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Enttäuschend und beschämend

SZ-Reporter Jürgen Müller über das Verhalten der Agentur für Arbeit.

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© Claudia Hübschmann

Nein, zu beneiden sind Ute und Jens Böhm wirklich nicht. Seit sie das Lokal „Zuessenhaus“ in Kleinzadel gekauft haben, klebt ihnen förmlich das Pech an den Schuhen. Glücklicherweise gab es nach dem Hochwasser viel Unterstützung, wurden die Schäden größtenteils bezahlt, kamen viele freiwillige Helfer. Und nun, nachdem sie aus dem Gröbsten raus schienen, dieser verhängnisvolle Unfall nicht nur mit gesundheitlichen, sondern auch materiellen Folgen. Auch hier hat die Versicherung des Unfallgegners schnell reagiert. Unverständlich ist jedoch das Verhalten der Arbeitsagentur, die es ablehnte, während des durch den Unfall verursachten Arbeitsausfalls für die Mitarbeiter Kurzarbeitergeld zu zahlen. Und das, obwohl es die Gesetzeslage hergibt. Anspruch auf Kurzarbeitergeld besteht nämlich, wenn ein erheblicher Arbeitsausfall durch ein unabwendbares Ereignis eintritt, heißt es da. Was bitte schön ist ein unabwendbares Ereignis, wenn nicht ein Verkehrsunfall?

Doch darauf geht die Riesaer Arbeitsagentur gar nicht ein. Sie spricht nicht von einem „Unfall“, sondern von einer „Krankheit“. Und dagegen müsse man sich eben privat versichern. Pech gehabt, unternehmerisches Risiko. Die Böhms hätten ja in Widerspruch gegen die Entscheidung gehen können. So kann nur jemand argumentieren, der gar nicht weiß, wie es ist, jeden Monat um sein Einkommen kämpfen zu müssen, stattdessen pünktlich, zuverlässig und in voller Höhe sein Gehalt vom Steuerzahler bekommt.

Wegen der guten Beschäftigungslage und geringer Arbeitslosigkeit sitzt die Arbeitsagentur auf einem Haufen Geld. Wenn große Unternehmen in Notlagen kommen, wird sofort und umfassend geholfen. Bei kleinen Unternehmen hält man aber die Taschen zu wie Dagobert Duck. Das ist enttäuschend und beschämend.

E-Mail an Jürgen Müller