Bautzen
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Er sorgt dafür, dass die Busse pünktlich sind

Als Deutschlands bester Azubi ließ Ronny Körner die Konkurrenz hinter sich. Heute ist er Einsatzplaner bei Regiobus in Bautzen.

Von Tilo Berger
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Ronny Körner koordiniert bei Regiobus in Bautzen den Einsatz der Fahrer und Busse. Der 26-Jährige aus Neusalza-Spremberg hat selbst Busfahrer gelernt.
Ronny Körner koordiniert bei Regiobus in Bautzen den Einsatz der Fahrer und Busse. Der 26-Jährige aus Neusalza-Spremberg hat selbst Busfahrer gelernt. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Die Pausen zwischen den Telefonaten sind nur kurz. Irgendetwas passiert immer. Ein Busfahrer meldet sich plötzlich krank, schnell muss Ersatz her. Ein Bus hat lange im Stau gestanden und Verspätung angesammelt, der Fahrer kann nicht pünktlich seine nächste Tour antreten. Ein anderer hat gerade eine Panne.

Was eben alles so geschehen kann in einem großen Verkehrsbetrieb wie der Regionalbus Oberlausitz GmbH, kurz Regiobus. Ein Unternehmen mit etwa 230 Busfahrern und mehr als 160 eigenen Bussen, in dessen Auftrag rund 135 Fahrer von 32 weiteren Verkehrsbetrieben unterwegs sind. Und schon wieder greift Ronny Körner zum Telefon. Mit der anderen Hand bewegt er per Maus den kleinen Pfeil über den großen Bildschirm mit der Straßenkarte. Dank Satellitentechnik kann Ronny Körner genau sehen, auf welcher Straße, an welcher Haltestelle sich welcher Bus befindet. Zur Sicherheit hängen an der Wand die Linienkarten der beiden Verkehrsverbünde, in denen Regiobusse aus Bautzen unterwegs sind: Oberelbe (VVO) und Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon). „Ach dort bist du“, sagt er in den Telefonhörer. „Ich kümmere mich gleich drum.“

Manchmal weckt er Fahrer

Sein kleines Büro befindet sich in einer Ecke der Regiobus-Pflegehalle. Direkt vor seiner Tür werden die Busse kontrolliert und betankt, bevor sie ihre Fahrt zu den Haltestellen antreten. Und dass hinter jedem Lenkrad ein Fahrer sitzt, dafür ist Ronny Körner verantwortlich. Mindestens ein Fahrer hält sich immer in Bereitschaft, aber wenn der einspringen muss, tut sich eine Lücke auf. Da muss sich der 26-Jährige schnell um Ersatz für den Ersatz kümmern. Zum Beispiel einen Fahrer aus dem Bett klingeln – ist alles schon passiert.

Im Notfall könnte sich der 26-Jährige auch selbst ans Steuer setzen, doch dann wäre wiederum sein Arbeitsplatz verwaist. Der Blondschopf aus Neusalza-Spremberg hat selbst Busfahrer gelernt. Er spricht nicht so darüber, aber seine Geschäftsführerin Andrea Radtke voller Stolz: Ronny Körner war in seinem Abschlussjahrgang 2014 der beste Busfahrer-Lehrling in ganz Deutschland. „Was denn“, sagt er, „ist das auch schon wieder fünf Jahre her?“

Regiobus will seine künftigen Fachleute nach Möglichkeit immer selbst ausbilden, berichtet Andrea Radtke. Zurzeit gehören außer rund 280 Angestellten auch erneut elf Lehrlinge zum Unternehmen.

Zeitiger Dienstbeginn

Ronny Körner kann sich an seine Lehre noch erinnern, als wäre sie gestern zu Ende gegangen. Jetzt setzt er sich jeden Morgen um halb sechs in seinem kleinen Büro vor die Monitore und das Telefon. Er löst da den morgendlichen Einsatzleiter ab, der seinen Dienst schon um vier Uhr begann – wenn die ersten Busse ausrücken. Der Einsatzleiter setzt seine Schicht dann in der Leitstelle im Regiobus-Gebäude am Bautzener Busbahnhof fort. Gegen 18 Uhr kommt der abendliche Einsatzleiter dann wieder ins Busdepot zurück, wo er bis gegen 20 Uhr bleibt. Notfall-Schlosser sind noch eine Stunde länger da. Und auch ohne Notfall haben die 24 hauseigenen Werkstattmitarbeiter gut zu tun. Jeder Bus muss im Drei-Monats-Rhythmus eine Sicherheitsüberprüfung meistern, berichtet Andrea Rolle, Abteilungsleiterin Technik bei Regiobus und eine von 27 Bürokräften. Alle 30 000 Kilometer stehen Wartung und Ölwechsel an. Und 30 000 kommen schnell zusammen bei einem Unternehmen, dessen Busse im Jahr laut Fahrplan fast dreizehn Millionen Kilometer zurücklegen. Da sind Sonderfahrten und Einsätze wie für Schienenersatzverkehre noch gar nicht mitgerechnet.

In einem Büro in der großen Werkstatthalle bestellt André Mickan neue Ersatzteile. Irgendeins wird immer gebraucht. „Wir können nicht alles auf Vorrat hier haben“, erklärt Petra Rolle. Nur Stoßecken für die Vorderfront der Busse liegen ein paar mehr bereit. Sie sind besonders im Winter öfter zu ersetzen, wenn die Busse an Schneebergen vor den Haltestellen kratzen. Dann fährt auch die Waschanlage auf Hochtouren. Es dauert etwa zehn bis fünfzehn Minuten, bis ein Bus wieder glänzt. „Ein Bus soll schnell wieder rollen“, sagt die Technik-Chefin.

Wenn abends nach 21 Uhr die letzten Busse des Tages auf das Gelände an der Paul-Neck-Straße rollen, zieht für wenige Stunden Ruhe ein, bis zwischen frühem Morgen und spätem Abend wieder ein Rädchen ins andere greifen muss. Würde davon nur eines aussetzen, schimpften irgendwo wartende Fahrgäste.