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Er hofft, er bangt, er schreit, er schimpft

Der sächsische Kultreporter Gert Zimmermann feiert seinen 60. Geburtstag.

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Von Peter Neumann*

Als Kind wollte er zuerst Polizist werden. Doch dann hörte er Heinz-Florian Oertel im Radio, der von der Friedensfahrt berichtete. Von da ab wollte Gert Zimmermann nur noch eines werden – Sportreporter im Radio. Gestern feierte „Zimmi“ seinen 60. Geburtstag, und wohl für jeden Radiohörer in Sachsen ist der Dresdner eine bekannte Größe. Als noch zu DDR-Zeiten der Sender Dresden einmal Volontäre suchte, bewarb er sich. Doch man wollte, daß er in die SED eintrat. Das wiederum wollte „Zimmi“ nicht, und er begann danach lieber als Kellner zu arbeiten. Im Dresdner Interhotel „Newa“.

Doch so ganz wollte er seinen Lebenstraum nicht aufgeben, und durfte dann immerhin für die Tageszeitung „Die Union“ über Dynamo Dresden berichten. Mit den Gelb-Schwarzen erlebte er fast alle Höhen und Tiefen. Und wenn die DDR-Oberliga-Schiedsrichter mal wieder den Berliner Stasiklub BFC bevorzugten und Dynamo verpfiffen, dann schrieb das „Zimmi“ auch so, zur Freude der Leser und zum Ärger mancher Funktionäre.

Nebenher gab Gert Zimmermann auch noch den Discjockey und wurde dann sogar Stadionsprecher bei Dynamo Dresden. Legendär die Geschichte, als er Trainer Reinhard Häfner 1990 dazu brachte, seine Mannen gegen Lok Leipzig in der zweiten Halbzeit wild stürmen zu lassen, indem er ein falsches Halbzeit-Resultat der Konkurrenz verkündete. Sein schönster Tag war der Aufstieg der Dresdner Dynamos in die 1. Bundesliga im Frühjahr 1991.

Als die Mauer fiel, bot sich Zimmermann dann endlich die Chance, seinen Traum vom Sportreporter im Radio zu verwirklichen. Er heuerte bei MDR 1 Radio Sachsen an, und begleitet seitdem sächsische Fußball-Mannschaften Woche für Woche durch die verschiedenen Ligen. Er schildert das Spielgeschehen auf seine unnachahmliche Art: Er hofft, er bangt, er schreit, er schimpft – es ist eine Lust, ihm zuzuhören.

Unvergessen seine Reportage vom Elfmeterschießen des DFB-Pokalspiels Dresden kontra Leverkusen am 1. Dezember 1993, als der Dynamo-Torwart den Schuss von Pavel Hapal meisterte: „O Gott. Und der Russe (Stanislaw Tschertschessow/d.A.) bleibt stehen, wie Lenin auf dem Roten Platz. Nimmt die Hände noch und nimmt den Ball und, Dresden kann in Führung gehen... Wenn Sie das jetzt im Auto hören, fahren Sie rechts ran, fahren Sie nicht weiter, wenn Sie Anhänger von Dynamo Dresden sind...“ Noch heute erinnern sich viele Hörer an diese Reportage.

*Der Autor ist seit 1992 beim MDR tätig.