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Entsetzen nach Blutbad

Irak. Zahl der Totennach Anschlägen aufüber 100 angestiegen.

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Nadschaf. Einen Tag nach dem Blutbad in den irakischen Schiiten-Städten ist dort gestern das ganze Ausmaß der Tragödie sichtbar geworden. Die Zahl der Toten stieg auf insgesamt mehr als 100. Nach neuen Zählungen waren bei den beiden Autobombenanschlägen in Nadschaf und Kerbela zudem rund 200 Menschen verletzt worden. Selbst bei den inzwischen an Gräueltaten gewöhnten Irakern lösten die Anschläge Entsetzen aus.

Wie der Gouverneur von Nadschaf, Adnan al-Surfi, bekannt gab, kamen alleine in Nadschaf 52 Menschen ums Leben, als am Sonntag eine Autobombe neben einem Polizei-Kontrollpunkt explodierte. 112 Zivilisten wurden nach Angaben des Gouverneurs verletzt. In der Nachbarstadt Kerbela waren am gleichen Tag 51 Menschen getötet und 92 verletzt worden.

Bereits 50 Festnahmen

In Nadschaf wurden direkt nach dem Anschlag rund 50 Verdächtige festgenommen. Bei einem von ihnen seien „arabische Ausweispapiere“ gefunden worden, sagte Al-Surfi. Viele Schiiten vermuten eher sunnitische Extremisten aus dem arabischen Ausland und weniger Landsleute hinter den Anschlägen auf schiitische Ziele im Irak. Mit anti-schiitischer Propaganda ist bislang vor allem die Terrorgruppe des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi aufgefallen.

Bei der Beerdigung der Opfer in Nadschaf forderten die Trauergäste die unerbittliche Verfolgung und Bestrafung der Täter. Einige riefen: „Wir werden trotzdem zur Wahl gehen.“ Der Vorsitzende des irakischen Übergangsparlaments, Fuad Masum, warnte unterdessen in Bagdad: „Diese kriminellen Banden werden in den nächsten Tagen weitere Verbrechen verüben, vor allem, da sich der Wahltermin nähert“. Viele Irakische Politiker befürchten nun, dass sich derartige Anschläge negativ auf die Wahlbeteiligung auswirken.

Die religiösen Führer der schiitischen Bevölkerungsmehrheit hatten die Teilnahme an dem für Ende Januar geplanten Urnengang zur nationalen und religiösen Pflicht erklärt. Großajatollah Mohammed Taki al-Mudarrissi sagte, die beiden Autobombenanschläge seien das Werk von „Ungläubigen, die den demokratischen Prozess im Land behindern wollen“. (dpa)