sie will mit ihrem Lebengefährten künftig einmal in das Haus einziehen und wird für den Gnadenhof zuständig sein. Unterstützung bekommt sie von einem Mieter, der bisher schon in einem Flachbau gleich nebenan gewohnt hat. „Es soll abgesichert werden, dass immer jemand für die Hunde da ist“, so die Tierschützerin. Dadurch soll die immer wieder von den Anwohnern kritisierte Ruhestörung weitestgehend ausgeschlossen werden. „Es gibt hier noch jede Menge Arbeit. Die Grundsubstanz ist sehr ordentlich. Jetzt müssen wir etwas daraus machen. Und das nicht nur im Haus und im Nebengelass. Auch die Zwinger sollen nicht so bleiben, wie sie sind.

„Wir können uns eine Gestaltung wie im Tierheim in Ostrau vorstellen. Dort haben die Tiere ihren eigenen Bereich, der von viel Grün abgegrenzt wird“, sagte die Tierschützerin. Doch bevor sie ihre Pläne verwirklichen kann und auch die Hunde im Nebengelass oder den Zwingern leben können, muss der Antrag auf Nutzungsänderung vom Landratsamt bewilligt werden. Dafür müssen noch einige Zuarbeiten vom Tierheim geleistet werden und auch die Gemeinderäte geben eine Stellungnahme ab. Wie diese ausfällt, ist ungewiss. Zunächst gibt es am Dienstag, 13. Februar, eine Einwohnerversammlung unter Leitung von Bürgermeister Dirk Schilling (CDU). Marlies Przybilla wird das Vorhaben vorstellen und Fragen beantworten.

Die Besitzerin des Areals Irmgard Weise aus München stellt den Tierschützern das Areal zur Verfügung. Sie sind dann die Betreiber. „Es soll eine solide Unterkunft für maximal 15 alte Hunde werden“, so die Tierheimleiterin. Zurzeit leben zum Beispiel im Ostrauer Heim ein zwölf Jahre alter Labrador, ein elfjähriger Schäferhund und ein achtjähriger Pudelmix. „Diese Hunde können wir aufgrund ihres Alters nicht mehr vermitteln. Sie sollen aber trotzdem einen schönen Lebensabend haben“, sagte Marlies Przybilla.

Bisher hatte das Schäfer-Gut in Jahna Christiaan Danhoff genutzt. Er ist jetzt mit seinen Hunden ausgezogen und hat alles einfach stehenlassen, was er nicht mehr nutzen kann. Weit musste er nicht fahren bis zu seiner neuen Unterkunft. Der ist jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit in ein altes Gebäude in Delmschütz gezogen. „Angemeldet sind er und seine Hunde noch nicht“, so Bürgermeister Dirk Schilling. Er hat auch alle behördlichen Hebel in Gang gesetzt, um zu verhindern, dass in Delmschütz ein weiterer Gnadenhof entsteht. „Die Eigentümer des Hauses aus München haben der Bauaufsichtsbehörde des Landkreises gegenüber erklärt, dass sie nicht vorhaben, einen Gnadenhof einzurichten“, so Schilling.

Allerdings ist eine private Haltung von bis zu zehn Hunden möglich. „Wir müssen uns an die gesetzlichen Richtlinien halten“, so Schilling. Er habe auch schon den Abwasserzweckverband „Untere Jahna“ informiert, dass das Gebäude nicht über eine vollbiologische Kleinkläranlage verfüge. Das wiederum ist gegen das Gesetz. Auch ob die Heizung dem geforderten Standard entspricht, bezweifelt der Bürgermeister und hält damit nicht zurück. „Die Behörden sind in Bewegung, auch unser Rechtsanwalt“, so der Bürgermeister.